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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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Sie auf dieses Monstrum warten und…«
    »Nein, noch nicht«, sagte Uwe Hinz. »Wir wissen auch nicht, wann und ob der Sensenmann erscheint. Sollte er allerdings kommen, möchte ich Sie bitten, das Haus hier auf keinen Fall zu verlassen. Haben Sie verstanden, Frau Eberle?«
    »Ich… ich bin doch nicht lebensmüde.«
    »Sehr gut.«
    »Trotzdem kann ich mir das alles nicht erklären. So etwas hat es bei uns hier in Bamberg noch nie gegeben. Da kann man ja vor Angst vergehen und traut sich nicht mehr auf die Straße.«
    Uwe Hinz legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »So schlimm ist es auch nicht, Frau Eberle. Sie müssen nur die Nerven bewahren. Wir hoffen, daß wir den Spuk noch in dieser Nacht beenden können. Danach wird Ihr Leben wieder in den völlig normalen Bahnen verlaufen.«
    »Meinen Sie?«
    »Bestimmt«, sagte ich.
    »Nein, das ist… daran kann ich nicht glauben, Herr Sinclair. Das will ich auch nicht. Ich komme mir schon selbst dumm vor. Ich hatte Angst, vom Geschäft meiner Tochter hierher zu fahren. Können Sie sich das vorstellen? In unserer Stadt… in… in…«
    Auf einmal versiegte ihre Stimme. Sie hatte uns bei ihrer Antwort nicht angeschaut, sondern auf die Fensterscheibe und nach draußen geblickt. Direkt auf einen leeren Kirchhof, der aber so leer nicht mehr war.
    Ich reagierte als erster und drängte Frau Eberle zurück, die einen Schrei ausstieß.
    Es war noch nicht ganz dunkel. Deshalb war auch der schwarze Schatten zu sehen, der sich auf den Stufen der breiten Treppe abzeichnete.
    Es war eine übergroße Sense!
    ***
    In den folgenden Sekunden sprach niemand von uns. Jetzt stand auch Uwe Hinz neben mir und starrte nach draußen. Er sah das gleiche wie ich, und ich hörte seinen schweren Atem.
    »Also doch«, flüsterte er.
    Ich drehte mich kurz um und gab Gerhild Eberle mit einem Handzeichen zu verstehen, den Raum zu verlassen. Das tat sie auch und zog die Tür sehr heftig zu.
    Als ich neben dem Kommissar stand, war das Entsetzen auf seinem Gesicht noch nicht verschwunden.
    »Er will uns nach draußen locken!« sagte ich. »Er will es dabei auf die Spitze treiben.«
    »Läßt du es zu?«
    »Natürlich. Ich muß an Lady Sarah denken. Ich will, daß sie wieder heil und gesund in London eintrifft.«
    »Wenn sie nicht schon tot ist.«
    Darauf gab ich keine Antwort. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Uwe Hinz überlegte noch, ob er mir folgen sollte. Im langen Gang, in dem es nach Essen roch, hörte ich seine Schritte hinter mir.
    Als wir an Bobby Eberles Büro vorbeigingen, stand der Heimleiter in der Tür. Er sah jetzt leichenblaß aus. Seine Frau, die wir hinter ihm sahen, hatte ihm alles erzählt. Sie stand noch immer unter dem Eindruck des Gesehenen und preßte ihren rechten Handballen gegen die Lippen.
    Uwe Hinz vergatterte die beiden noch einmal, im Haus zu bleiben, dann lief auch er auf die Tür zu, die ich schon erreicht hatte. Ich stand auf dem Kirchplatz und schaute auf die Treppe.
    Dort malte sich auch weiterhüi die Sense ab. Für ihren Träger mußte sie wie ein Fanal des Sieges wirken. Seine Waffe hatten einen Platz erobert, an dem das Böse normalerweise nicht existent war.
    »Willst du hin, John?«
    »Was sonst?«
    »Hat er sich schon bei dir gemeldet wie in der Garage?«
    »Nein. Ich schätze aber, daß es noch kommen wird. Er will mich locken und in seiner Nähe haben. Den Gefallen tue ich ihm gern.«
    »Dann bleibe ich…«
    »Du wartest, Uwe.«
    »Nein, ich gehe mit.«
    Er war entschlossen, und vielleicht würde er mir auch helfen können. Außerdem kannte er sich in der Kirche aus. Ich bat ihn allerdings, etwas zurückzubleiben.
    »Rückendeckung?«
    »So ähnlich.«
    Ich ging über das Pflaster des Kirchhofs. Die Sense zeichnete sich auch weiterhin vor dem Portal auf der Treppe ab. Sie bewegte sich nicht. Überhaupt entstanden in der Nähe keine Bewegungen. Ich war der einzige, der ging, und ich blieb erst vor der letzten Stufe stehen.
    Vor mir lag die Sense sehr gut sichtbar. Ich ließ meinen Blick über sie hinweggleiten und schaute an der Außenfassade über dem Eingang hoch.
    Die Kirche war ein mächtiger Klotz. Ein gewaltiges Bauwerk, das den Stürmen der Zeit widerstanden hatte und nun in die Gefahr geriet, von einer höllischen Kraft verändert zu werden.
    Ich sah den Sensenmann nicht. Er war trotzdem da. Ein kurzes Brennen auf dem Kreuz, dann hörte ich die Stimme in meinem Kopf. »Gleich werden wir uns sehen, John Sinclair. Der Teufel selbst hat mich
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