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Der Sensenmann

Der Sensenmann

Titel: Der Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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raus.«
    »Okay, ich warte.«
    Er verschwand in Richtung Kapelle. Ich hörte, wie er eine Tür öffnete, und wenig später kehrte er zurück. Er mußte die Horror-Oma stützen. Ich stellte mich den beiden in den Weg und bekam mit, daß Sarah schon wieder lächeln konnte.
    »Der Sensenmann hat mich noch nicht holen können«, flüsterte sie mir zu.
    »Der Kommissar bringt dich jetzt aus der Kirche, während ich mich um von Thann kümmere.«
    »Ist er denn hier?«
    »Davon gehe ich aus. Er hat sich nur noch nicht gezeigt. Ich kenne seine Gründe nicht.«
    Sie legte mir ihre Hand auf den Arm. »Ja, John, das ist schon recht. Gib auf dich acht.«
    »Mach ich.«
    »Er hat sogar den Teufel verhöhnt. Er fühlte sich nicht nur stark, er ist es auch.«
    »Er ist eine Kreatur der Finsternis!« sagte ich.
    Sie nickte nur.
    Ich gab Uwe Hinz ein Zeichen, daß er sie wegführen sollte. Der Kommissar flüsterte mir noch zu, daß er zurückkehren wollte, doch ich riet ihm, draußen zu bleiben.
    Beide verschwanden in der Dunkelheit des Seitenschiffs.
    Ich wollte wieder meine kleine Lampe einschalten, als ich die Bewegung schräg vor mir sah. Nicht zum Altar gerichtet, sondern zum Ausgang hin. Dort huschte ein Schatten lautlos über die Bankreihen hinweg, und ich erkannte die Umrisse der Sense.
    Ich ließ die Lampe in der Tasche.
    Der Schatten bewegte sich in einem Bogen von rechts nach links.
    Dann stand er still.
    In meiner Nähe war er zur Ruhe gekommen. Die Spitze der Sense zeigte auf mich. Sie bedrohte mich als Schatten, und ich ging einige Schritte vom Altar weg.
    Bevor ich stehenblieb, hörte ich zuerst das leise Lachen und danach die Worte: »Nun, fürchtest du dich? Hast du Angst, mit mir allein zu sein, Sinclair?«
    »Nein, das habe ich nicht. Sonst hätte ich dich nicht gesucht.«
    »Wir beide, nicht?«
    »Genau.« Ich holte die Lampe wieder hervor, ohne sie einzuschalten, weil ich erst herausfinden wollte, wo sich der Sprecher aufhielt. Die Richtung war nicht leicht festzustellen, sie drang von allen Seiten an meine Ohren.
    »Du bist das letzte Hindernis auf meinem Weg. Ich werde dich vernichten. Erst dann hole ich mir, was mir zusteht.«
    »Was willst du denn?«
    »Alles!«
    »Wie alles? Die ganze Welt?« höhnte ich.
    »Das wäre mir am liebsten«, gab er zu. »Leider ist es nicht möglich, noch nicht. Aber ich werde einen Anfang machen und hier oben ein Zeichen setzen. Was mir in der Vergangenheit nicht gelungen ist, das hole ich nun nach. Alles auf diesem Berg wird mir gehören. Die Kirche, die anderen Häuser und Bauten. Ich bin der Herr hier. Schon jetzt. Die Menschen werden tun müssen, was ich verlange. Und ich werde auch der Herr dieser Kirche sein. Was der Teufel nicht geschafft hat, das obliegt nun mir. Denn ich bin die neue Macht.«
    Ich hatte ihn reden lassen, weil ich seinen Standort herausfinden wollte. Daß er sich nicht hinter meinem Rücken aufhielt, war klar. Er mußte sich schräg vor mir aufhalten, und ich verfolgte auch den Weg der Schattensense.
    Sie zeigte sich auch jetzt wieder größer als normal, doch ihr Ende sah ich nicht. Es verschwand irgendwo in der Dunkelheit, und zwar dort, woher die Stimme des Sensenmanns aufgeklungen war.
    Ich schaltete die Lampe an. Der Lichtstrahl war zwar schmal, aber kräftig genug, um auch ein weiter entfernt liegendes Ziel zu erreichen.
    Er traf den Punkt.
    Er traf ihn.
    Der Sensenmann stand auf der Kanzel wie ein großer Triumphator!
    ***
    Zum erstenmal sah ich ihn so richtig aus der Nähe. Alle hätten dort ihren Platz finden können und dürfen, nur diese Schauergestalt nicht. Der Anblick schlug mir schwer auf den Magen. Allein seine Anwesenheit entweihte diesen speziellen Ort.
    Aber Ludwig von Thann war eine Kreatur der Finsternis.
    Er gehörte zu den Urdämonen, und die hatten sich perfekt tarnen und anpassen können. Sie waren so alt wie die Welt, und sie hatten sich tatsächlich mit ihr entwickelt, ohne ihr Vorhaben aufgeben zu müssen. Ich war sicher, daß er sein Aussehen nicht verändert hatte. So hatte er auch schon zur Zeit der Hexenverfolgung ausgesehen. Der dunkle Mantel, der dunkle Hut, darunter das Gesicht mit der grauen Haut, den kleinen, kalten Augen und dem breiten Mund, dessen Lippen blutleer wirkten.
    Die Sense hielt er nicht mehr geschultert. Er hatte den Griff auf den Rand der Kanzel gelegt, und die scharfe Klinge wies nach unten. Sie warf einen sehr
    m:n und schon unnatürlichen Schatten, der auch tand, ohne daß Licht vorhanden war.
    »Die
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