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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Lass mir jetzt ein bisschen Ruhe, damit ich meine Argumente ordnen kann.
Ja, Mutter – und danke!
Du bist ein guter Sohn, Domenic – der beste. Ich würde alles gern für dich tun, nur nicht … das, worum du mich gerade gebeten hast. Ich würde dir eher einen Mond schenken als … Marguerida seufzte schwer, und Domenic merkte, dass sie heftig gegen ihre Tränen ankämpfte. Sein Vater schien nicht der Einzige zu sein, dem es das Herz zerriss, und einen Moment lang wünschte er, er hätte diesen Weg nicht eingeschlagen. Doch dann verging dieses Gefühl, und während er weiterritt, fühlte er sich zum ersten Mal seit Monaten wohl in seiner Haut.
    Es war früher Vormittag, als der Trauerzug die Rhu Fead in Hali erreichte. Unter normalen Umständen, überlegte Mikhail, würde das Begräbnis zu einer späteren Stunde stattfinden; auch wenn Hali nur eine Reitstunde nördlich von Burg Comyn lag, würde es dauern, bis sich die Prozessionsteilnehmer versammelt hatten, vor allem für einen so prominenten Toten wie Regis Hastur. An diesem Begräbnis müsste eigentlich der gesamte Rat der Comyn mit fast allen Familienmitgliedern teilnehmen.
    Aber normalerweise wurde ein Trauerzug nicht aus dem Hinterhalt überfallen.
So war es nur eine kleine Gruppe, die nun zusammenkam, um Regis Hastur zu beerdigen – alle, die man nicht zum Schutz der Kinder oder der Burg gebraucht hatte und die den Hinterhalt und seine Folgen ohne ernsthafte Blessuren überstanden hatten. Regis’ Leichnam wurde, wie es Brauch war, in ein unbezeichnetes Grab gelegt, und Mikhail wartete schweigend, bis Regis’ Sohn mit den überlieferten Gedenkworten begann.
Nach einer Weile trat Danilo Hastur vor. Als Regis’’nächstem Verwandten war es an ihm, als Erster zu sprechen. „Ich kannte meinen Vater nicht gut“, begann er, „und das war sicher ein Schaden für mich. Aber ich erinnere mich, dass er mit mir gespielt hat, als ich klein war, obwohl er wenig Zeit dafür hatte. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.“ Danilo Syrtis trat vor, er sah unendlich traurig aus. „Regis und ich waren zusammen bei den Kadetten. Als ich in Ungnade fiel, hat er mich in Syrtis aufgesucht, und wir schworen den Eid der Bredin. Er war bereit, einen mächtigen Mann zu befremden, um mein Freund zu werden, und seit jener Zeit waren wir zusammen. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.“ Nach einem Augenblick des Schweigens trat Mikhail vor.
„Als Regis mich adoptierte, war ich jung, ein halber Säugling noch, und ich erinnere mich, dass er mich während der ersten Jahre wie ein beliebiges Kind behandelt hat. Als ich älter wurde, verbrachte er mehr Zeit mit mir und sprach mit mir. Ich weiß, dass er als junger Mann über Darkover hinaus hatte reisen wollen, aber er gab diesen Traum auf, um seine Pflicht gegenüber Darkover und uns allen zu erfüllen. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.“ Als Nächster sprach Herm Aldaran. „Ich hatte nie die Ehre, Dom Regis kennen zu lernen, aber er entsandte mich in die Abgeordnetenkammer, obwohl ihm die Taten meines Vaters allen Grund gaben, einem Mitglied unserer Familie zu misstrauen. Dadurch ermöglichte er es mir, sowohl Darkover zu dienen als auch meinen Traum von Reisen im Weltraum zu erfüllen. Ich verdanke ihm auch meine geliebte Frau und unsere Kinder. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.“ Der junge Donal Alar, Mikhails Friedensmann, sprach nun.
„Ich habe wenig von Dom Regis gesehen. Doch in all den Jahren habe ich nie gehört, dass er etwas Unehrenhaftes tat oder ein böses Wort sagte. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.“ Das ist nicht recht, dachte Mikhail. Lew müsste hier sein, Linnea und Javanne … er war ihr Bruder. Es sollten mehr Leute von Regis erzählen. Hermes ist nicht der Einzige hier, der ihn nicht einmal persönlich kannte. Marguerida blickte sich hilflos um. Mikhail überlegte, ob sie ein Echo seiner Gedanken aufgeschnappt hatte oder ob sie das Gleiche dachte. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie aufmunternd. „Regis war immer gütig zu mir“, sagte sie.
„Mehr noch, er war freundlich. Ich glaube nicht, dass er wirklich damit einverstanden war, dass Mikhail mich geheiratet hat, aber er hat mich dennoch behandelt wie eine Tochter. Diese Erinnerung soll meinen Kummer lindern.“ Mikhail wartete, bis deutlich wurde, dass niemand mehr etwas sagen wollte. Dann trat er wieder vor, hob eine Hand voll Erde auf und warf sie ruhig in das Grab. Mit ihm begannen die
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