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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom
Autoren: Lena Johannson
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warten, bis der erste Ansturm vorbei ist.«
    »Dann bin ich nicht mehr da.«
    »Oh, du fährst schon wieder?«
    »Ja, mir bleiben nur noch zwei Tage, dann ist der Urlaub wieder vorbei.«
    Er war traurig, das zu hören, wenn sie sich nicht täuschte. »Tja, die Ausstellung bleibt nur zehn Tage auf der Insel. Wenn du das nächste Mal kommst, ist sie längst vorbei. Dann wirst du wohl darauf verzichten müssen.«
    »Ich kann doch wenigstens versuchen, einen Platz zu bekommen«, wandte sie verständnislos ein.
    »Nein.« Er wollte nicht, dass sie zu der Veranstaltung in Heringsdorf kam, das war nicht zu übersehen. Hatte er vor, ein Ding zu drehen, und wollte dabei nicht von ihr gesehen werden? »Ich meine, ich kann dir wirklich nur abraten. Es werden die üblichen Verdächtigen kommen, alle, die sich auf Usedom für Kunstkenner halten. Das wird laut und voll. Sehen und gesehen werden. Magst du so etwas?« Er zog die Nase kraus.
    Jasmin zögerte. »Nein, nicht besonders. Aber der Bernstein würde mich schon sehr interessieren.«
    Seine Miene veränderte sich mit einem Schlag. »Du bist erwachsen, du musst wissen, was du tust. Also dann, ich muss weiter. Wir sehen uns bestimmt noch, bevor du abreist.« Er legte ihr kurz eine Hand auf den Arm und sah ihr in die Augen. Dann verabschiedete er sich und ließ sie stehen.
    Gabi war nicht gerade begeistert, dass Jasmin doch nicht bei der Polizei gewesen war. Sie hielt ihrer Freundin eine Strafpredigtund erklärte ihr ungerührt, dass sie das am nächsten Tag endlich nachholen würden. Sie hätten schon viel zu lange gewartet.
    »Und was ist mit der Ausstellung? Ich bin sicher, er wird dort sein. Wahrscheinlich will er die Sicherheitsvorkehrungen ausspionieren. Muss ich denen das auch sagen?« Jasmin sah Gabi verzweifelt an.
    »Nein.« Gabi dachte nach. Sie schob sich die Brille in die Haare und setzte sie gleich wieder auf die Nase. »Wir melden nur, was wir in dem Schuppen gesehen haben. Von André müssen die nichts wissen. Du weißt doch selbst nicht mal, ob der nur eine Meise hat oder tatsächlich in die Diebstahlserie verwickelt ist. Ich tippe übrigens auf Variante eins. Der hat nicht alle Zwiebeln im Kuchen.«
    Jasmin zog eine Schnute. Dummerweise musste sie sich eingestehen, dass einiges dafür sprach. »Wir können ja ganz unauffällig fragen, ob die bei der Eröffnung vor Ort sein werden. Ich meine, da geht es in der Tat um echte Schätze. Und nachdem auf Usedom in letzter Zeit so viel weggekommen ist, müssten die doch jetzt auf den Bernstein aufpassen wie auf ihr eigenes Leben.«
    Bevor sie ins Bett ging, sah sich Jasmin das Porträt an, das sie von André skizziert hatte. Sie wollte es eigentlich ausarbeiten, doch sie saß nur da, den Pinsel in der Hand, und starrte es an. Sie wünschte sich so sehr, sein Gesicht würde lebendig werden, die Lippen würden sich bewegen und ihr verraten, warum er so geheimnisvoll tat. Doch das Bild blieb stumm.

Finale in Heringsdorf

    »In Zecherin, sagen Sie?« Die Polizeibeamtin kniff die Augen zusammen und sah von Gabi zu Jasmin und wieder zu Gabi.
    »Nicht im Ortskern«, entgegnete die. »Wir sind ein Stück parallel zur Peene gelaufen.«
    »Da stehen drei Hütten, Fischerhütten wahrscheinlich«, ergänzte Jasmin. »Die können Sie gar nicht verfehlen. Eine war mal rot, aber die Farbe blättert ab.«
    »Genau. Und in der haben wir auch die zugedeckten Gegenstände gesehen.« Gabi nickte nachdrücklich.
    »Können Sie mir den Platz auf der Karte zeigen?«
    Jetzt rollte Gabi mit den Augen, nicht zum ersten Mal, seit sie auf der kleinen Wache saßen. »Ja, so schwer ist das ja nicht.«
    Die Polizistin warf ihr einen strafenden Blick zu. »Was hatten Sie da überhaupt verloren?«
    »Ich male«, platzte Jasmin heraus, bevor Gabi und die Beamtin mit den kurzen braunen Locken und dem Überbiss, der ihrem Gesicht etwas Nagetierhaftes gab, einen Streit beginnen würden. »Die Gegend da unten ist sehr schön. Ich hatte dort vor einigen Tagen eine Skizze gemacht, die wollte ich fertigstellen.«
    »Und danach wollten wir an den Strand«, fügte Gabi hinzu. Ihr Ton verriet, wie gereizt sie war.
    Die Polizistin fixierte den Punkt auf der Landkarte, an dem die drei Hütten stehen sollten. Sie schien zu überlegen, wie wahrscheinliches war, dass es dort tatsächlich etwas zu entdecken gab.
    »Zugedeckte Gegenstände also. Können Sie die genauer beschreiben?«
    »Das haben wir doch schon getan«, fuhr Gabi sie an.
    »Da waren Bilder. Bilder,
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