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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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versehentlich für einen Darkovaner gehalten und erschossen, bevor sich jemand die Mühe machte, Fragen zu stellen. Marguerida nahm an, dass diese wohlverdiente Exekution Grayson viele weitere Peinlichkeiten erspart hatte, und sie fragte sich insgeheim, ob die Erschießung Vancofs nicht doch eher Absicht als Unfall gewesen sein könnte.
    Anschließend hatten sie drei Wochen lang nach ihrer Rückkehr nichts von der Föderation gehört. Das fortgesetzte Schweigen der regionalen Relaisstation trieb Grayson beinahe zum Wahnsinn. Als der Verwalter dann schließlich eine Nachricht erhalten hatte, schien die Last der Jahre von ihm abzufallen. Danach war es nur noch darum gegangen, ihm bei der Organisation der Abreise zu helfen. Und jetzt mussten sie lediglich warten.
    Ein fernes Donnergeräusch schreckte Marguerida jäh aus ihren Erinnerungen, dann sah sie einen grellen Lichtstrahl.
Ein Raumkreuzer setzte zur Landung an. Er wirbelte mächtige Dunstwolken auf, da die Hitze von den Landungsdüsen den Schnee auf dem Rollfeld verdampfen ließ. Es war ein grandioser Anblick – das Lodern der Düsen und der glatte, schwarze Rumpf des Schiffes, der sich schroff von der weißen Fläche dahinter abhob.
Als sich die Dampfwolken verzogen, sah Marguerida schwere Fahrzeuge über das nunmehr schneefreie Rollfeld fahren, und sie glaubte zu erkennen, wie mehrere Rampen von dem Raumkreuzer herabgelassen wurden. Es war auf diese Entfernung kaum genau auszumachen. Der erste Transporter erreichte die Rampe und fuhr nach oben in den Bauch des Schiffes, die übrigen folgten ihm. Nach all der gespannten Erwartung war die ganze Angelegenheit eine ziemliche Enttäuschung. Grayson hatte alles gut organisiert, und nach einer halben Stunde war der letzte Transporter an Bord verfrachtet.
Marguerida fragte sich unwillkürlich, was die Männer und Frauen wohl erwartete, die Darkover nun verließen. Grayson hatte ein paar Bemerkungen über den gegenwärtigen Zustand der Föderation fallen gelassen, die nahe legten, dass in Teilen dieses ausgedehnten Konglomerats von Planeten ein Bürgerkrieg tobte, dass einzelne Welten einen Aufstand gegen Premierministerin Nagy und die expansionistischen Streitkräfte angezettelt hatten. Vermutlich konnten die Leute dort unten von Glück reden, dass sie überhaupt abgeholt wurden, aber Marguerida war klar, dass ihre Informationen bestenfalls bruchstückhaft waren.
Die Rampen verschwanden wieder im schwarzen Schiffsrumpf, und minutenlang war keinerlei Aktivität erkennbar.
Der Himmel verdüsterte sich, und ein paar Schneeflocken begannen zu fallen. Die kleine Gruppe wartete. Dann umgab ein blendender Lichtschein den Raumkreuzer, und er hob ebenso schnell ab, wie er gelandet war, als wäre er gewichtslos, obwohl er viele Tonnen wog. Wie ein Lichtschwert stieg er auf, bis er durch die Wolken stieß und ihren Blicken entschwand.
Eine Weile sprach niemand. „So, die sehen wir nicht wieder“, verkündete Rhodri dann fröhlich.
Marguerida sah ihren rothaarigen jüngeren Sohn an, froh, dass selbst die folgenschwersten Ereignisse seiner permanenten Begeisterung für alle möglichen Dinge nichts anhaben konnten. Wenigstens ihn durfte sie noch bemuttern, jetzt da Domenic bei Istvana Ridenow in Neskaya war.
„Das bezweifle ich, Rhodri“, erwiderte Mikhail, so ernst er konnte. Unwillkürlich hatte ihn die gute Laune seines zweiten Sohnes angesteckt.
„Aber haben wir sie denn nicht rausgeschmissen?“, ließ der Junge nicht locker.
„Eigentlich nicht – für ihre Abreise gab es vielerlei Gründe. Und es bedeutet nicht, dass sie nie mehr zurückkommen, mein Sohn.“ „Ich glaube, du siehst einfach schwarz, Vater. Du bist schon die ganze Zeit so trübsinnig, seit du wieder da bist. Sie sind bestimmt für immer fort.“ Mikhail sah Marguerida über Rhodris Kopf hinweg an und runzelte fragend die Stirn. Sie verstand, was er meinte, und wünschte, sie hätte eine Antwort. Sie hatte weder jetzt eine plötzliche Vision von der Zukunft, noch war sie seit ihrer Rückkehr von einer heimgesucht worden. Das hatte nichts zu bedeuten – die Föderation oder eine andere Macht konnte auch nach ihrem Tod wiederkommen. Es war kein tröstlicher Gedanke, dass sie und Mikhail das Problem möglicherweise ihren Kindern hinterlassen mussten.
Marguerida machte kehrt und ging auf die Tür zu, die zurück in die Wärme der Burg führte. „Ich hoffe, du hast Recht, Rhodri“, sagte sie.
„Natürlich hab ich Recht. Warum sollten sie wegfliegen, wenn
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