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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kenne dieses Geräusch, allerdings habe ich es nur einmal gehört und aus viel größerer Ferne.
Du weißt, was das ist? Er war erstaunt und zugleich außerordentlich erleichtert. Wie konnte sie das kennen?
Ja. Es ist das Herz der Welt, wie es brodelt und dröhnt. Ach, Domenic! Ich habe es einmal berührt, vor langer Zeit, bevor du empfangen wurdest, und es war nur für einen kurzen Moment, wenngleich es mir wesentlich länger vorkam. Hörst du es die ganze Zeit?
Meistens. Manchmal ist es schwächer als jetzt, aber in letzter Zeit scheint es immer lauter zu werden. Ich habe mich nicht getraut, es euch zu sagen, ich hatte Angst, ihr könntet mich für verrückt halten.
Das also hat dich die ganze Zeit beunruhigt? Ich dachte, es ginge um deine Gefühle für Alanna … Ich komme mir sehr dumm vor, mein Sohn. Ihr Geist schien sich zu klären, als würde sie mit einer gedanklichen Energieleistung alles ausmustern, was nicht von Belang war, und gleichzeitig die Angst zurückhalten, die nach ihr zu greifen drohte.
Du meinst, weil du mich falsch beurteilt hast? Na ja, ich hege tatsächlich Gefühle für Alanna, und sie machen mich halb wahnsinnig, aber ich bin noch soweit bei Verstand, dass ich den Unterschied zwischen einem hoffnungslosen Verlangen und dem, was möglich ist, begreife. In ihrer Nähe zu sein, macht es mir schwerer, weil ich so viel Energie aufwenden muss, meine Begierden in Zaum zu halten, dass weniger für diese Geschichte mit dem Herzen der Welt übrig bleibt. Ich habe Alanna schon als Kind geliebt, aber mir war immer klar, dass sie, egal was ich empfinde, nie mehr sein kann als eine geliebte Schwester und Base. Nachdem ich mit ihr aufgewachsen bin, weiß ich überdies, dass meine Gefühle möglicherweise nicht genau das sind, wofür ich sie halte – einfach weil ich bisher kaum Mädchen getroffen habe, mit denen ich nicht verwandt bin. Ich muss weg von Alanna, ihretwegen und meinetwegen, und ich muss weg von Großmutter Javanne und allen anderen!
Du bist viel klüger, als ich vermutet habe, Domenic, und ich komme mir sehr alt vor. Und unzulänglich. Ich habe das Gefühl, als hätte ich verschiedene wichtige Dinge übersehen, als hätte ich dir nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Arilinn reicht nicht für deine Zwecke?
Nein, ich glaube nicht. Istvana kennt mich von Kindesbeinen an, und ich kann mir niemanden vorstellen, der besser geeignet wäre, mir zu helfen, wenn ich diesen Teil von mir kennen lernen will. Auch Valenta Elhalyn ist nicht erfahren genug, um mich anzuleiten, und sonst fällt mir niemand in Arilinn ein, der verstehen könnte, was es mit dieser … dieser neuen Gabe auf sich hat. Womöglich kann sie Berge versetzen, auch wenn ich sehr hoffe, dass dies nicht der Fall ist.
Du meine Güte! Das ist mir nicht einmal in den Sinn gekommen! Eine neue Gabe … Ja, jetzt verstehe ich alles. Wir können dich nicht Arilinn bis in seine Grundfesten erschüttern lassen, hab ich Recht?
Das ist nicht annähernd so komisch, wie du glaubst, Mutter!
Aber Domenic, nach all den Jahren solltest du wissen, dass ich auf jede Krise erst einmal mit einem Scherz reagiere.
Wie streng du sein kannst. Ich glaube, ich kenne dich gar nicht mehr, was für eine Mutter ein fürchterliches Eingeständnis ist.
Nun gut. Wir werden dich nach Neskaya schicken, auch wenn ich bezweifle, dass mir Istvana dafür dankbar sein wird. Und du kannst Illona mitnehmen. Ich habe mich schon als ihre Pflegemutter gesehen, und ehrlich gesagt, ich habe mich nicht eben darauf gefreut.
Domenic konnte fühlen, wie sie ihre Gedanken mit einer verblüffenden Plötzlichkeit ordnete. War sie immer schon so rücksichtslos gewesen? Wahrscheinlich – er war ihr Kind, und er hatte nie ernsthaft über all die Entscheidungen nachgedacht, die sie im Lauf der Jahrzehnte getroffen haben musste, die Erwachsenenentscheidungen, die er erst jetzt zu verstehen begann. Sie musste diese Impulsivität im Denken und Fühlen schon immer besessen haben. Wirst du es Vater erklären?
Hmm … ich bin versucht, es dich selbst tun zu lassen, aber Mikhail hat im Augenblick so viele andere Dinge im Kopf, dass er dir vielleicht nicht richtig zuhört. Ja, ich sag es ihm. Es wird ihm das Herz ein bisschen brechen, mein Sohn, denn er hat das Gefühl, dich bereits an Hermes verloren zu haben, und dich jetzt auch noch an Istvana zu verlieren, wird ein harter Schlag für ihn sein.
Er glaubt, mich an Onkel Herm verloren zu haben?
Das erkläre ich dir ein andermal.
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