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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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Kirche gehört jetzt mir!« erklärte er. »Bald bin ich der Herr über diesen Berg. Man hat ihn mir damals verwehrt, aber jemand wie ich, holt sich alles zurück. Das kann ich dir versprechen.«
    »Ich werde jetzt gehen!« sagte ich.
    Ein scharfes Lachen erreichte mich, das durch die Kirche hallte. »Du kannst es versuchen, aber ich werde dich mit der Sense aufspießen. Es ist mir zu leicht, dir nur die Kehle durchzuschneiden. Ich werde dir die Sense durch den Körper stoßen und mich daran entlang nach unten gleiten lassen.«
    »Ich will nicht fliehen, von Thann. Ich werde die Kirche nur verlassen.«
    »Was hat das für einen Sinn?«
    »Ich warte draußen auf dich!«
    »Warum?«
    »Ich werde nicht in dieser Kirche kämpfen!«
    »Du hast Angst?«
    Den Hohn in seiner Stimme ignorierte ich und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe keine Angst, aber dies ist ein Gotteshaus. Das muß es auch bleiben, und es ist durch dich schon genug entehrt worden.«
    Die Antwort hatte ihm gar nicht gefallen. Er schüttelte sich, lachte auf und schrie dann: »Wer ist schon Gott? Wer? Ich bin es. Ich bin hier der Gott. Ich herrsche hier und…«
    Ich hatte mich bereits abgewandt. Es war riskant, ihm den Rücken zuzudrehen, und ich war auch darauf gefaßt, daß er mich trotz allem mit seiner verdammten Sense angreifen würde. Deshalb waren meine Schritte auch nicht so locker wie normal, und das kalte Gefühl im Nacken wollte einfach nicht weichen.
    Er kam mir nicht nach. Zumindest hörte ich ihn nicht. Ein paarmal drehte ich den Kopf und blieb sogar neben einem Weihwasserbecken stehen, um in die Kirche zurückzuschauen, aber er war nicht zu sehen. Ich hörte ihn auch nicht. Keine Schritte, nicht das Kratzen der Sense über das Metall, auch nicht das Schlagen einer Seitentür.
    Ich verließ eine stille Kirche und blieb auf der ersten Stufe stehen. Mein Blick fiel über den leeren Kirchhof. Das Pflaster glänzte matt. Weiter hinten sah ich die erleuchteten Fenster des Altenheims. Lady Sarah und Kommissar Hinz mußten die schützenden Räume längst erreicht haben und in Sicherheit sein.
    Ich ging die Stufen hinab. Als die Hälfte hinter mir lag, entdeckte ich rechts von mir eine Bewegung. Etwas Dunkles huschte ebenfalls die Stufen hinab. Ein lautloser Schatten mit einer bestimmten Form. Einen Moment später hatte mich die Sense überholt.
    Ich blieb stehen, zählte die restlichen Stufen – es waren drei –, dann drehte ich mich langsam um.
    Der Sensenmann hatte die Kirche ebenfalls verlassen. Er stand jetzt dicht vor der Tür, in einer Pose, wie sie nur von einem Sieger eingenommen werden konnte.
    Diesmal hielt er die Sense geschultert. Aber er hatte beide Hände um den Griff gelegt, um die Sense so schnell wie möglich einsetzen zu können.
    Ich fragte mich inzwischen, warum er mich noch nicht längst angegriffen hatte. Aus Angst oder Furcht bestimmt nicht. Menschen waren ihm schon immer unterlegen gewesen. Aber ich besaß eine Waffe, die nicht zu verachten war. Ich kannte Kreaturen der Finsternis. Gegen geweihte Silberkugeln waren sie resistent, nicht aber gegen die mächtige Kraft meines Kreuzes. Richtig eingesetzt, konnte der Talisman sie zerstören, das hatte ich oft erleben dürfen.
    Ich tat so, als wäre er nicht vorhanden, schritt die letzten drei Stufen schnell hinab, erreichte das Pflaster und blieb dort stehen. Hinter den erleuchteten Fenstern sah ich hier und da einige Bewegungen. Bestimmt wurde ich beobachtet. Sicherlich auch von Lady Sarah Goldwyn und dem Kommissar.
    Ich drehte mich.
    Der Sensenmann stand nicht auf der Treppe. Er hatte sie lautlos verlassen. Mit einem Sprung über das Randgemäuer hinweg nach unten in den Schatten der Kirche hinein.
    Ich wollte ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr den Rücken zudrehen. Deshalb behielt ich die Vorderfront der Kirche genau im Auge. Ich wartete auf eine Bewegung, auf ein Blitzen der Klinge. Mir kam in den Sinn, daß ich vor Jahren in einer ähnlichen Situation dem Schwarzen Tod gegenübergestanden hatte. Ihn hatte ich auf einem Friedhof am Ende der Welt durch den Einsatz des silbernen Bumerangs besiegen können. Eine Waffe dieser Art trug ich jetzt nicht bei mir. Ich mußte mich auf das Kreuz verlassen.
    »Suchst du mich?«
    Die Stimme hallte wie peitschendes Donnergrollen über den leeren Kirchhof. Sie schien sich aus dem Schatten des mächtigen Bauwerks gelöst zu haben. Obwohl ich damit gerechnet hatte, schrak ich schon wegen des Klangs zusammen.
    Er stand auf dem
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