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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
Autoren: Susan Hill
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nicht, darüber nachzudenken, weil es gut sein kann, dass ich den Posten nicht bekomme. Die Konkurrenz wird hart sein. Paula genießt hohes Ansehen bei unseren Vorgesetzten, aber ihre Kollegen werden sich mit allen Kräften für ihre eigenen Kandidaten einsetzen.«
    »Du willst den Posten.«
    Er presste Zitrone über seinem Fisch aus. Der Geruch der Sardinen, vermischt mit dem scharfen Zitrusduft, war pikant und köstlich. »Ich will ihn wirklich sehr.«
    »Dann sollte ich dich lieber ganz oben auf die Liste meiner Gebete setzen.«
    »Ich glaub nicht, dass ein Job für mich hohe Priorität bekäme.«
    Er beobachtete, wie sie die letzten paar cremigen Stücke Krebsfleisch auf ihre Gabel häufte. Er wollte ihr von Jane erzählen. Die beiden waren Freundinnen geworden, das wusste er, obwohl sie sich nicht allzu häufig sahen. Aber Cat könnte fragen, könnte ein Wort für ihn einlegen, könnte …
    Nein.
    Wenn er ihr erzählte, was am Abend zuvor passiert war, wusste er genau, was seine Schwester sagen würde. »Geschieht dir verdammt recht. Diesmal ist es anders herum, und wie fühlt sich das an?«
    Er würde sich nicht von Cat demütigen lassen, und er konnte weder die Beschimpfung noch ihr Mitleid ertragen. Er war verblüfft, welche Gefühle Jane in ihm ausgelöst hatte. Sie waren neu, heftig, völlig unerwartet und mit Füßen getreten worden. Es war zu persönlich. Er hatte nie viel vor seiner Schwester verheimlicht, aber das behielt er für sich.
    »Hab ich dir von dem Haus in Sydney erzählt? Zwei Stockwerke, großer Garten, Balkon, direkt am Meer, zwanzig Minuten von der Praxis – die neu gebaut ist, als Gemeinschaftspraxis. Die Schulen …«
    Er hörte zu. Sie war ganz wild darauf, fortzukommen. Er hoffte bei Gott, dass sie alle, wie sie versprochen hatte, auch zurückkommen würden.
    Sie blieben noch bei Nachtisch und Kaffee sitzen. »Das muss reichen«, sagte Cat. »Bis nächsten Mai.«
    »Ich werde euch alle vermissen, aber die Zeit wird verfliegen, vor allem, wenn es mit diesem neuen Posten klappt – was noch dauern kann –, und dann seid ihr wieder da. Ma nicht.«
    »Ich hab es auch erst gestern Abend richtig begriffen, weißt du. Irgendwas, das Hannah über Hallam House gesagt hat … dass der Garten traurig sein wird, weil Grandpa nicht weiß, wie man ihn ordentlich pflegt.«
    »Da hat sie recht. Bei ihm heißt das Mähen, Schneiden, fertig. Er kann da nicht bleiben. Da wird er ja rammdösig. Er wird schrecklich einsam sein.«
    »Denk bloß nicht daran, ihm das zu sagen.«
    »Als würde ich das tun.«
    Langsam gingen sie zu ihren Autos hinaus. »Ich dachte, du hättest es eilig.«
    »Dachte ich auch. Hat gut getan.« Sie blieb stehen und sah ihn an. »Was ist los? Nur Ma?«
    »Klar.«
    »Lügner.«
    »Ich kann nicht darüber reden.«
    Das war alles, was er zu äußern ertragen konnte. Cat hakte sich bei ihm unter. »Mach es dir nicht so schwer.«
    Sein Handy klingelte. Nathan Coates. Simon hörte sich den kurzen Satz an.
    »Was ist?«
    »Ich muss von hier zu Marilyn Angus fahren. Um ihr zu sagen, dass die Spurensicherung den Bericht über die Funde in der Höhle durchgegeben hat.«
    »David?«
    Er nickte. Cat umarmte ihn und winkte ihm dann zu, als sie losfuhr.
    Simon blieb noch ein paar Sekunden in der Sonne stehen. Sie waren unter den Letzten gewesen, die das Pub verließen. Es war ruhig. Ein paar gerade flügge gewordene Schwalben übten Sturzflüge hoch über seinem Kopf. Tränen traten ihm in die Augen, und das leuchtende Gesicht von David Angus, wie es auf den Plakaten und Tag für Tag in den Medien zu sehen gewesen war, tauchte vor ihm auf.
    Er öffnete die Autotür, blieb aber noch einen Moment lang stehen, beobachtete die Schwalben, schaute in den Himmel hinauf.

Siebzig
    E s ist so sinnlos«, sagte Marilyn Angus. »Vielleicht ist das das Schwerste. Der Gedanke, dass es alles so sinnlos ist.«
    Nieselregen und niedriger Nebel hingen in der Luft, obwohl es mild war. Serrailler überlegte, ob es so nicht besser war, ob ein strahlender Sonnentag an einem goldenen Strand alles noch schmerzlicher gemacht hätte oder ob das irrelevant war.
    Er hatte sie nachts hergefahren. Sie wolle bei Tagesanbruch hier sein, hatte sie gesagt, wolle aber nirgends übernachten, also waren sie größtenteils schweigend über das Netzwerk von Autobahnen zwischen den Fernlastern gefahren, und ihm fielen keine tröstlichen Worte ein, was sie und Lucy auch nicht erwarteten. »Ich möchte, dass Sie dabei sind«,
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