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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten
Autoren: Juliet Marillier
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Seiten her würden Ansprüche erhoben. Es wäre ein Blutbad. Es ist besser, wenn Eamonn bleibt. Wir müssen ihn nur weiter beobachten.« Meine tiefer liegenden Befürchtungen teilte ich ihm nicht mit. Ich erinnerte mich an die Warnungen des Feenvolks und an Ciaráns Worte. Irgendwo da draußen gab es jemanden, der alles tun würde, um zu verhindern, dass mein Kind zum Mann heranwuchs. Jemand, der aus eigenen Gründen nicht wollte, dass die Prophezeiung erfüllt wurde. Ich hatte Brans Blick gesehen, wenn er seinem kleinen Sohn beim Schlafen zusah oder beobachtete, wie Johnny hoch auf Rattes Schultern saß und sich mit blitzenden Augen umsah. Ich hatte gesehen, wie Brans ernste Züge sich mit diesem neu entdeckten Staunen veränderten. Ich wusste, ich konnte es ihm nicht sagen.
    »Du kannst doch nicht Eamonn Dubh vertrauen«, sagte er stirnrunzelnd. »Könnte er sich nicht jederzeit gegen deinen Bruder wenden?«
    Ich lächelte. »Das glaube ich nicht. Mein Bruder wird im Frühling Eamonns Schwester heiraten. Dafür habe ich gesorgt. Und Eamonn weiß, dass ich ihn beobachte. Ich habe um deine und meine Sicherheit gnadenlos gefeilscht.«
    »Ich verstehe«, sagte Bran bedächtig. »Du bist eine gefährliche Frau, Liadan. Eine ausgesprochen subtile Strategin. Aber es wird mir immer in den Händen jucken, diesem Mann das Genick zu brechen. Sollte ich ihm je wieder gegenüberstehen, weiß ich nicht, was ich tun würde.«
    »Dort, wo wir hingehen, wirst du viel zu beschäftigt sein, um nur einen Augenblick daran zu denken«, meinte ich.
    »Du meinst also, wir werden dieses Unternehmen durchführen?«
    »Ich weiß, dass du dich nicht dazu durchringen könntest, deinen Männern ihren Traum zu verweigern.«
    Er sah mich an, und dieser kleine Versuch eines Lächelns lag wieder um seinen strengen Mund. »Ich kann vor dir offenbar keine Geheimnisse haben. Ich musste nur sehen, wie ihre Augen blitzten, und die Hoffnung in ihren Stimmen hören, um zu wissen, welche Entscheidung ich treffen musste. Aber ich konnte es ihnen noch nicht sagen. Nicht damals. Das wäre ihnen schwach vorgekommen. Außerdem ist das Warten eine gute Prüfung für sie. Es zwingt sie, über jeden Aspekt des Projekts nachzudenken und festzustellen, wo die Schwächen und Stärken liegen, und miteinander über die Probleme zu sprechen.«
    »Ich weiß«, sagte ich.
    ***
    Die Planung war vollendet, und es blieben nur noch ein oder zwei Tage bis zu unserem Aufbruch. Es war Morgen unter den hohen Buchen, die nun vor dem hellen Himmel beinahe kahl waren. Das Wetter war schön, aber kalt. Mit einigem Glück würden wir den Weg rasch hinter uns bringen können, selbst mit dem Kind. An diesem letzten Tag sollten sich die Anführer der einzelnen Gruppen noch einmal miteinander besprechen und das Lager abgebrochen werden. Das würde ganz anders sein, sobald das Unternehmen einmal begonnen hatte. Diese Männer würden sich daran gewöhnen müssen, in ihrem eigenen Bett aufzuwachen, Frauen an ihrem Herd zu sehen, sich niederzulassen. Es würde das Muster von Flucht und stetiger Veränderung beenden. Es wäre schwierig für sie, aber vielleicht nicht zu schwierig. Wenn sie es wirklich wollten. Ich musste an Evans Frau Biddy und ihre beiden Jungen denken. Vielleicht wartete sie immer noch irgendwo in Britannien darauf, dass ihr Mann zu ihr zurückkehrte. Ich nahm an, dass Biddy eine starke, fähige Frau war. Sie würden ein paar von ihrer Art brauchen. Vielleicht sollte ich das später einmal erwähnen.
    Ich saß am Teich, hatte Johnny auf dem Schoß und träumte ein wenig, während ich kleine Kieselsteine ins Wasser warf. Johnny mochte das Plopp-plopp , das sie verursachten, und schien damit zufrieden, stillzusitzen und zuzusehen. Hinter mir im Lager begann die Arbeit des Tages mit der üblichen Ordnung und Disziplin. Es fühlte sich seltsam an zu wissen, dass ich morgen davonreiten und nur noch als Besucherin in den Wald zurückkehren würde, und ich später einmal auf dem alten Anwesen meines Vaters wohnen und meinen Sohn unter Briten aufziehen würde. Ich hoffte, dass meine Mutter das nicht als Verrat betrachtet hätte. Ich hoffte, dass sich das Feenvolk geirrt hatte, was die Bedeutung einer solchen Entscheidung anging.
    Geh lieber sofort.
    Die alte Stimme erschreckte mich; ich hatte nicht geglaubt, diese Uralten widersprechen zu hören, nachdem Bran nun gerettet und unser Weg nun entschieden war.
    Wir werden gehen, sagte ich lautlos. Morgen Früh. Wir werden nicht hierher
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