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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha
Autoren: Wolfgang Ecke
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gleichen Fleck stand.
    Wütend schritt er weiter.

    9 Uhr 50.
    Floyd Wilson lugte vorsichtig durch das dichte Blattwerk eines Fliederbusches.
    Nur noch knappe fünfzig Meter lagen zwischen ihm und dem breiten, flachen Farmgebäude, das ihm die Aussicht auf das übrige Anwesen verwehrte.
    Irgendwo gackerten Hühner.
    Aus einem Radio — wohl einem kleinen, billigen Transistorgerät — drangen Fetzen kreischender Musik zu ihm.
    In gebückter Haltung rannte er auf die Rückfront des Farmhauses zu. Vorsichtig schob er sich an das erste der vier Fenster heran und spähte hinein.
    Es war ein Schlafzimmer.
    Das nächste Fenster... Ein Sofa, ein Schrank mit Glas und Porzellan, ein Tisch und Stühle, ein Fernsehapparat, ein Klavier, zwei ziemlich zerschlissene Sessel. Zweifellos das Wohnzimmer der Withneys.
    Noch immer keine Spur von den Bewohnern.
    Doch dann fuhr der ehemalige Kellner zusammen. Eine kräftige weibliche Stimme rief jemandem irgend etwas zu. Er atmete auf.
    Die Frau mußte sich ziemlich weit von seinem augenblicklichen Standort entfernt befinden.
    Vor dem nächsten Fenster war innen ein Rollo herabgezogen.
    Das vierte Fenster dagegen stand offen.
    Gerätschaften, deren Verwendungszweck Floyd Wilson nicht einmal ahnte, einige umgestürzte Milchkannen, volle Säcke mit nicht erkennbarem Inhalt und zwei riesige Bottiche bildeten das Inventar.
    Geräuschlos ließ sich Wilson über die Fensterbank in den Raum gleiten. Und er biß sich erschrocken auf die Lippen, als unter seinen Schritten die Holzdielen zu knarren begannen.
    Die Tür war zugeklinkt.
    Millimeterweise drückte er die Messingklinke herunter.
    Dann stand er im Hausgang und lauschte mit vorgestrecktem Kopf nach gefahrbringenden Geräuschen.
    Das Gekreisch des Radios war verstummt.
    Auf der gegenüberhegenden Gangseite zählte er fünf Türen. Eine davon, die zweite von links, stand offen.
    Klappern von Pferdehufen klang auf.
    Wilson huschte zum Fenster und sah in den Farmhof.
    „Mac Withney“, murmelten seine Lippen, als er den jungen Mann erkannte, der gerade ein Pferd vor einen Kastenwagen spannte.
    Wilson sah nach rechts, nach links, und da von keiner Seite Gefahr zu drohen schien, wirbelte er das Fenster auf.
    Er wollte sich gerade in den Hof schwingen, als er hinter sich ein merkwürdiges Geräusch hörte. Blitzschnell fuhr er herum — das Entsetzen ließ ihm das Blut in den Adern gerinnen.
    Drei Meter vor ihm stand sprungbereit eine riesenhafte Deutsche Dogge. Ihre zurückgezogenen Lefzen ließen ein furchterweckendes Raubtiergebiß sehen. Die Augen des Tieres schienen blutrünstig zu glühen, während aus der Tiefe des mächtigen Brustkorbs ein dumpfes, heiseres Knurren ertönte.
    Floyd Wilson spürte, wie ihm die Beine nicht mehr gehorchen wollten, wie das Zittern der Knie ständig zunahm. Er fühlte Panik und wagte sich nicht zu bewegen.
    „Braves Tier!“ flüsterte er mit weißgewordenen Lippen.
    Das Knurren bekam eine bedrohliche Lautstärke.
    Warum hatte ihn Drake nur vor Mrs. Withney gewarnt? Warum nicht auch vor dieser Bestie?
    Nie und nimmer hätte er den Auftrag angenommen.
    Eine Tür fiel im Haus zu.
    Wilson, der Frosch, glaubte fauligen Atem zu riechen. Angstschweiß rann ihm über Gesicht und Rücken. Und unwillkürlich erinnerte er sich an eine Geschichte, die ihm Ernie Warren im Gefängnis erzählt hatte. Von einem Schränker 1 ) war dabei die Rede. Dieser war bei einem nächtlichen Einbruch in eine Bankfiliale von einem wacheliegenden Schäferhund so zugerichtet worden, daß er an zwölf Stellen genäht werden und insgesamt vier Monate im Krankenhaus verbringen mußte.
    „Terry!!!“ Das war die Stimme von vorhin.
    Das Knurren setzte für einen Augenblick aus und ein donnerndes Bellen erklang.
    „Terry, komm her!“ Wieder bellte die Dogge nur.
    Wilsons Hoffnung, das Tier würde der Stimme gehorchen, erlosch augenblicklich. Ja, er fühlte wahre Todesfurcht, als sich der Hund einen weiteren Meter auf ihn zuschob und dabei abwechselnd knurrte und bellte. Hastige Schritte näherten sich, dann stand Mrs. Withney in der Tür.
    In Sekundenschnelle übersah sie die Situation. Die eben nur mißmutige Miene veränderte sich in einen haßerfüllten Ausdruck, und statt die Dogge zurückzurufen, schleuderte sie Wilson in abgrundtiefer Verachtung entgegen: „Sieh mal einer an. Ein kleiner, schmieriger Einbrecher und Dieb. Einer von der Sorte, auf die ich schon immer gewartet habe...“
    Floyd Wilson starrte die Frau an, als habe sie
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