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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst
Autoren: Eric Walz
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»Natürlich nicht. Es ist nicht die Lösung, die ich mir wünsche, aber wenn Ihr es so machen wollt, dann bin ich dabei. An Eurer Seite, Carissimi.«
    Auch Angelo stand auf. »Dann haben wir jetzt ein gemeinsames Geheimnis. Ich habe das Gefühl, dass im Laufe der Jahre noch ein paar mehr daraus werden.«
    Sie sahen sich an, lächelten und nickten.
     
    Magister Duré erlag noch in derselben Stunde einem Herzanfall, als er allein in seinem Zimmer am Schreibtisch saß. Sandro beseitigte den kleinen Flakon, aus dem ein bitterer Duft aufstieg, und dann informierte er Bruder Königsteiner von dem tragischen Todesfall. Zugleich teilte er ihm mit, dass die Ermittlungen abgeschlossen waren, Luis de Soto als Täter feststehe und ein jeder von nun an tun könne, was ihm beliebte. Da der Mittagsschlaf des Ehrwürdigen noch ungefähr eine Stunde dauern würde, wollte Sandro Angelo zum Vatikan schicken, um Doktor Pinetto kommen zu lassen, für den Fall, dass Ignatius von Loyola auf die Nachricht vom Tod seines langjährigen Leibarztes mit einer weiteren Herzattacke reagieren würde. Doch dann sah er die Sänfte des Heiligen Vaters, die soeben vor dem Collegium eintraf und der Doktor Pinetto entstieg.
    »Zeig ihm den Weg, Angelo«, bat Sandro. Und an den Doktor gewandt, sagte er: »Bruder Königsteiner wird dem Ehrwürdigen das Nötige mitteilen. Gebt dem Ehrwürdigen bitte ein Beruhigungsmittel und bleibt ein paar Stunden bei ihm, wenn möglich über Nacht.«
    Pinettos Blick verdeutlichte, dass dieser Hinweis überflüssig gewesen war und Visitatoren ihm nicht zu erklären brauchten, wie man angeschlagene Greise behandelte. Dann folgte er Angelo ins Haus.

    Sandro stieg in die Sänfte ein.
    »Ist es vorbei?«
    »Ja, Eure Heiligkeit. Duré ist überführt.«
    »Gut.«
    »Und er ist tot.«
    »Was sagst du da?«
    »Herzanfall. Ignatius von Loyola wird nie von dem Komplott erfahren und auch nicht davon, was Duré getan hat. Und de Soto ist ein Mörder und Selbstmörder.«
    Sandro hatte unumwunden und mit großer Selbstsicherheit gesprochen. Sie saßen sich in der kleinen Sänfte gegenüber, ihre Knie stießen beinahe aneinander. Es roch angenehm nach kühlem, mit Minze aromatisiertem Wein. Die Vorhänge der Sänfte waren fast ganz zugezogen, und er konnte nur die rechte Gesichtshälfte des Papstes erkennen.
    Julius nickte. »Ich habe keine Einwände. Das ist ein kluger Schachzug von dir, denn wenn de Soto als Mörder und Selbstmörder gilt, bist du mit einem Schlag seine Freunde, die deine Feinde sind, los. Keiner von denen wird de Soto betrauern, keiner wird einräumen, jemals gut bekannt mit ihm gewesen zu sein. Man wird de Soto in ungeweihter Erde bestatten und sein Andenken verleugnen.«
    »Das war aber nicht der Grund, weshalb ich …«
    »Natürlich nicht!«
    »Aber wenn ich Euch doch sage, dass …«
    »Sandro, mir musst du nichts erklären. Ich billige deine Entscheidung.«
    Es ärgerte Sandro, dass sowohl Forli als auch Julius in Betracht zogen, dass er sich an Luis rächen wollte. Auch wenn beide ihm versicherten, ihm nichts zu unterstellen, und beide ihn unterstützten, so blieb doch ein schaler Nachgeschmack. Gewiss, er hatte Durés Vorschlag ziemlich schnell akzeptiert. Genau genommen - wenn er darüber nachdachte - hatte
er ihm den Vorschlag gemacht. Aber doch nur, weil Loyola, würde er Kenntnis von einer Verschwörung seines Weggefährten Rodrigues erhalten, ein gebrochener Mann wäre. Mit Luis hatte das nichts zu tun.
    Nicht das Geringste.
    In diesem Moment sah Sandro durch den Spalt zwischen den Vorhängen, wie Gisbert von Donaustauf das Collegium verließ und sich von Birnbaum verabschiedete.
    »Verzeiht, Eure Heiligkeit, da ist noch etwas, das ich erledigen muss.«
    »Ich erwarte dich morgen zum Dienst.«
    »Ja, gut.«
    »Übrigens - das Teatro ist niedergebrannt.«
    »Wurde jemand verletzt?«
    »Nein, aber … Der Brand war sicher kein Zufall. Nimm dich vor diesem Kerl in Acht, Sandro.«
    »Ich werde gut beschützt. Bitte entschuldigt mich jetzt.«
    Sandro stieg aus der Sänfte und lief hinter Gisbert her, der schon ein Stück entfernt war.
    »Signore von Donaustauf, auf ein Wort, bitte.«
    »Macht aber schnell. Ich hab’s eilig.«
    Sie gingen in die kleine Gasse hinter dem Collegium.

24
    Glück im Unglück nannte man das. Milo hatte gehofft, Carissimi beim Collegium Germanicum anzutreffen, war sich jedoch nicht sicher gewesen. Eine ganze Weile hatte er in der Nähe des Gebäudes gelauert, ohne feststellen zu
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