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Der Sohn der Schatten

Der Sohn der Schatten

Titel: Der Sohn der Schatten
Autoren: Juliet Marillier
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braune, dunkelrote. Ein schönes Tuch; jemand hatte ein eigenes Kleidungsstück geopfert, damit dieses kleine Wunderwerk entstehen konnte. Johnny begann, aus dem Unterstand zu krabbeln, und ich nahm ihn hoch und ging zum Feuer zurück.
    »Ich nehme ihn eine Weile«, sagte mein Vater, als ich näher kam. »Du willst vermutlich nicht, dass ich beim Planen anwesend bin.«
    »Ich denke, du solltest bleiben.« Bei diesen Worten warf ich Bran einen fragenden Blick zu. »Denn dieser Plan, wenn er denn zu Stande kommt, hat auch mit meinem Bruder und mit dir zu tun. Also solltest du davon wissen.«
    Brans Miene wurde kritischer.
    »Sie hat Recht«, sagte Möwe. »Entweder wir erhalten Hilfe von Sevenwaters, oder die Dinge bleiben, wie sie sind. Es ist kein Risiko, es ihm zu sagen.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Bran. »Also kommt schon, raus damit.« Er klang barsch, aber als ich mich neben ihn setzte und nach seiner Hand griff, konnte ich spüren, wie er zitterte, und wusste, dass er sich ungeheuer beherrschen musste, um diesen Eindruck zu machen. Sein Verhalten sprach eine klare Botschaft: Ich bin der Bemalte Mann. Niemand hält mich ungestraft für schwach.
    Also sagten sie es ihm. Sie erklärten es ihm, während mein Vater mit seinem Enkel am Boden saß und ein kleines Spiel mit Zweigen und Blättern mit ihm spielte. Einer nach dem anderen taten sie ihre Meinung kund. Es war alles gut eingeübt. Möwe umriss die Grundlagen des Plans. Schlange führte ein paar Einzelheiten aus. Es gab keine Streitereien, niemand sagte etwas über Frauen und Sich-Niederlassen. Es war nur ein ordentliches, logisches Gebäude, es ging um Vorteile und Profite und darum, wie gewisse Probleme gelöst werden konnten. Der Nächste war Otter. Er konnte von dem Plan erst seit seiner Rückkehr in der vergangenen Nacht erfahren haben, aber er hatte bereits Einzelheiten entwickelt, wie für diese Angelegenheiten gezahlt werden könnte, welche Rolle mein Bruder spielen würde und wie die Einnahmen zwischen allen aufgeteilt würden, nachdem die Kosten des Unternehmens gedeckt waren. Und wie im Lauf der Zeit Seans Hilfe in Form von Silber, Vieh oder Diensten zurückgezahlt werden konnte.
    Bran hatte kein einziges Wort gesagt, und seine Miene verriet nichts. Was meinen Vater anging, so war es gut, dass er ein wenig entfernt saß und Johnny beobachtete, denn ich konnte ihm ansehen, wie entsetzt er war und wie sehr er sich anstrengen musste, ruhig zu bleiben.
    »Dann geht es um die Unterbringung.« Jetzt war Wolf an der Reihe, für gewöhnlich nicht ein Mann von vielen Worten. »Ich habe gehört, es gibt eine Scheune oder zwei auf dieser Insel und ein paar Steinmauern, damit die Schafe nicht von den Klippen fallen. Wir brauchen mehr als das. Schlichte, flache Häuser, die im schlechten Wetter Bestand haben. Ich kenne mich ein bisschen damit aus. Ich könnte den anderen etwas beibringen. Wir werden es folgendermaßen bauen –« Er hockte sich hin und begann mit einem Zweig auf dem Boden zu zeichnen, und alle sahen mit großer Konzentration zu. »… Dach, fest und wetterbeständig … Übungshof …«
    Ich wurde wieder müde und legte den Kopf an Brans Schulter, beinahe ohne nachzudenken. Er packte meine Hand fester, und ich sah, wie mein Vater mich ansah. In seinem Blick stand bereits der Schatten eines weiteren Lebewohls.
    Sie waren fertig. In dem folgenden Schweigen schien niemand etwas sagen zu wollen. Es war Iubdan, der als Erster das Wort ergriff.
    »Ihr wollt also, dass ich diesen … diesen Vorschlag meinem Sohn unterbreite, wenn ich nach Sevenwaters zurückkehre? Ich nehme an, ihr wisst, dass Sean erst vor kurzem Herr seines Túath geworden ist und für einen so jungen Mann eine schwere Last trägt?«
    Bran nickte. »Lord Liam war ein starker Anführer, ein ausgewogener Mann. Zweifellos wird er eine Lücke hinterlassen. Aber Euer Sohn hat die Fähigkeit, es mit der Zeit noch besser zu machen. Er hat Weitblick. Ihr braucht nicht mit ihm darüber zu reden. Ich muss erst darüber nachdenken. Wenn ich mich entscheide, es durchzuführen, werde ich ein Treffen arrangieren. Ich habe außerdem Informationen für Sean, die zu sammeln er mich ausgeschickt hat.«
    »Ich nehme an, die könnte ich ihm übermitteln«, erklärte mein Vater. Er klang alles andere als begeistert.
    Bran runzelte die Stirn. »Solche Dinge sollte man lieber nicht Dritten mitteilen, es sei denn, es ist unbedingt notwendig. Die Gefahr ist geringer, wenn ein Mann es direkt an
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