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Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sieger von Sotschi: Ein olympischer Roman (German Edition)
Autoren: Roland Brodbeck
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aus Beromünster und seine Freunde vom Hornussen.
    „Wahnsinn! Ihr müsst ja nur wegen mir alles stehen und liegen gelassen haben“, grinste ihm Fabian entgegen.
    „Die ganze Schweiz hat sich mega viele Sorgen gemacht! Und jetzt seid ihr plötzlich da. Unser Luchsi hat die völlig irren Terroristen und die schießwütigen Russen ausgetrickst!“ Der Schwinger musste sich einen Moment wegdrehen da er die Fassung verlor.
    Das Dröhnen der Treicheln ließ nach, das nutzte ein Fernsehsender, um nun ein paar Fragen zu stellen. Zunächst durfte Fabian erzählen, wie überwältigend der Empfang hier sei. Dann kam der Reporter doch auf den Punkt.
    „Nach vielen Agenturmeldungen haben Sie heute früh einen russischen Kampfjet abgeschossen. Wie kam das?“
    Fabian entschloss sich, die für Russland vorteilhaftere Version zu erzählen.
    „Die beiden russischen Piloten mussten uns für nach Georgien fliehende Terroristen gehalten haben. Sie schossen eine Luft-Boden-Rakete, vor der wir uns noch an einem Felsen retten konnten. Im Militär nennt man so etwas ‚Friendly Fire‘, aber es ist natürlich genauso tödlich wie der Beschuss durch einen Feind. Als er wieder von vorne anflog, hatten wir keine Deckung mehr. Prinz Richard und ich mussten in einer Sekunde entscheiden, die Flugabwehrrakete einzusetzen. Ich bin sehr froh, dass sich die beiden russischen Piloten mit dem Schleudersitz retten konnten.“
    „Aber Sie haben mit dem Abschuss billigend ihren Tod in Kauf genommen?“
    Fabian wollte erst etwas in der Art antworten, dass bei einer kriegerischen Handlung der Tod des Gegners immer in Kauf genommen würde, aber das wäre vielleicht zu sehr als Leutnant Luchsiger gesprochen. Also antwortete er lieber gar nicht auf die Frage.
    „Russland hat Sie zur Fahndung ausgeschrieben, wegen tödlicher Schüsse auf zwei seiner Soldaten. Was sagen Sie dazu?“, lautete schon die nächste Frage.
    „Nur für eine Befragung, nicht wegen eines Tatverdachts. Ich habe beim Beobachtungsposten auf niemanden geschossen oder schießen lassen. Für weitere Fragen diesbezüglich wenden Sie sich an die Pressestellen von Swiss-Ski und Prinz Richard. Ich möchte mein Beileid an die Familien der auf dem Beobachtungsposten ums Leben gekommenen Soldaten aussprechen und all den Opfern der Geiselnahme.“
    „Die ARD berichtet in ihrer Tagesschau mit einem Videodokument, ein Kampfjet habe auf Sie geschossen und Sie hatten ihn mit einer Rakete erfolgreich bekämpft.“
    Fabian verstand nicht, warum ein zweiter Fernsehreporter ihm nochmals dieselbe Frage stellte. Ihm wurde diese Pressekonferenz nun zu heiß.
    „Ich verweise wieder an die Pressestelle! Ich möchte jetzt zu meinen Freunden mit der Regenbogenfahne. Danke!“ Er versuchte das „Danke!“ besonders energisch zu betonen.
    Der Reporter und seine Kollegen, die auch ihre Mikrofone hinstreckten, wollten sich nicht abspeisen lassen.
    „Apropos Regenbogenfahne. Was halten Sie als Betroffener von dem russischem Gesetz gegen sogenannte Homo-Propaganda?“
    Die im Sinne von Swiss-Ski politisch korrekte Antwort wäre wohl gewesen, nichts dazu zu sagen, doch jetzt würde die Welt ihn hören. In ein paar Monaten, bis sich die Funktionäre zu einer offiziellen Stellungnahme durchgerungen hätten, wäre das Thema wohl bereits wieder kalt für die Nachrichtenmedien. Deshalb entschloss er sich, klar Stellung zu nehmen:
    „Ich halte vom sogenannten Anti-Homopropaganda-Gesetz gar nichts! Es beschneidet ja auch Ihre Rechte als Journalisten, frei über ein Thema berichten zu können. Kein Jugendlicher kann durch eine sachliche Schulstunde oder Fernsehdokumentation über Homosexualität schwul oder lesbisch gemacht werden. Aber die Unterrichtseinheit würde vielleicht das Leben eines schwulen Klassenkameraden erleichtern, ihn möglicherweise vom Suizid abhalten. An den Schulen haben wir selbst hier in der Schweiz ein Defizit. Mir persönlich hätte es geholfen, wenn mal einer meiner geschätzten Lehrerinnen und Lehrer wenigstens ein positives Wort darüber verloren hätte.“
    „Sie und Florian Häusle sind die ersten offen schwulen aktiven Alpin-Spitzensportler. Würden Sie einem Kollegen, zum Beispiel einem aktiven Fußballer, zum Outing raten?“
    „Die meisten Kollegen im Alpin-Skisport haben mittlerweile kein Problem mit mir und Florian. Wir hoffen, dass die wenigen anderen ihre Vorurteile bald ablegen können. Aber die Reaktionen in Russland auf mich haben gezeigt, dass es für viele unmöglich ist,
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