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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Nachrichtenzufuhr einzuklinken, selbst nachts, wenn er, so wie jetzt, nicht schlafen konnte. Tatsächlich war es so typisch für ihn, dass es einen Verdacht eher zerstreuen konnte als erregen.
Er presste die Hand auf die Glasoberfläche des Com-Link und wartete. Sekundenlang passierte nichts, und sein Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. Er befürchtete, er könne schon zu spät dran sein, die Ereignisse seien ihm bereits entglitten, man würde ihm den Zugang verweigern, und bald klopfe ein Schlägertrupp der Expansionisten an seine Tür.
Doch dann tadelte er sich im Stillen. Das System war seit Wochen so langsam, schuld daran waren Stromausfälle, die gelegentlich den halben Kontinent stundenlang in Dunkelheit tauchten.
Alles auf dem Planeten, von den Wahlen bis zur Essensbestellung, war von diesen elektronischen Verbindungen abhängig. Aber in ihrer Kurzsichtigkeit hatten die Expansionisten die Mittel für Verbesserungen gestrichen, und nun begann das System zusammenzubrechen. Es war symptomatisch für alles, was schief lief in der Föderation. Die Infrastruktur zerfiel, und niemand brachte ein Gesetz durch, mit dem sich etwas dagegen unternehmen ließ. Die Bevölkerungszahl stieg weiter an, aber die Dienste zur Versorgung der Menschen wurden zunehmend schlechter, weil die benötigten Mittel für Waffen, den Bau von Megaschiffen und die Ausbildung von Truppen ausgegeben wurden. Es war Irrsinn, und Herm war nicht der Einzige, dem dies bewusst war. Unglücklicherweise wollte aber niemand auf seine oder andere Stimmen hören, die darauf hinwiesen, es sei untragbar, Geld für Verteidigung statt für grundlegende Bedürfnisse zu verwenden.
Er dachte an seine geschichtlichen Studien. So widerstrebend er sie auch begonnen hatte, inzwischen waren sie fast zu einer Obsession geworden. Seine Begeisterung für Geschichte war eine der wenigen Freuden, die er außer seiner Familie hatte, eine Flucht aus der bedrückenden Gegenwart, die er durchlebte. Aus irgendeinem Grund musste er an die Geschichte eines großen Reiches denken, das kurz vor dem Zeitalter der Raumfahrt auf Terra existiert hatte, eines Landes, das den größten Teil dessen abdeckte, was man damals Asien und Europa nannte. Ein halbes Jahrhundert lang hatte es sich der Vorbereitung auf einen Krieg gewidmet, der nie ausbrach, und schließlich war es in lauter Einzelteile zerbrochen, Bankrott gegangen an seiner eigenen Furcht. Vielleicht würde die Bewegung der Expansionisten denselben Verlauf nehmen. Der Gedanke war ein schwacher Trost. schließlich sprang das Terminal mit einem Blinken an.
Rasch überflog er die jüngsten Nachrichten und hielt nach Hinweisen Ausschau, die ihm verraten konnten, wie viel Zeit ihm noch blieb. Er überging Berichte über Lebensmittelknappheiten, einen weiteren Tumult um Wasser auf den indonesischen Inseln, die Ankunft des Gouverneurs von Tau Ceti zu einem Staatsbesuch und Verschiedene andere Schlagzeilen. Da, eine knappe Meldung, am Ende der neuesten Nachrichten. Die Premierministerin hatte für drei Tage später eine wichtige Rede vor beiden Häusern angekündigt. So viel Zeit blieb ihm also, um möglichst weit zu kommen. Nicht viel, aber genug. Er hatte tief im Innern das Gefühl, das Richtige zu tun, genau wie Lew es prophezeit hatte. Und schlau, wie er war, hatte er sich immer einen Fluchtweg offen gehalten.
Im ersten Augenblick konnte er einzig daran denken, dass er endlich nach Darkover heimkehren würde – und zwar Unverzüglich. Eine Woge der Erleichterung ließ ihn in den blinkenden Schirm grinsen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach würde er nicht hierher zurückkommen, und das schuf eine Reihe neuer Probleme. Er musste Katherine und die Kinder mitnehmen. Das war weiter nicht schwierig, außer dass Kate Fragen stellen würde, warum sie ihr Zuhause verließen. Und er konnte ihr schlecht die Wahrheit sagen, denn das würde die Überwacher in den Wänden auf den Plan rufen.
Hermes seufzte. Das Leben als Junggeselle war sehr viel einfacher gewesen, aber auch weniger befriedigend. Kate war eine intelligente Frau; sie würde ihm einfach trauen müssen, weil sie wusste, dass er nur ihr Bestes im Sinn hatte. Einen Moment lang machte er sich sinnlos Sorgen, weil er die Kinder aus ihrer gewohnten Umgebung reißen würde, dann verbannte er den Gedanken. Sie waren noch jung und anpassungsfähig, und Schaden von ihnen abzuwenden war wicht iger als alle anderen Überlegungen. Später, wenn sie außer Reichweite der Dauerbewachung
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