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Der Simulant

Der Simulant

Titel: Der Simulant
Autoren: Chuck Palahniuk
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als Gimmick in einer Cornflakesschachtel finden könnte.
    Der alte Spruch, nach dem ein schöner Gegenstand eine Freude fürs Leben sei, ist meiner Erfahrung nach falsch: Selbst der schönste Gegenstand ist nur eine Freude für bestenfalls drei Stunden. Danach erzählt sie einem alles über ihre Kindheitstraumen. Das Gute an den Begegnungen mit diesen Knastmädchen ist, dass man sich durch einen Blick auf die Uhr vergewissern kann, dass sie in einer halben Stunde wieder hinter Schloss und Riegel sitzen werden.
    Das ist wie bei Aschenbrödel, nur dass sie um Mitte r nacht wieder zum Flüchtling wird.
    Nicht, dass ich diese Frauen nicht gern habe. Sie sind mir so lieb wie die Nacktfotos in den Zeitschriften, ein Fick-Video oder eine Porno-Website, und das ist für einen Sexsüchtigen schon eine ganze Menge Liebe. Und es ist beileibe nicht so, dass Nico mich nicht gern hat.
    Das ist keine Frage der Romantik, sondern der Gel e genheit. Wenn man Abend für Abend zwanzig Se x süchtige um einen Tisch versammelt, darf man sich nicht wundern.
    Und dann die Ratgeber für Sexsüchtige, die sie hier verkaufen: Da werden Praktiken beschrieben, von d e nen man schon immer geträumt hat. In Wirklichkeit soll einem das natürlich zu erkennen helfen, dass man sexsüchtig ist. Es gibt da so eine Art Checkliste, äh n lich wie: Wenn Sie eine der folgenden Verhaltenswe i sen haben, sind Sie vermutlich Alkoholiker. Ich denke da an hilfreiche Hinweise wie diese:
    Entfernen Sie das Futter aus Ihrem Badeanzug, damit Ihre Genitalien besser zu sehen sind?
    Gehen Sie mit offener Hose oder Bluse in eine Tel e fonzelle, führen dort Scheingespräche und stellen sich dabei so hin, dass man von außen sehen kann, dass Sie keine Unterwäsche tragen?
    Joggen Sie ohne BH oder Suspensorium, um Sexua l partner anzulocken?
    Meine Antwort auf das alles ist: Ja, jetzt schon!
    Und daran, dass man pervers ist, ist man nicht selbst schuld. Zwanghaftes Sexualverhalten hat nichts damit zu tun, dass man ständig davon träumt, einen gebl a sen zu kriegen. Es ist eine Krankheit. Eine physische Sucht, die nur darauf wartet, vom Diagnostischen K a talog eine Kodenummer für eine Spezialtherapie zu erhalten, die mit der Krankenversicherung abgerec h net werden kann.
    Von Bill Wilson, einem Mitbegründer der Anonymen Alkoholiker, gibt es die Geschichte, dass er den Se x teufel nicht loswerden konnte und sein nüchternes Leben damit verbrachte, seine Frau zu betrügen. N a türlich voller Schuldgefühle.
    Man sagt, Sexsüchtige werden von einer Körperchemie abhängig, die durch ständigen Sex hervorgerufen wird. Orgasmen überschwemmen den Körper mit E n dorphinen, die eine schmerzstillende und beruhigende Wirkung haben. Sexsüchtige sind also in Wirklichkeit von diesen Endorphinen abhängig, nicht vom Sex an sich. Bei Sexsüchtigen ist der natürliche Monoaminox i dasepegel niedriger als gewöhnlich. Sexsüchtige lec h zen nach dem Phenyläthylamin , das in gefährlichen oder riskanten Situationen, bei Verliebtheit und Angst ausgeschüttet wird.
    Titten, Schwanz, Klitoris, Zunge, Arschloch und was der Mensch sonst noch immer bei sich hat, sind für den Sexsüchtigen wie eine Dosis Heroin, die er jede r zeit benutzen kann. Nico und ich lieben uns etwa so, wie ein Junkie seine Spritze liebt.
    Nico klemmt mich ein, presst meinen Prügel an die vordere Innenwand ihrer Scheide und hilft sich mit zwei feuchten Fingern nach.
    »Und wenn jetzt die Putzfrau reinkommt?«, sage ich.
    Und Nico rührt mich in sich herum und sagt: »Ah, was für ein geiler Gedanke.«
    Ich wiederum werde den Gedanken nicht los, was für einen großen glänzenden Hinternabdruck wir auf den gebohnerten Fliesen hinterlassen werden. Über uns eine Reihe Waschbecken. Neonröhren flackern, in den verchromten Rohren unter den Waschbecken spiegelt sich Nicos Hals als langer, gerader Schlauch. Sie hat den Kopf nach hinten geworfen, die Augen geschlo s sen, stößt den Atem an die Decke. Ihre dicken Brüste unter der geblümten Bluse. Die Zunge hängt aus dem Mundwinkel. Und unten strömt ihr siedend heißer Saft heraus.
    Um mein Kommen zu verzögern, frage ich: »Was hast du deinen Leuten von uns erzählt?«
    Und Nico sagt: »Sie wollen dich kennen lernen.«
    Ich überlege, was ich dazu wohl sagen könnte, aber im Grunde ist es egal. Hier kann man alles sagen. Egal, zu welcher Obszönität man sich bekennt, Klisti e re, Orgien, Tiere, hier kann man niemanden überr a schen.
    In Zimmer 234 tauschen sie
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