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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon
Autoren: Valerie Frankel
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richtig machen können.«
    Ich sagte: »Nein, du bist auch einer von den Typen, die die Sensibilität eines Exekutionskommandos haben. Belle wurde erwürgt. Die Bullen kommen jeden Moment hier reingeplatzt. Es kann gut sein, daß ich wegen akuten Geldmangels den Laden dichtmachen muß. Und ich habe null Interesse, jetzt mit dir hier rumzuflirten. Klara? Ich bin hoffentlich nicht zu schnell für dich, oder?«
    »Belles Tod hat dich offenbar in eine Zimtzicke verwandelt.«
    Ich kann eine ganz schöne Zimtzicke sein. Das bringt der Job mit sich. Ich habe mein bisheriges Leben gegen das Leben einer hartgesottenen Detektivin eingetauscht. Einer Privatschnüfflerin. Leute in Taxis verfolgen, mit dem Fernglas durch Schlafzimmerfenster gucken. Mit Kellnern und Portiers quatschen. Na ja, das mag vielleicht nicht besonders hartgesotten klingen. Aber wenn ich nicht im aktiven Einsatz bin, bin ich in Lauerstellung. Aber ich glaube nicht, daß es ein Grund zur Beunruhigung ist, wenn ich ein bißchen nervös bin, wenn eine alte Freundin umgebracht wird.
    Ich sagte: »Wenn dich das nervt, warum haust du dann nicht ab?«
    »Ich will dich jetzt nicht allein lassen. Du bist offenbar mit den Nerven fertig.«
    »Ich hab’ mich voll im Griff.«
    »Das hast du immer«, sagte er.
    »Du sagst das so, als wär’s ein Vorwurf.« Ich nahm ihm die Spraydose aus der Hand und sprühte. Eine Brustwarze rutschte mir aus dem BH.
    Es klopfte zweimal an der Tür. Ich brüllte: »Verschwindet.« Die Tür ging auf.
    Einer sagte: »Ist das nicht süß?« Der andere sagte: »Wie ich sehe, hast du uns schon erwartet.«
    Was sie sahen: mein halbentkleidetes Profil und meine rechte Hand, die meine linke Achselhöhle mit Love’s Baby Soft einnebelte. Ich drehte mich zu ihnen um. Was sie jetzt sahen: meine rechte Brustwarze. Zumindest war das das einzige, worauf sie starrten — wie hypnotisierte Rehe im Fernlicht. Ich zupfte meinen BH zurecht, zog meinen Pulli über und setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Ich hob meine Handtasche auf, streichelte einmal kurz zur Beruhigung über Mama, fand eine Zigarette und zündete sie an. Ich atmete einmal tief durch und sagte: »Wenn das nicht meine zwei Lieblingsbullen sind.«
    Detective Dick O’Flanahey, dunkelhaarig, stämmig und mit Simon-Legree-Schnurrbart, sprach als erster. »Weißt du, Süße, jetzt wo ich dich nackt gesehen hab’, hab’ ich keinen Respekt mehr vor dir.« Er kam näher. »Aber dafür mag’ ich dich jetzt lieber.« Ich blies ihm Qualm ins Gesicht, und er lächelte. Polizisten wie er nehmen Frauen nie ernst, was ungefähr so ermutigend ist wie eine Schippe Sand in der Unterhose.
    Ich lächelte. »Police Detective Dick. Was reißt Sie vom Trog weg?«
    Dick lächelte und sagte: »Du kommst dir wohl sehr witzig vor, nicht wahr, Süße?«
    Alex stand neben mir hinter meinem Schreibtisch. Er sagte: »Wanda, möchtest du mir deine Freunde nicht vorstellen?«
    »Darf ich die Herren miteinander bekanntmachen? Alex Beaudine — die Herren Detektive Dick O’Flanahey und Tom Squirely. Morddezernat.« Unverbindliches Nicken allerseits.
    Alex sagte: »Ein Höflichkeitsbesuch, darf ich annehmen?«
    Sie ignorierten ihn. Detective Tom »Bucky« Squirely, der ganz nett aussehen könnte, wenn er nicht solche Pferdezähne hätte, sagte: »Mallory, wir sind gekommen, um dich mitzunehmen.«
    »Ihr könnt mich nicht festnehmen! Das einzige, was ich gemacht habe, war, mit der Dame zu essen. Sie war meine Klientin. Das macht mich noch nicht zur Verdächtigen.« Meine Gedanken rasten.
    Bucky zog sein Notizbuch aus der Tasche und sagte: »Kennst du einen Sal Marrone?«
    »Kellner bei Harry’s. Er hat euch also gesagt, daß wir einen kleinen Krach hatten. Na und? Belle hatte ständig hysterische Anfälle. Sal könnte euch hundert solcher Geschichten erzählen.«
    Dick sagte: »Alle über dich, Zuckerpuppe.«
    Ich sagte: »Und ich dachte, er könnte mich leiden.« Streichen Sie Kellner von meiner Liste.
    Dick kam noch näher und sagte: »Sal kann dich leiden. Du bist die einzige, an die er sich erinnert.«
    Bucky wieherte unkontrolliert los. Er sog mit unglaublicher Kraft Luft ein und sagte: »Komm, Dick. Laß mich zur Abwechslung auch mal den bösen Bullen spielen. Ich muß immer den guten Bullen spielen.«
    Ich sagte: »Ihr seid alle beide miese Bullen, wenn ihr mich fragt.« Privatschnüffler contra Bulle. Der uralte Konflikt. Ich hatte nicht immer so feindselige Gefühle für Polizisten gehabt. Als ich jünger
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