Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
vor dir gewarnt, aber was ist er schon gegen mich? Ein Nichts. Ein mickriges Wesen, das nichts zu sagen hat. Ich allein werde es sein, der hier die Macht übernimmt.«
    »Was willst du genau?«
    »Erst dich und dann die Kirche.«
    »Wie – die Kirche?«
    »Sie wird noch in dieser Nacht in meinen Besitz übergehen. Woran sich der Teufel die Zähne ausgebrochen hat, das schaffe ich. Nach meinem Sieg beginnt die neue Zeitrechnung.«
    »Bis zur Jahrtausendwende haben wir noch Zeit«, sagte ich sarkastisch. »Aber du hast noch jemand in der Gewalt…«
    »Ja, die alte Frau.«
    Ich stellte die entscheidende Frage, und ich spürte, wie es dabei in mir brannte. »Lebt sie noch?«
    »Sie ist in der Kirche. Sie wird geopfert. Wie damals die Hexen. Ich weiß nicht, ob du dann schon tot bist, aber…«
    »Wo hältst du sie gefangen?«
    »Komm mit, dann wirst du es sehen…«
    Es waren die letzten Worte gewesen. Ab jetzt zählten nur noch Taten. Damit begann Ludwig von Thann, denn die Sense auf der Treppe bewegte sich. Sie zog sich zurück und glitt dabei auf das breite Portal zu.
    Plötzlich war ihr Schatten weg. Wie vom Holz der alten Tür einfach geschluckt. Daran glaubte ich nicht. Ich wußte, daß ich die Sense in der Kirche wiederfinden würde, und den Gedanken konnte ich nur schwerlich ertragen.
    Es war eine Blasphemie, eine Entweihung, aber es gehörte dazu, wenn der verfluchte Hexenjäger die Kirche in seinen Besitz bringen wollte. Er würde aus ihr ein Schandwerk machen und mit seiner neuen Zeitrechnung beginnen.
    Über diese Worte dachte ich nach, als ich die Stufen hochschritt. Es war mir nicht unbedingt bitter aufgestoßen, aber es war auch nicht so fremd. Ähnliches hatte ich in anderer Form schon gehört. Als ich vor dem Portal stand, fiel mir die Lösung ein.
    Eine Zeitrechnung konnte für eine Gruppe von uralten und fürchterlichen Dämonen etwas Bestimmtes bedeuten – die Höllenzeit der Kreaturen der Finsternis.
    Das war die Lösung.
    Jetzt wußte ich, weshalb ein Hexenjäger namens Ludwig von Thann hatte überleben können. Er war eine Kreatur der Finsternis. Er existierte bereits seit Urzeiten und hatte es nur geschafft, wie die anderen auch, sich unter die Menschen zu mischen. So wie er jetzt aussah, mußte er auch damals ausgesehen haben in seiner großen, grausamen Zeit.
    Bevor ich das Portal aufzog, warf ich noch einen letzten Blick zurück über den Kirchplatz.
    Er war leer!
    Es gab kemen Kommissar Hinz mehr. So schlecht war das Licht auch nicht, als daß ich ihn nicht gesehen hätte. Schon in seinem Sinne hoffte ich, daß er sich nur nicht falsch verhielt. Bei einem Gegner wie dem Sensenmann konnte das leicht mit dem Tod enden.
    Es war leider nicht die Zeit, nach Uwe Hinz zu rufen oder zu suchen. Ich mußte in die Kirche. Dabei merkte ich, wie schwer es mir fiel, das schwere Portal zu öffnen. Jedes Geräusch hörte ich überdeutlich, und während ich über die Schwelle trat, streifte ich die Kette mit dem Kreuz über meinen Kopf und steckte den Talisman dann in die Tasche.
    So gerüstet ging ich in die Kirche hinein…
    ***
    Uwe Hinz hatte die Worte des Geisterjägers gehört und auch gut verstanden. Trotzdem wollte er sich nicht fühlen wie das fünfte Rad am Wagen. Er mußte ebenfalls etwas unternehmen – und er hatte schon einen Plan.
    Ihm kam entgegen, daß er einheimisch war und sich auch hier oben auf dem Michaelsberg auskannte, denn vor über zwanzig Jahren hatte er in dieser Kirche geheiratet. Er war oft hier gewesen, und nicht nur innen, sondern auch außen. Er hatte Fremde herumgeführt und war immer informierter geworden. Zwar kannte er nicht jeden Stein, aber er wußte, wie man in die Kirche hineingelangte, ohne durch das große Hauptportal gehen zu müssen.
    Der Kommissar bewegte sich geduckt und mit schnellen Schritten. Er war im Laufe der Jahre vom guten Essen zu Hause korpulent geworden, und deshalb war er auch leicht aus der Puste geraten, als er die Rückseite der Kirche erreicht hatte und die letzten Meter dicht an der Wand entlangging.
    Die kleine Tür war für den normalen Besucher so gut wie nicht existent. Zudem lag sie in einer Nische versteckt. Da mußte man schon kundig sein, um sie zu finden.
    Er fand sie sofort.
    Uwe Hinz betete, daß sie nicht abgeschlossen war. Durch diese Tür betrat der alte Küster die Kirche, und der vergaß oft, die kleine Pforte abzuschließen.
    Hinz drückte sie auf.
    Das häßlich Knarren ärgerte ihn, aber es war nicht zu vermeiden, und so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher