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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Autoren: Roland Brodbeck
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gewaltig, hatte Justin erfahren. Auch das, was er selbst sah, sprach dafür. Bereits einige Kilometer lang hatten die Veranstalter Wiesen als provisorische Parkplätze hergerichtet; auf einem standen Fahrzeuge des österreichischen Bundesheeres, das Kitzbühel unterstützte.
    Justin fühlte sich nicht optimal für diesen nachgeholten olympischen Slalom motiviert, denn vor zwei Tagen hatte ihn jemand vom Liechtensteinischer Olympischen Sportverband angerufen. Das Budget für die Auszahlung der Medaillenprämien war auf achtzigtausend Franken geschrumpft, da ein Sponsor im letzten Moment seine Zusage für zwanzigtausend Franken zurückgezogen hatte. Im Vertrauen gab die Verantwortliche zu, dass der CEO des Sponsors gemeint hätte, dass die Homosexualität des Eiskunstläufers Gregorys nicht zum Werbeimage seiner Firma passen würde. Aber persönlich hätte er nichts gegen Schwule. Mit dem reduzierten Budget erhielten Justin und das Eiskunstlaufpaar je vierzigtausend Franken ausbezahlt. Geld, das er gut gebrauchen konnte, denn er wollte ja für Stas aufkommen, der nach den Bedingungen seiner Aufenthaltsbewilligung nur studieren, aber keine bezahlte Arbeit annehmen durfte.
    Weitere fünftausend Euro der erhaltenen Prämien hatte Justin gleich dem IOC überweisen müssen – als Bußgeld für das politisch unsensible Verhalten in Sotschi. Justin hatte noch nicht die Kraft gefunden, die Urteilsbegründung zu lesen.
    Für Stas hingegen schien nach wie vor alles wie ein großes Abenteuer zu sein. Er hatte auch eine andere Perspektive auf die Akzeptanz von Homosexualität. Justin hatte das Fürstentum immer als langweilig und spießbürgerlich empfunden. Es gab ja im Ländle keine Szene. Sein russischer Freund sah jedoch in Liechtenstein ein Land, das sich mit Zweidrittelmehrheit für eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft ausgesprochen hatte, eine Art Traum aus Tausendundeiner Nacht. Vor allem Julio war gerne bereit, den jungen Russen durch das westliche schwule Leben zu führen, da ja Justin noch mit Fernsehauftritten, Interviews und natürlich noch mit dem Abschluss der Saison beschäftigt gewesen war.
    Schon am heutigen Donnerstag – also zwei Tage vor Beginn des Rennens und der nachgeholten Medaillenfeiern – mussten der Liechtensteiner und seine beiden als Ehrengäste des Skiverbands eingeladenen Begleiter bei der Einfahrt zum Parkplatz beim Hahnenkammbahnhof einer Polizeibeamtin ihre VIP-Ausweise zeigen. Daraufhin salutierte diese und gratulierte zu Gold im Riesenslalom. Kaum hatte Justin mit Julio und Stas an Bord wieder Gas gegeben, musste er heftig bremsen, denn Paparazzi rannten zu einem Mietwagen hinüber, der gerade einparkte. Zweifellos waren Vanessa und Richard kurz davor eingetroffen. Beim Weltcupfinale vor einer Woche auf der Lenzerheide war schon viel Publikum gewesen, doch wegen des Glamours lauerte die internationale Presse auf Kitzbühel. Neben den üblichen Prominenten erwartete man auch Richards Bruder Harry, den österreichischen Präsidenten sowie Bundesrat Stutz.
    Einer der Paparazzi fragte Justin, wie er damit zurechtkomme, dass nun Vanessa mehr oder weniger offiziell die Zukünftige des Prinzen sei? Justin erklärte ihm, er sei ja noch jung und werde darüber hinwegkommen und verschwand mit Stas und Julio schnell ins Hotel, um bei der Rezeption einzuchecken und um Richard und Vanessa in einem etwas privateren Umfeld zu begrüßen. Trotzdem konnte es ein Kellner nicht lassen, die Gruppe mit seiner Handy-Kamera zu fotografieren. Im Zeitungsständer neben dem Empfang steckte auch der
Blitz
.
    Luchsiger tot
lautete da die im Zeitungsständer knapp zu erkennende Schlagzeile. Justin erstarrte. Doch die Dame beim Empfang beruhigte, der Herr Hahnenkamm- und Doppelolympiasieger habe vor einer Stunde eingecheckt und sei inzwischen beim Teamlastwagen. Der
Blitz
hatte herausgefunden, dass Fabians Mutter vor Jahren auf dem Friedhof von Elm ein Kreuz hatte aufstellen lassen, um daran glauben zu können, dass ihr Sohn tot und nicht schwul wäre. Stas hatte das zum Glück nicht mitbekommen und Justin steckte die Zeitung wieder zurück in den Ständer.
Klassement Slalom –
Olympische Winterspiele Russland
(Nachgeholt in Kitzbühel)
1
Florian Häusle
GER
03:05.76
2
David Hall
USA
03:06.82
3
Damien Vincent
SUI
03:06.94
4
Fabian Luchsiger
SUI
03:07.02
4
Jörg Pesenbauer
AUT
03:07.02
6
Daniel Ruiz
ITA
03:07.20
7
Hansi Vorderseher
GER
03:07.24
8
Justin Bend
LIE
03:07.26
9
Simon Pöschl
AUT
03:07.27
10
Richard
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