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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom
Autoren: Lena Johannson
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darüber geredet, dass es nun doch danach aussah, als hätte André Dreck am Stecken. Ein alter Bekannter, hatte die Beamtin gesagt, ein Gauner mit Erfahrung sozusagen. Jasmin hatte spontan verkündet, dass sie auf jeden Fall zur Ausstellungseröffnung gehen wollte. Sie würde ihm in die Augen sehen, wenn er verhaftet wurde. Dann erklärte sie ebenso überzeugt, dass sie ihn auf keinen Fall wiedersehen konnte. So war es hin und her gegangen, bis die beiden schließlich entschieden hatten, an der Veranstaltung teilzunehmen. Sie wollten wissen, ob die Polizei ihren Hinweisen nachgehen und im Kunstpavillon zuschlagen würde. Wenn nicht, würde Gabi André zur Rede stellen. Er kannte sie nicht, sie konnte also erst einmal ganz unauffällig mit ihm ins Gespräch kommen. Jasmin wollte sich vor ihm verstecken, so gut es eben ging. Dieser Pavillon war rund mit einem dicken gemauerten Kern. Da musste es doch möglich sein, jemandem aus dem Weg zu gehen und sich gewissermaßen unsichtbar zu machen.
    »Es ist noch immer viel zu früh, sich wegen der Eintrittskarten in die Schlange zu stellen. Wahrscheinlich gibt es noch nichteinmal eine Schlange«, überlegte Gabi laut. »Lass uns auf die Brücke gehen und ein Eis essen«, schlug sie vor.
    »Ich kriege nichts runter. Außerdem bekleckere ich mich am Ende noch.« Jasmin sah beklommen an sich herunter. Sie trug ein Trägerkleid aus sehr feiner violetter Seide und eine altrosa Stola. Damit sie in den Riemchensandalen dieses Mal besser laufen konnte, hatte sie ihre Füße rundum mit transparentem Blasenpflaster geschützt.
    »Ich lasse es darauf ankommen«, verkündete Gabi und schlug bereits den Weg zur Seebrücke ein. Sie hatte einen leuchtend gelben Leinenanzug und schwarze Lederschuhe gewählt. Sehr schick und mit Sicherheit bequemer als Jasmins Variante. »Wenn ich daran denke, dass du mit dem Kerl alleine warst«, sagte sie nachdenklich, als sie sich, ihre Eistüte in der Hand, auf einem Liegestuhl unweit des Café-Pavillons niederließ. »Als du von eurer Begegnung am Streckelsberg erzählt hast und davon, dass einer tot ist, der angeblich den Eingang zu irgendwelchen Höhlen kennt, war mir die Sache nicht ganz geheuer. Aber später kam es mir absurd vor, dass er ein Gauner sein soll. Und nun stellt sich heraus, dass du dir einen Kriminellen geangelt hast. Ich fasse es einfach nicht.«
    Jasmin hatte es sich in dem Liegestuhl neben ihrer Freundin bequem gemacht, nachdem sie ihn penibel mit einem Taschentuch abgewischt hatte. Sie blickte auf die glitzernde Ostsee. »Ich habe mir niemanden geangelt. Er war hinter mir her«, stellte sie richtig. »Mir kam das gleich komisch vor, aber du mit deinen Horoskopen …« Sie sprach nicht weiter. Ihre Gedanken waren schon wieder bei der bevorstehenden Veranstaltung. Bestimmt würde er da sein. Schrecklich! Wie sollte sie das nur überstehen? Wenn sie ganz aufrichtig war, musste sie sich eingestehen, dass sie bereits darüber nachgedacht hatte, ob eine Fernbeziehung wohl funktionieren könnte. Am Tag ihres Ausflugs hatte er immerhin gesagt, er wolle sie gern wiedersehen. Und er hatte ihr Komplimente gemacht. Sie hatten sich einfach bestens verstanden, und der Abschied an dem Abend war so romantischgewesen. Da durfte man doch wohl ein bisschen träumen. Sie seufzte.
    »Hey, es wird schon nicht so schlimm werden.« Gabi hatte sie offenbar eine ganze Weile beobachtet. »Und du lernst noch andere Männer kennen. Ich gebe ja zu, dass ich die Hoffnung hatte, dich unter die Haube zu kriegen. Und dann noch einer von Usedom, das wäre ideal. Hier gibt es schließlich auch Steuerberater, du hättest herziehen können.«
    »Du meine Güte, so weit hast du schon geplant?«
    »Man wird doch wohl träumen dürfen.«
    Jasmin musste schmunzeln. Wie ähnlich sie sich manchmal waren.
    »Tja, war wohl nichts. Aber für dich ist es bestimmt besser so.«
    »Wieso das?«
    »Ich halte nichts von diesen Inselaffen.«
    »Das ist ganz neu. Wahrscheinlich sagst du das nur, um mich zu trösten, stimmt’s?«
    »Stimmt. Ich hätte es dir so gegönnt.« Gabi sah auf das Meer. »Und mir auch.«
    Zwei Stunden vor Einlass hatte sich bereits eine lange Reihe von Menschen gebildet. Gabi hatte sich bezüglich des Interesses gründlich verschätzt.
    »So ein Mist, was wollen die alle hier? Können die nicht in den nächsten zehn Tagen kommen?«, brummte sie missmutig. »Die sind doch nur scharf auf die Häppchen, die gereicht werden, nicht auf die Kunst.«
    »Mit wenigen
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