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Der Sixtinische Himmel

Der Sixtinische Himmel

Titel: Der Sixtinische Himmel
Autoren: Leon Morell
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in die Welt Michelangelos verstrickt und las in den folgenden Monaten alles, was ich über ihn in die Finger bekommen konnte.
    Sehr bald war klar, dass man sich als Autor eine faszinierendere Figur eigentlich gar nicht ausdenken konnte: grob und verletzend, zugleich aber auch hungernd nach Zuwendung und Zärtlichkeit; ohne jeden Zweifel, was die Einzigartigkeit der eigenen Fähigkeiten betraf, zugleich von der Angst umgetrieben, ein anderer könnte ihn übertreffen oder er könnte an seinen eigenen Ansprüchen scheitern. Die Liste ließe sich beliebig verlängern: seine gewaltsam unterdrückte Sexualität, sein krankhafter Geiz, dem eine bedingungslose Aufopferungsbereitschaft gegenüberstand … Alles in allem eine Figur, die komplexer und zwiespältiger kaum hätte sein können. Mit anderen Worten: die perfekte Romanfigur.
    Um gute Konflikte brauchte ich mich ebenfalls nicht zu sorgen: ein Vater, der seinen Sohn ablehnte, aber wenig Skrupel hatte, ihn auszunutzen; seine Brüder, von denen zumindest Giovan Simone sich zu gerne in Michelangelos Kielwasser hätte treiben lassen; Papst Julius, von dem sich Michelangelo ebenso abhängig gemacht hatte, wie er ihm gerne den Rücken gekehrt hätte; Bramante, der Michelangelo bereits deshalb verhasst sein musste, weil er sich besser zu vermarkten verstand als der Bildhauer; Raffael, der für ihn die größte künstlerische Bedrohung in Rom darstellte.
    Erst relativ spät begann ich, mich verstärkt für die Kunst Michelangelos zu interessieren. Und was sich da auftat, sollte sich als eine Schatzkammer erweisen: eine einmalige Begabung, verbunden mit einem eisernen Willen. Noch heute ist mir unerklärlich, wie der Bildhauer seine Fähigkeit, die im Marmor eingeschlossene Gestalt plastisch zu denken, so weit zu perfektionieren imstande war, dass er an einem beliebigen Punkt des Blocks seinen Meißel ansetzen und damit beginnen konnte, sie freizulegen. Gleiches gilt für das Malen einer vier Meter großen Einzelfigur in fresco buono und perspektivischer Verkürzung.

    An diesem Punkt angelangt, formte sich erstmals die Idee für einen Roman aus. Mir schwebte eine Figur vor, die mit derselben Unbedarftheit und Unverstelltheit in die Erzählung hineinstolpern würde, wie ich es getan hatte. Eine Figur, die meine eigene Begeisterung widerspiegeln und den Leser zugleich an die Hand nehmen sollte. So betrat Aurelio die Bühne. Und erst mit ihm enthüllte sich nach und nach die eigentliche Geschichte: der Kampf der Titanen, das Ringen um Unsterblichkeit, die verzweifelte Liebe, Politik gegen Kunst, die großen Fragen nach dem Warum und Wohin.
    Bis die Handlung sich so weit konkretisiert hatte, dass ich mich an ein erstes Exposé wagte, hatte ich mehr als zwei Jahre Lektüre hinter mir. Von da an dauerte es noch einmal sechs Monate, bis ich das erste Kapitel in Angriff nahm. Am Ende, ein bedeutungsloser Zufall, der aber eine nette Fußnote abgibt, hat »Der sixtinische Himmel« vom ersten Lesen bis zum fertigen Manuskript auf den Monat genau so viel Zeit eingefordert, wie Michelangelo für das Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle benötigte – glücklicherweise ohne mir die körperlichen Strapazen abzuverlangen, denen Michelangelo sich aussetzte.
    Die vielleicht schönste Erfahrung, die ich als Autor während dieser Zeit machen durfte, war, das Gefühl zu haben, wie Aurelio einem Geheimnis auf der Spur zu sein, selbst eine Entdeckung zu machen. Ein Gefühl, das mich bis zur letzten Seite begleitet hat.
    Leon Morell im September 2011

Danksagung
    Ich möchte meinem Agenten Alexander Simon und seiner Co-Agentin Hanne Reinhard danken: Ihr habt euch um diesen Roman bemüht, als sei es euer eigener, und das zu einem Zeitpunkt, als ich mit der eigentlichen Schreibarbeit noch gar nicht begonnen hatte.
    Ebenso möchte ich mich bei meiner Lektorin Susanne Kiesow bedanken: für deinen Mut, diesen Roman einzukaufen, als er noch nicht mehr war als ein 17-seitiges Exposé. Die Zusammenarbeit mit dir war alles, was man sich als Autor von seiner Lektorin wünschen kann. Halt, stimmt nicht: Bei Abgabe des Manuskripts warte ich noch immer auf das mir versprochene Schnitzel. Ich hoffe, eines nicht allzu fernen Tages heben wir noch einmal so einen Brocken. Aber vorher will ich mein Schnitzel.
    Danke auch an Kai Precht und Helmut Lotz von der Edition diá: Bei Euch hat die Idee zu diesem Buch ihren Anfang genommen.
    Liebe Michele & Stefan vom Café SLÖRM: Danke für die vielen, vielen
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