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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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fehl; bei der Ankunft in der Klinik konnte nur noch der Tod von Ms. Beatrice festgestellt werden. Nach Aussage des diensttuenden Leichenbeschauers trat der Tod zwischen 10 Uhr abends und Mitternacht ein. Pesto wurde noch in derselben Nacht im 12. Polizeirevier vernommen. Er sagte aus, daß er Ms. Beatrice in Kürze heiraten wollte. »Ich kann nicht erwarten, daß Sie unsere Liebe verstehen«, sagte er unter Tränen zu den vor dem Polizeirevier ausharrenden Reportern, »aber wir haben einander angebetet.« Ms. Beatrices trauernde Eltern, Anne und Bradley Beatrice aus Greenwich, Connecticut, wurden von der Polizei gebeten, Pestos Behauptung zu bestätigen. Sie sagten aus, sie wüßten weder etwas von Pesto noch von irgendwelchen Heiratsplänen ihrer Tochter. Pesto wird weiter vernommen.
Für die Leser des Midnight wie für ihre Kolleginnen und Kollegen bedeutet der Tod von Ms. Beatrice einen großen Verlust. Sie erhielt zweimal den Ehrenpreis der American Society of Magazine Editors für herausragende Leistungen. »Ich weiß nicht, wie wir ohne sie auskommen sollen«, so Herb Stoltz, der Chefredakteur der Zeitschrift. »Sie verkörperte die Zeitschrift. Sie war ihr Herz und ihre Seele.« Die Redakteure des Midnight planen, in den nächsten Monaten eine Sonderausgabe zum Gedächtnis an die verstorbene Gründerin herauszubringen. Siehe auch die Todesanzeigen in der heutigen Nachmittagsausgabe des Mirror.

    Alex sagte: »Erwürgt. Ich könnte mir eine angenehmere Todesart vorstellen.«
    Ich stand ohne Strümpfe hinter meinem Schreibtisch. Ich sagte: »Laß mich mal einen Moment überlegen.« Ich dachte an die Polizei.
    Alex sagte: »Schlimm, daß es ausgerechnet Belle sein mußte. Ich fing gerade an, sie zu mögen.«
    Ich sagte: »Die Polizei wird kommen, um mich wegen des Mords an Belle Beatrice auszuquetschen.« Ich dachte an die Agentur.
    Alex las meine Gedanken. »Weißt du was, Wanda? Ohne Belle könnte Do It Right pleite gehen.«
    »Das weiß ich, Alex«, sagte ich. Und leise: »Denk an die Agentur.«
    »Was?« sagte Alex,
    »Denk an die Agentur.«
    Ich sagte: »Ich hab’ nicht mit dir geredet. Ich hab’ mit mir selbst geredet.«
    Alex sagte: »Du solltest dir Gedanken über Belle machen.«
    Nicht an Belle denken. Ich sagte: »Ich muß mich jetzt auf Do It Right konzentrieren, wenn du nichts dagegen hast. Wie sollen wir das überstehen? Wir können ja wohl schlecht Johann als Klient bekommen. Freelancejobs für die Polizei? Niemals. Kopfgeldjäger? Liegt dir das?« Ich stand auf und fing an, mein Kostüm auszuziehen. Ich mußte sofort meine Klamotten wechseln.
    Alex saß auf dem Klientenstuhl, die Füße auf dem Schreibtisch. Seine Hände formten ein Dreieck. Er sagte: »Was machst du?«
    Ich zog meinen Rock, meine Jacke und die Bluse aus. In Krisenzeiten gibt mir ein Rock ein Gefühl der Unsicherheit. Ich hatte eine 501 in der untersten Schublade meines Schreibtisches. Außerdem sind da drin noch ein Benetton-Pulli, frische Unterwäsche, weiße Vans, eine Schachtel Tampons, eine Flasche Amaretto für Kunden, eine Spraydose Love’s Baby Soft-Deo und ein Fön. Kann immer mal passieren, daß man in den Regen kommt. Es interessierte mich nicht allzusehr, daß Alex mich in Slip und BH sah. Er machte Kulleraugen.
    Er sagte: »Du bist ja nackt. Und direkt vor meinen Augen. Irgendwie sehe ich die Dinge plötzlich in einem ganz neuen Licht.«
    Ich sagte: »Ich bin nicht in Sdmmung, um Metaphern auszutauschen.« Ich bürstete ein paar Fussel von meiner 501 und schlüpfte hinein. Ich spürte den Unterschied sofort. Alles wieder unter Kontrolle. Die Bullen im Mini zu empfangen, wäre zuviel für mich gewesen.
    »Ich wußte bis jetzt noch gar nicht, wie attraktiv du bist«, sagte Alex.
    Darauf ich: »Jetzt sei mal fünf Minuten ernst. Ich muß mal pinkeln.«
    Ich marschierte in Jeans und BH den Gang zum Klo hinunter (die anderen Büros auf unserer Etage stehen leer). Als ich zurückkam, saß Alex hinter meinem Schreibtisch und zupfte Wollkügelchen von meinem Benetton. Ich sagte: »Reich mir mal die Spraydose rüber. In der Schublade. Nun mach schon.« Er kramte eine Ewigkeit in der Schublade herum, bis er die Dose endlich gefunden hatte. Als er sich über den Schreibtisch lehnte, um sie mir rüberzureichen, fegte er die Zeitung runter auf den Teppich und bückte sich, um sie wieder aufzuheben. Er fing langsam an, mir auf die Nerven zu gehen.
    Er lächelte und sagte: »Ich glaube, ich bin auch einer von den Typen, die nichts
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