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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha
Autoren: Wolfgang Ecke
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stehen.
    „Ich werde Sie anmelden.!“
    Fast drei Minuten mußte Gordon Drake warten. Vergeblich versuchte er dabei etwas von dem Gemurmel hinter der Tür zu verstehen. Es waren Laute einer fremden Sprache. „Er wird seinem Boß die Sache mit dem Bahnhof erzählen“, überlegte Gordon Drake. „Und auch die Taxigeschichte.“ Er war ruhig und fühlte sich völlig sicher. Und er war gespannt auf den Mann, der seinen Namen und seine Adresse kannte und der ihm einen Auftrag geben wollte. Da wurde die Tür wieder geöffnet.
    Der Chinese, der ihn hergeführt hatte, bat ihn einzutreten. Er selbst verließ mit einer tiefen Verbeugung die Kabine.
    „Bitte, nehmen Sie Platz! Ich danke Ihnen, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind.“
    „Wenn es um ein gutes Geschäft geht, habe ich noch nie eine Einladung ausgeschlagen.“
    Drake setzte sich und musterte ungeniert sein Gegenüber. Der von dem kleinen Chinesen als Mister Cheng bezeichnete Mann steckte in einem dunklen, maßgeschneiderten Seidenanzug und rauchte aus einer überlangen elfenbeinernen Zigarettenspitze. Unbewegt erwiderte er Drakes Blicke, der sich wie üblich in einem solchen Fall nicht darüber im klaren war, ob es sich um einen Chinesen, einen Japaner, einen Thailänder oder einen Koreaner handelte. So lange er zurückdenken konnte, hatte er Schwierigkeiten im Erkennen und Einordnen von Leuten aus Fernost.
    Dieser Mann hier war zweifellos wesentlich größer als Fu. Dazu sehr stämmig und breitschultrig. „Könnte ein Ringer sein“, durchfuhr es Drake.
    Er wollte gerade zu der Frage ansetzen, woher ihn Mister Cheng kenne, als ihm dieser zuvorkam.
    „Sie wunderten sich, daß ich über Sie Bescheid weiß. Ich möchte Sie gern aufklären. Ein Gentleman, ein Engländer...“ fügte er mit leiser Ironie hinzu, „dem Sie einmal in einer Sache behilflich sein konnten, verriet mir Ihre Adresse. Er versicherte mir, daß Sie diskret und zuverlässig seien!“
    „Sein Name ist Ihnen wohl nicht mehr geläufig, Mister Cheng, oder?“
    „O doch, Mister Drake! Ich bin berühmt und gefürchtet wegen meines guten Gedächtnisses.“
    Gordon Drake lauschte dem Klang der Stimme nach. Schwang da eben nicht eine versteckte Drohung mit, oder hatte er sich getäuscht?
    „Sein Name war Mister Davis!“
    Drake erinnerte sich. Jim Davis war ein Kunstliebhaber besonderer Art. Seine Sammelleidenschaft begrenzte sich ausschließlich auf gestohlene Dinge. Er, Drake, hatte für ihn aus der Mineralienabteilung des Natural History Museum in South Kensington zwei wertvolle faustgroße Steine gestohlen.
    „Ich hoffe, daß Sie nicht auch an Steinen interessiert sind. Es ist heute ungleich schwieriger als damals!“ sagte Drake.
    Chengs Miene blieb ausdruckslos.
    „Nein, an Steinen bin ich nicht interessiert! Kommen wir zur Sache!“
    Und je länger Mister Cheng von dieser Sache sprach, um so mehr wuchs Drakes Aufmerksamkeit. Und er mußte zugeben: Es handelte sich wirklich um ein lohnenswertes Geschäft.
    Konnte er da nein sagen?
    Nein...

Warum der Frosch das Zittern bekam

    Wäre Floyd Wilson nicht immer wieder jener verhängnisvollen Leidenschaft für fremdes Kleingeld erlegen, kellnerte er vielleicht heute noch im vornehmen Royal Flash.
    Vom ersten Griff in die Pelzmanteltasche einer vornehmen Lady bis hin zum systematischen Ausleeren eines gesamten Garderobenraumes lagen vier Jahre.
    Vier Jahre, in denen die Etablissements immer weniger vornehm geworden waren und in denen er drei Haftstrafen absitzen mußte. Nie war dem gelernten Kellner bei seinen Diebereien ein Coup gelungen. Im Gegenteil: Als er einmal in einem feudalen Herrenledermantel eine Hundertpfundnote erbeutete, hielt er sich schon für den Al Capone der Taschendiebe. Doch das Erwachen folgte auf dem Fuße. Genauer: Das aus diesem Anlaß veranstaltete Festessen, zu dem er zwei Freunde aus Knasttagen eingeladen hatte, endete mit einer Katastrophe. Beim Bezahlen mit der Beute stellte sich heraus, daß es sich um eine Blüte handelte.
    Die Folge: Polizei, Verhöre, Beteuerungen, Beschwörungen, neue Verhöre, neue Beteuerungen, neue Beschwörungen und schließlich — ein Geständnis.
    Floyd Wilson fand einen milden Richter, der den Diebstahl von verschiedenen Seiten her beleuchtete. Ja, es kam in seiner Ausführung zur Sache sogar die (wohl nicht ernst gemeinte) Bemerkung vor, daß man bei der Strafzumessung auch den Dienst berücksichtigen müsse, den Wilson der Polizei erwiesen habe. Jetzt wisse man nämlich, daß das
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