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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha
Autoren: Wolfgang Ecke
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Falschgeld, das bis dahin nur in Southampton aufgetaucht sei, nun auch in London kursiere. Wörtlich sagte er seinerzeit: „Eine erkannte Gefahr ist nur noch halb so gefährlich!“
    Wahrlich ein weiser Mann, dieser Richter Eltermoore. Floyd Wilson erhielt drei Monate Gefängnis...
    Inzwischen war er endgültig ins Lager der Gauner übergewechselt. Seine Tätigkeit beschränkte sich dabei allerdings aufs Schmierestehen, Fluchtautos fahren und gewisse Botengänge und Kurierdienste. Hin und wieder wagte er auch einmal einen Einbruch in einen kleinen Laden. Er hatte sich damit abgefunden, nie einer von den Großen der Branche zu werden.
    Floyd Wilson war schmächtig, hatte leicht abstehende Ohren und war in der Branche infolge seiner hervorstehenden Augen unter dem Spitznamen „Frosch“ bekannt.
    Im Augenblick, man schrieb den 30. Mai, und es war wenige Minuten nach halb 9 Uhr, fuhr Floyd Wilson, der Frosch, auf der A 12 in Richtung Chelmsford. Der VW, den er vor einem halben Jahr für lumpige 90 Pfund Diana Colcett abgekauft hatte, nachdem ihr Mann gerade zu fünf Jahren verurteilt worden war, war sein ganzer Stolz. Ihn pflegte und putzte er mehr als seinen eigenen Körper.
    Es war 9 Uhr, als Chelmsford hinter ihm lag und er in die A 414 nach Maldon einbog.
    Auf die Frage, ob er sich in dieser Gegend auskenne, hatte er aus Furcht, den Auftrag nicht zu bekommen, mit ja geantwortet. Und sein Auftraggeber hatte zu ihm gesagt: „Nachdem du Chelmsford durchfahren hast, Frosch, fährst du auf der A 414 Richtung Maldon. Kurz vor Danbury geht’s links ab nach Rangford. Es sind zwei Meilen! Die Withney-Farm ist die erste. Aber laß dich nicht von Missis Withney erwischen, die ist mit dem Teufel verwandt. Alles klar, Frosch?“ Und der Frosch hatte geantwortet: „Alles klar. Eine Kleinigkeit für mich!“
    Verdammt, wie sollte er wissen, was „kurz vor Danbury“ war.
    Er drosselte das Tempo und entdeckte fast zur gleichen Zeit das kleine Schild „Rangford 2 Meilen“ zu seiner Linken.
    Er bog ab.
    In der Ferne gewahrte er zwischen Bäumen das Grau einiger Dächer.
    War das schon die Withney-Farm?
    Er beschloß, vorsichtig zu sein und den Rat, Mrs. Withney aus dem Weg zu gehen, zu befolgen.
    Nachdem er sich den von Bäumen und Buschwerk umgebenen Gebäuden bis auf ungefähr fünfhundert Meter genähert hatte, lenkte er den VW auf eine Zufahrt zu einer Feldscheune. Dann setzte er den Weg zu Fuß fort. Und er fluchte, als er schon nach wenigen Metern vor sich eine Frau entdeckte, die ihm auf einem Fahrrad entgegenkam.
    Was sollte er tun?
    Umkehren?
    Sich abwenden und die trostlose Gegend betrachten?
    Verdammt, wenn das nun Mrs. Withney war?
    Er dachte an seinen Auftrag.
    Widerwillig beschloß er, seinen Weg fortzusetzen und so zu tun, als gehöre er in diese Gegend wie die Feldsteine am Wegrand.
    Die Radfahrerin, eine Frau um die Fünfzig mit hellen, durchdringend blickenden Augen, hielt vor ihm und musterte ihn stirnrunzelnd. In ihrer Stimme schwangen Hoffnung und Zweifel mit, als sie fragte: „Sind Sie zufällig der Mister, der zu mir will?“
    Floyd Wilsons dummes Gesicht war nicht gespielt, es war echt. Er schluckte.
    „Zu Ihnen?“
    „Ja, ich bin Missis Gilmore. Ich hatte doch wegen der Melkmaschine angerufen, und man versprach mir, einen Mister Kirk zu schicken.“
    Wilson fühlte grenzenlose Erleichterung.
    Sie machte ihn fast übermütig. Theatralisch legte er die Hand auf die Brust, und seine hervorstehenden Augen markierten den grenzenlos Enttäuschten.
    „Ich bitte Sie, Missis Gilmore, Sie wollen damit doch nicht sagen, daß ich aussehe wie einer, der Kirk heißt und was mit Melkmaschinen zu tun hat.“
    Agatha Gilmore war weit davon entfernt, Heiterkeit zu empfinden. Sie warf Wilson einen abschätzenden Blick zu, schüttelte den Kopf, schwang sich in den Sattel und bemerkte dabei voller Hohn: „Sie haben recht, Sie sehen mehr nach Rattenfallen aus!“
    Floyd Wilson, genannt der Frosch, sah ihr zähneknirschend und mit geballten Fäusten nach.
    Mit welchem Recht beschimpfte ihn diese Frau? Verdammt, was hatte er an sich, was die anderen dazu anhielt, auf ihn herabzusehen?
    War er nicht ordentlich gekleidet?
    Sprach er nicht Englisch wie ein Engländer?
    Rattenfallen...
    Schon bei dem Gedanken an den Namen fröstelte ihn.
    Die Frau auf dem Rad, inzwischen schon hundert Meter entfernt, hatte sich im Fahren umgedreht und zu ihm zurückgeblickt. Ihr Lachen machte Wilson deutlich, daß er noch immer auf dem
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