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Der Schwarze Papst

Titel: Der Schwarze Papst
Autoren: Eric Walz
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»Versprecht Ihr mir, dass der Ehrwürdige …«
    Sandro nickte. »Ich verspreche es. Er wird leben.«
    Über Durés Lippen glitt ein Lächeln. »Danke.« Seine Tränen versiegten.
     
    Indes saß Forli mit Angelo im Speisesaal des Collegiums. Gelegentlich ging einer von ihnen in den ersten Stock, horchte, sah sich um, kam zurück und sagte: »Noch immer nichts.«
    Wie lange war Carissimi nun schon bei Magister Duré? Eine ganze Weile jedenfalls. Dass er die Aufdeckung der Verbrechen aber auch immer so in die Länge ziehen musste! Erklären, begründen, jeden Teil zerlegen, jedes Teilchen noch einmal zerlegen … Wenn man den Fall schon aufgeklärt hatte und wenn man wusste, wie das Gespräch ausgehen würde, wozu dann noch ein endloses Oratorium aufführen? Forlis Sache war das nicht. Wenn er jemanden dingfest machte, legte er ihm Fesseln an und schleppte ihn vor den Richter. Dem legte er einen Bericht vor und - abführen! Pranger! Kerker! Block!
    »Die einen«, sagte Angelo, »essen ihren Teller in einer Zeitspanne leer, die andere dazu benötigen, um einen Schluck Wein zu trinken.«
    Manchmal, dachte Forli, quatschte Angelo schon wie Carissimi.
    Aber eines musste er dem Mönchlein lassen: Magister Duré, darauf wäre Forli nicht so schnell gekommen. Oder, na ja, vielleicht auch nie.
    »Ich hätte auf Birnbaum gesetzt«, sagte Forli. »Eventuell auf Königsteiner.«
    »Die einen«, entgegnete Angelo, »setzen auf Täter wie auf Wettkämpfer, die anderen überlegen klug und …«
    »… landen im Schwitzkasten«, ergänzte Forli, wodurch er Angelo augenblicklich zum Verstummen brachte. Das war doch
wirklich nicht zu fassen, jetzt hatte er bereits zwei von der Sorte an der Backe. »Tu nicht so, als hättest du’s gewusst. Nicht mal Carissimi wär darauf gekommen, wenn wir den Hohlraum nicht entdeckt hätten. Gut, wenn du ihn nicht entdeckt hättest. Genau genommen hat ihn der liebestolle Gisbert entdeckt, der dich mit seiner Arroganz dazu brachte, ihn gegen die Wand zu stoßen. Haha. Das ist dem Gisbert ganz schön ins Kreuz gefahren. Und Duré wird es ins Genick fahren.«
    Forli schlug sich mit der Handkante auf den Nacken. »Geschieht ihm recht. Wie er uns übers Ohr hauen wollte, dieser Schuft: das Buch der Heilpflanzen, aus dem er eine Seite herausriss und es dann absichtlich versteckte, sodass der Eindruck entstand, jeder im Collegium hätte ein passendes Gift finden können; und dass er erzählte, dass er Johannes mit diesem Mädchen gesehen hatte - was zwar stimmte, wodurch er aber eine weitere Fährte für uns legte.«
    »Ihr vergesst, den Mord an Luis de Soto zu erwähnen, Hauptmann.«
    »Falsch. Ich habe ihn absichtlich nicht erwähnt. De Soto ist Opfer seiner Eitelkeit geworden.«
    Forli war es unmöglich, etwas zu bedauern oder zu verurteilen, was einer Ratte wie de Soto widerfuhr, und er bedauerte es schon zweimal nicht, wenn de Soto bei etwas ums Leben gekommen war, das darauf abzielte, Carissimi zu schaden.
    Der Mord an de Soto konnte sich eigentlich nur folgendermaßen abgespielt haben: Magister Duré war letzte Nacht - alle im Haus schliefen schon - in Luis de Sotos Zimmer gegangen. Er weckte Luis und sagte, er hat etwas sehr Wichtiges mit ihm zu besprechen, es geht um Carissimi und die Verbrechen. Luis warf sich rasch seine Soutane über, gespannt, was der Magister ihm über Sandro mitteilen würde. Zunächst bediente Duré sich de Sotos eigener Waffen und machte ihn glauben, er halte Carissimi für einen unverschämten Wichtigtuer und Versager
obendrein. Dergleichen hörte de Soto gern. Und dann tischte er ihm die These auf, dass das Gift, von dem Carissimi noch immer nicht wisse, worin es sich befunden habe, sehr wahrscheinlich im Wasserbecher auf dem Lesepult enthalten gewesen sei. Dieser Becher nämlich, aus dem Johannes unmittelbar vor dem Anfall getrunken habe, sei bei der Untersuchung übersehen worden. Er, Duré, habe Carissimi darauf hingewiesen, doch der wollte sein Missgeschick verbergen und nichts von dem Wasserbecher wissen.
    Es war schon ein arges Ammenmärchen, das Duré erzählte, und wäre de Soto ein achtsamer Mensch gewesen, hätte er mit Carissimi gesprochen. Er sah jedoch nur die einzigartige Möglichkeit, Carissimi einen Tritt zu verpassen. War es de Sotos Idee, einen Brief zu schreiben? Oder half Duré nach? »Ihr steht Euch doch gut mit dem Papst. Allein Seine Heiligkeit kann hier eingreifen, denn Carissimi ist ihm direkt unterstellt. Wir müssen einen Brief schreiben, und
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