Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
leider kein Telefon, also mach dich auf den Weg in die Bromley-Street in Stepney und warte auf ihn. Und wenn du sicher bist, daß du ihn gefunden hast und dir niemand zusieht, dann richte Mister Drake etwas aus.“
    Gordon Drake versuchte krampfhaft, seine Verblüffung nicht zu zeigen.
    „Wie heißen Sie?“ fragte er.
    „Sie können mich Tschiang Fu nennen, Mister Drake!“
    „Okay, Mister Fu. Wer ist Ihr Boß, und was will er von mir?“
    „Mister Cheng möchte Ihnen ein sehr gutes Geschäft Vorschlägen. Mister Cheng will sehr großzügig sein!“
    Gordon Drake war kein Freund von voreiligen und überhasteten Entschlüssen. Aber er besaß auch ein feines Gespür für gewinnbringende Geschäfte.
    „Wo ist Mister Cheng zu finden? Und woher hat er meinen Namen und meine Adresse?“
    „Mein Boß hat mir nicht gesagt, woher er Namen und Adresse hat. Bitte, Sie können ihn selbst fragen danach. Er erwartet Sie auf der ,Huang Pen ’.“
    „Ein Schiff?“ Die Angelegenheit wurde immer undurchsichtiger.
    „Ein Schiff im Dock. Es wird zur Zeit repariert!“
    „Und wann möchte Mister Cheng mit mir über jene Geschäfte sprechen?“
    Unvermindert höflich, ohne jede Spur von Ungeduld, antwortete Tschiang Fu: „Ich sagte es schon, Mister Drake. Er erwartet uns!“ Und es klang, als sei es das Natürlichste der Welt, zwischen zwei und drei Uhr nachts über Geschäfte zu sprechen.
    In diesem Augenblick verlosch die Lampe über der Tür des chinesischen Restaurants, und die Finsternis ließ von den beiden Männern nur noch schemenhafte Schatten übrig.
    „Okay!“ stimmte Gordon Drake zu und setzte sich in Marsch. „Nehmen wir ein Taxi!“ Er haßte es, sich mit jemandem unterhalten zu müssen, in dessen Gesicht er nicht lesen konnte.
    Tschiang Fu war im Nu neben ihm. Er hatte Mühe, mit Drake Schritt zu halten. „Taxi ist nicht nötig“, sagte er, „ich habe ein Auto dabei, Mister Drake!“
    „Kennen Sie den Taxistand in der Lexington Street?“ Gordon Drake tat, als habe er Fus Bemerkung überhört.
    „Ja!“ erwiderte der Chinese.
    „Dort treffen wir uns. Wer zuerst da ist, wartet auf den anderen. Ich nehme mir ein Taxi, Sie fahren hinterher.“
    Der Chinese schwieg.
    „Ich muß vorher noch etwas erledigen!“ erklärte Drake und sah zu seinem Begleiter hin, der noch immer neben ihm hertrippelte.
    „Später fahre ich dann hinter Ihnen her. Alles klar?“
    „Wie Sie wünschen!“ Tschiang drehte ab, und Gordon Drake setzte seinen Weg zur Lexington-Street allein fort.

    „Charing Cross, bitte!“
    Der Taxifahrer, ein noch jüngerer Mann, ließ den Motor anspringen.
    „Zu einem bestimmten Eingang, Sir?“ fragte er höflich.
    „Halten Sie dort, wo Sie Platz finden.“ Gordon Drake deutete zur anderen Straßenseite hinüber, wo er den Chinesen aus einem schon ziemlich angejahrten und ramponierten Austin winken sah.
    „Fahren Sie bitte so, daß uns dieses Museumsstück dort drüben nicht aus den Augen verliert!“
    „Okay, Sir!“ Der Fahrer hob zustimmend die Hand. Und in seiner Bewegung lag alle Geringschätzung, die er dem „Blechverwandten“ angedeihen ließ. Und er fuhr so langsam, als würde jede Meile schneller den alten Austin auseinanderbrechen lassen.
    Vor dem Bahnhof angelangt, holte Gordon Drake eine Zwanzigpfundnote aus der Tasche und gab sie dem Fahrer.
    „Hier. Wir rechnen später ab. Warten Sie bitte!“
    „Okay, Sir!“
    Drake bedeutete Tschiang Fu, ebenfalls zu warten, und verschwand im Innern der weitläufigen Bahnhofsanlagen. Als er nach einer Viertelstunde wieder auftauchte, trug er nur noch zehn Pfund in der Tasche. Alles übrige Geld steckte in einem frankierten Umschlag, auf dem seine Adresse stand und der jetzt in einem Briefkasten der Königlich-Britischen Postverwaltung ruhte.
    Er bedeutete dem Chinesen vorauszufahren.
    „Halten Sie sich dran!“ sagte Drake.
    „Nichts leichter als das!“ nickte der Taxifahrer. „In welche Richtung geht es?“
    „Zu den Docks!“

    Ein erstes fahles Grau im Osten deutete auf das baldige Erwachen des neuen Tages hin, als Gordon Drake hinter Tschiang Fu das Deck der Huang Pen betrat. Es handelte sich um einen Stückgutfrachter mit Heimathafen Pusan. Entweder war die Reparatur an der Huang Pen bereits beendet, oder sie hatte noch gar nicht begonnen. Nur so war zu erklären, daß das Wasser im Dock nicht ausgepumpt war.
    Kein Mensch begegnete den beiden Männern auf dem Weg durch das Schiff.
    Endlich blieb Tschiang Fu vor einer Kabinentür
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher