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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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beten.«
    Der Kommissar nickte. »Das ist wohl das beste.« Er wollte in die große Kirche zurückgehen, aber Sarah hielt ihn noch einmal fest. »Nichts Unüberlegtes tun«, sagte sie so leise, daß ihre Worte kaum zu verstehen waren. »Er ist so grausam wie man es sich kaum vorstellen kann, Kommissar.«
    »Okay, ich werde daran denken…«
    ***
    Hinter mir war die Tür wieder zugefallen, und ich befand mich nicht mehr im Freien, sondern in einem Raum, der dafür ausersehen war, jedem Menschen Schutz und Hilfe zu geben, sowie die nötige Ruhe, um Zwiesprache mit dem Herrn zu halten.
    Dafür unter anderem waren die Kirchen gebaut worden. Egal, ob groß, klein, prächtig oder schlicht, der Eindruck, dem Allmächtigen nahe zu sein, sollte überall vorhanden sein.
    Er fehlte hier!
    Ich kannte viele Kirchen nicht nur von außen, sondern auch von innen. Im Normalfall erlebte ich immer wieder diese besondere Atmosphäre, einfach das Geborgensein, da mochte die Kirche noch so groß oder hoch sein.
    Hier auf dem Michaelsberg war es anders. Es überwog einfach die Kälte. Allerdings die von innen, die das Herz eines Menschen einfrieren läßt.
    Auch ich blieb nicht unberührt davon. Ich fröstelte und bekam eine Gänsehaut. Das Kreuz hatte sich noch nicht erwärmt. Ich war davon überzeugt, daß in diesem Gotteshaus etwas auf mich lauerte, das einfach hier nicht hineingehörte.
    Der Schatten der Sense war verschwunden. Es gab auch kein Licht. Keine Kerzenflamme tanzte auf dem Docht. All die Altäre, die Figuren und auch die Bilder verschwammen hinter einem diffusen Grauschleier. An den Seiten malten sich die Fenster nur schwach ab.
    Der Sensenmann hielt sich irgendwo versteckt.
    Ich schlich langsam nach vorn, weil ich unbedingt den Altar erreichen wollte. Er war das Herzstück des Gotteshauses. Ich konnte mir gut vorstellen, daß der Sensenmann es zerstören wollte, um seine besondere Macht zu demonstrieren.
    Zwischen den Bankreihen fand ich meinen Weg. Ludwig von Thann zeigte sich nicht. Er bestimmte den Zeitpunkt, an dem er seine Rache voll auskosten konnte. Es den Oberen zeigen, wie er es sich zur Zeit der Hexenverfolgung vorgenommen hatte.
    Ich blickte nicht nur nach vorn, sondern sah mich auch des öfteren um. Er konnte sich überall verborgen halten und auch plötzlich hinter meinem Rücken auftauchen.
    Da war nichts.
    Kein Schatten, keine Sense, keine Gestalt. Die Stille umgab mich wie ein dichter Schleier. Selbst das Ewige Licht hatte er gelöscht. Etwa auf der Hälfte des Wegs blieb ich stehen und ließ meine Hand in die linke Tasche der Jacke gleiten. Dort steckte die kleine Lampe, die ich zwischen die Finger nahm. Ich brauchte Licht.
    Ich ließ den Lichtstrahl kreisen und leuchtete auch in die Höhe. Eine vergebliche Mühe, denn der Strahl reichte nicht bis zur Decke. Er verlor sich auf dem Weg dorthin, als hätte ihn die Finsternis eingeatmet.
    Ich ging weiter. Bewegte die Hand mit der Lampe. Von rechts nach links wischte der Lichtfinger über die Bänke und den Boden hinweg. Ich schickte ihn auch nach vorn. Die Stufen zum Altar fielen mir auf, aber auch dort war kein Zeichen von ihm zu sehen.
    Der Sensenmann hielt mich zum Narren. Oder er wollte mich an eine bestimmte Stelle locken.
    Ich zuckte zusammen, als die flüsternde Stimme des Mannes ertönte.
    »John Sinclair…«
    Sofort schaltete ich die Lampe aus und blieb in der Dunkelheit stehen. Geirrt hatte ich mich nicht. Mein Name war geflüstert worden.
    »John – hier!«
    Diesmal hatten die Worte lauter geklungen, und ich hatte die Stimme auch erkannt.
    »Wo bist du, Uwe?«
    »Seitlich, am Altar.«
    Ich fragte nicht, warum und wieso er die Kirche betreten hatte. Dafür hörte ich seine Schritte und sah dann seine Gestalt, wie sie sich aus dem Dunkel löste. Der Kommissar trat nicht bis zu mir heran, er winkte mich zu sich. In Höhe des Altars trafen wir zusammen. Er sprach nicht vom Sensenmann. Statt dessen hörte ich, daß er Lady Sarah gefunden hatte. Er erzählte von einer Kapelle und daß sie dort wartete.
    »Ist sie unverletzt?«
    »Kann man sagen. Nur ziemlich fertig.«
    »Und von Thann?«
    »Keine Ahnung, John.«
    Ich war froh, daß er die Kirche betreten hatte. »Hör zu, Uwe. Bring du Sarah Goldwyn in Sicherheit. Ich bleibe hier, denn ich weiß, daß der Sensenmann die Kirche betreten hat. Er kann sich ja nicht ewig versteckt halten. Es wird zu einer Begegnung kommen, und ich möchte ihm dabei allein gegenüberstehen.«
    »Gut, dann schaffe ich sie
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