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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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dieses Telefon funktioniert, aber faßt es nicht ohne...« Zu spät. Bucky grapschte nach dem Hörer des Wandtelefons und begann zu wählen. Falls es Fingerabdrücke auf dem Hörer gegeben hatte, gab es sie jetzt nicht mehr. Wir wagten nicht, Martha zu berühren. Ihr Gesicht war fast blau, und die Druckstellen an ihrem Hals konnten nur eins bedeuten. Der Würger hatte wieder zugeschlagen.

Späte Genugtuung

    Das Beth-Shalom-Hospital ist auf der Upper East Side. Die Sanitäter brachten Martha dort mit dem Krankenwagen hin. Dick, Bucky und ich folgten ihnen in Dicks und Buckys Polizeiwagen. Dick fuhr, Bucky saß hinten. Er meckerte anfangs, aber Dick sagte, da es mein Fang gewesen wäre, würde ich auch vorne sitzen. Keiner bohrte, wieso ich wußte, daß Martha direkt vor ihrer Nase umgebracht wurde.
    Martha wurde in die Notaufnahme gebracht. Wir hatten keine Ahnung, wo sie krankenversichert war oder wer ihre nächsten Angehörigen waren. Ich hätte ihnen fast gesagt, sie sollten Alan Gladman bei BG & B anrufen, überlegte es mir aber schnell anders. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, dann wußte er bereits, daß Martha gewürgt worden war und würde ganz bestimmt nicht helfen wollen.
    Sie war übrigens nicht tot. Sie lag im Koma, hervorgerufen durch Sauerstoffmangel. Keiner der Ärzte konnte sagen, wann sie wieder zu sich kommen würde — wenn überhaupt.
    Ich rannte zum Münztelefon, rief Alex an und erzählte ihm rasch von Martha. Er hatte sich selbst schon seine Gedanken über Gladman gemacht und sagte, er hätte eine interessante Info. Zwanzig Minuten später wartete er vor dem Krankenhaus in einem Taxi auf mich. Ich sprang rein. »Also, wo ist Gladman?« fragte ich.
    »Ich hab’ in seinem Büro angerufen, aber es ist niemand rangegangen«, sagte Alex.
    »Mist.« Ich schaute auf meine Uhr. Es war zehn Uhr. Nur noch zwei Stunden bis zur Deadline.
    »Aber er könnte trotzdem da sein«, sagte Alex. »Ich hab’ seine Frau an die Strippe gekriegt, als ich rumtelefoniert hab’. Sie sagt, er schläft dort oft. Sie leben in Scheidung. Sieht aus, als hätte Gladman einige Probleme auf dem Liebessektor.«
    Auf der Fahrt zur 57. Straße West berichtete mir Alex auch, was passiert war, als er bei Cheryl gewesen war. Als er bei ihr klingelte, hatte sie sich in ihr Bad eingeschlossen. Der Hausmeister schloß ihm die Wohnungstür auf, nachdem Alex ihm erzählt hatte, er wäre ihr Bruder, und Cheryl würde unter Anfällen von Verfolgungswahn leiden, weil er vergessen hätte, ihr ihre Medikamente zu bringen. Der Hausmeister hatte ihm die Geschichte abgekauft, weil Cheryl sich schon seit dem Abend davor hysterisch aufgeführt hatte. Sie brachen die Badezimmertür auf. Cheryl ging mit einem Water Pik auf sie los, und sie überwältigten sie und fesselten sie mit dem Gürtel von ihrem Bademantel an ihr Bett. Als Alex schließlich mit ihr allein war, schaffte er es, sie mit netten Worten, einem Glas Jack Daniels und einer Fünf-Sekunden-Rückenmassage (in der er, wie Sie wissen, ein Experte ist) wieder einigermaßen zu beruhigen.
    Als er zu Ende erzählt hatte, sagte ich: »Liebling, wenn das alles vorbei ist, kauf’ ich dir ein Auto.«
    »Liebling?« fragte er.
    »Wäre dir Schätzchen lieber?«
    Er lächelte und hielt meine Hand. Wir hielten vor dem BG & B-Gebäude an. Wir fuhren zum siebten Stock rauf. Gladmans Bürotür war abgeschlossen. Alex packte sein Spezialwerkzeug aus und öffnete sie. Wir gingen rein.
    Zu unserer Erleichterung war Gladman da. Er schlief in seinem Dreiteiler und mit seiner Brille auf der Nase auf der Couch. Wir knipsten der Reihe nach alle Lampen an. Als wir fertig waren, war Gladman wach. Er war nicht lange schlaftrunken. Er sagte: »Was hat das zu bedeuten?«
    Ich sagte: »Tut mir leid, daß wir Sie geweckt haben, Mr. Gladman. Aber wir haben Martha gefunden.« Ich schaute in sein Gesicht, ob ich irgendeine Reaktion sehen konnte - Schreck, Zögern, Schuld, irgendwas. Seine Augen waren zu schwer zu erkennen hinter den Colaflaschenbrillen-gläsern. Er bedeutete uns, Platz zu nehmen. Wir setzten uns auf unsere geliebten französischen Hartpolster. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er sagte: »Ist sie wohlauf? Ich habe mir große Sorgen gemacht.«
    Alex sagte: »Ich fürchte, sie ist tot, Mr. Gladman. Sie wurde erwürgt in ihrem Haus gefunden.« Gut gemacht. Wenn ich es nicht anders wüßte, hätte ich es auch gekauft. Gladman sackte über seinen Schreibtisch und begann zu
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