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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Autoren: Roland Brodbeck
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Laudatio für Jonny, der mit dieser Medaillenzeremonie und Bronze im Super-G seine lange und erfolgreiche Karriere abschloss. Dabei musste Klammer zugeben, dass mit dem „Luchsi“ als Doppelolympiasieger die Schweiz ein würdiger Nachfolger gefunden habe.
    Justins großer Moment fand also ohne Koslow statt. Denn bezüglich des Riesenslaloms hatte das Tribunal geurteilt, dass Koslow schon vor dem Betreten des Rot-Kreuz-Containers von den präparierten Sets gewusst haben musste. Das Geständnis nach dem Aufdecken des Betrugs durch Richard war zu spät abgegeben worden. Somit lag eindeutig der Versuch einer Manipulation des Rennausgangs vor. Koslow wurde nachträglich disqualifiziert und mit einer zweijährigen Sperre belegt. Dafür zog nun Richard im Medaillenspiegel des Hauses Windsor mit Zara Phillips gleich und der Ski-Pesi rückte auf den Bronzeplatz vor. Damit konnte auch Österreich einen neuen großen Star feiern, denn zwei alpine Medaillen bei Olympischen Spielen zu holen, war selbst für einen Österreicher nicht alltäglich. Nach all den Abenteuern nun vom Balkon des Zielhauses in die begeisterte Menge von fast hunderttausend Menschen zu blicken, die quasi Kitzbühel überrannt hatten, war sehr ergreifend. Sogar der sonst oft britisch kühle Richard hatte Tränen in den Augen, als ihm von seinem Bruder unter einem infernalen Blitzlichtgewitter die Silbermedaille überreicht wurde.
    Harry fragte bei der Goldmedaillenübergabe, ob sein Bruder oft über ihn gesprochen habe. Justin bejahte und fügte spitzbübisch hinzu, dass Richard besonders die Idee einer Prinz-gewinnt-Medaille-Party gefallen habe. Das treffe sich gut, denn die Fortsetzung sei ja bereits geplant da sein Bruder jetzt das olympische Edelmetall konkret um den Hals trage, entgegnete der britische Thronfolger und erntete dafür einen misstrauischen Blick von Richard. Für mehr blieb keine Zeit, Prinz Harry zog sich ein paar Schritte mit James an den Rand des Balkons zurück. Das Publikum wurde still, Zeit für die liechtensteinische Nationalhymne. Justin hörte, wie James
God save our gracious queen
sang, bis ihn Harry kurz in die Seite stupfte. Die Melodien der liechtensteinischen und britischen Hymne waren nämlich gleich, aber für Justin passte viel besser
Oben am jungen Rhein lehnet sich Liechtenstein an Alpenhöh’n.
Dieser Moment auf dem Podest, während die Hymne des eigenen Vaterlandes gespielt wurde, machte den ersten Platz erst zur Goldmedaille.
    Am nächsten Tag mochte sich Justin nicht mehr richtig für den nachgeholten Slalom motivieren. Florian würde ja sowieso gewinnen. In seinem Kopf waren die Olympischen Spiele abgehakt und er in Party-Laune. Saubauer meinte, dass das eben eine typische Teenager-Reaktion sei. Im kommenden Jahr hätte der junge Mann aus Liechtenstein diese Ausrede nicht mehr. So gesehen war Justins achter Platz im Slalom sogar erstaunlich gut gewesen, aber schlussendlich sah Kitzbühel von Florian eine Vorstellung der Kunst des Slaloms auf höchstem Niveau. Das deutsche Team hatte ihn zuvor konsequent abgeschirmt, keine Interviews erlaubt, weder zum Skifahren noch zum Thema schwule Spitzensportler. Der Erfolg ließ sich sehen: Die Deutschen feierten einen Olympiasieger, aber Fabians Traum, noch einmal gemeinsam mit Florian auf dem Stockerl zu stehen, erfüllte sich nicht. Damien Vincent verwies Fabian auf den vierten Platz, den sich der Glarner mit Pesenbauer teilen musste. Der erfolgreiche Welschschweizer brach vor Freude über die Bronzemedaille in Tränen aus. In den letzten Wochen hätten Fabian und Justin alles dominiert, seien als Entdeckung des Jahrhunderts gehandelt worden und jetzt hätte Damien aus ihrem Schatten treten können. Fabian und Jörg hingegen vereinbarten, den Polterabend mit einem Ledermedaillenbesäufnis zu verbinden. Doch das musste ja noch bis in den Mai warten. Er erzählte, seine zukünftige Schwiegermutter hätte die Medaillenzeremonien im Fernsehen gesehen und erstaunt begeistert angerufen, der Luchsiger und der Häusle seien ja fesche Burschen, die ja ganz normal aussähen und sich wie andere junge Männer benehmen würden. So dürften sie selbstverständlich auf die Hochzeit kommen. Die Frau musste sich wohl vorgestellt haben, alle Schwulen würden sich dauernd in einem durscheinenden Slip zeigen, interpretierte Justin den Bericht seines österreichischen Kollegen.
    Julio und Stas hatten bereits herausgefunden, wo sich die anwesenden schwulen und lesbischen Fans treffen würden.
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