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Der schwarze Atem Gottes

Der schwarze Atem Gottes

Titel: Der schwarze Atem Gottes
Autoren: Michael Siefener
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gestehen?«
     
    »Du sagst es. Zur höheren Ehre Gottes«, keuchte der Mann. »Alles habe ich zur höheren Ehre Gottes getan.«
     
    Pater Hilarius sprang auf. »Besudele nicht den Namen des Allmächtigen!«, schrie er außer sich vor Wut. »Willst du etwa behaupten, dass du mit deinen schändlichen Zaubereien Gott dienen wolltest? Das ist Blasphemie!«
     
    »Nein«, stöhnte der Zauberer. »Ich gestehe, dass ich Zauberei getrieben und die Mächte der Finsternis angerufen habe. Doch es ist nur zu einem guten Zweck geschehen.« Er krümmte sich vor Schmerzen auf dem Stuhl zusammen.
     
    »Weißt du nicht, dass es ein schreckliches Verbrechen ist, mit bösen Mitteln Gutes tun zu wollen?«, sagte Pater Hilarius, der seine Wut wieder unter Kontrolle gebracht hatte.
     
    »Wenn der Himmel schweigt, muss man die Hölle befragen, um die Welt zu retten.«
     
    »Um die Welt zu retten? Hat dir die Folter etwa auch das Hirn ausgerenkt?«
     
    »Die Apokalypse …« Weiter kam der Zauberer nicht mehr. Er fiel von dem Stuhl herunter und geradewegs vor die Füße des Paters. Martin, der neben ihm stand, wollte einen Schritt zurückweichen, doch Hilarius packte ihn mit erschreckender Schnelligkeit am Arm und hielt ihn fest. »Schau genau hin«, zischte er seinem jungen Gehilfen zu. »So sieht ein Geschöpf der Finsternis aus.«
     
    Die Büttel hoben den Mann auf und setzten ihn wieder auf den Stuhl. Hilarius kniete sich, wobei ihm sein Bauch beträchtliche Schwierigkeiten machte, und brachte sein langes, geierhaftes Gesicht nahe an das des Zauberers heran. »Was meinst du mit der Apokalypse?«, fragte er und packte den Mann bei den rundlichen Wangen.
     
    Der Zauberer schaute Pater Hilarius an. In seinem Blick lagen Angst und Erschöpfung. »Der Untergang …«, sagte er leise.
     
    »Genauer«, forderte der Geistliche.
     
    Der Zauberer seufzte auf. »Der Untergang der Welt ist vor Gottes Augen eine beschlossene Sache. Die Engel wissen es und die Dämonen auch, doch die Engel sagen nichts. Also haben wir die Dämonen beschworen. Aber mit den lächerlichen Hexereien, die man mir vorwirft, habe ich nichts zu tun.«
     
    »Wie bist du dann in den Geruch der Hexerei gekommen?«, fragte Pater Hilarius mit falscher Anteilnahme.
     
    »Ich habe meine Experimente weitergeführt, seit ich in dieser Stadt bin. Ihr wisst doch, wie die Leute reden, wenn sie nicht verstehen, mit was man sich beschäftigt.«
     
    »Ach, weiß ich das? Mir scheint eher, dass die Leute vollkommen recht mit ihren Beschuldigungen haben. Schließlich hast du zugegeben, Dämonen beschworen zu haben. Du weißt, dass das als Pakt mit dem Teufel anzusehen ist, und auf diesen steht – wie du sicherlich ebenfalls weißt – der Tod durch Verbrennen.« Pater Hilarius stand auf, trat einen Schritt von dem Zauberer zurück und sagte dann beiläufig: »Und wie heißt noch gleich dein Zaubergenosse? Ich fürchte, ich habe den Namen schon wieder vergessen.«
     
    »Ich hatte ihn nicht genannt«, sagte der kleine Mann trotzig und verzog die ausgekugelten Schultern, wobei sich sein Gesicht zu einer grauenhaften Schmerzensmaske verzerrte. Martin wurde unwillkürlich an gewisse Darstellungen des Herrn am Kreuz erinnert. »Ich kann ihn nicht genannt haben, weil ich keinen Genossen habe.«
     
    »Ach?« Hilarius zog die Augenbrauen in gespieltem Erstaunen hoch. »Ich erinnere mich aber genau, dass du vorhin gesagt hast,
ihr
habet die Dämonen beschworen. Habt ihr das nicht auch alle gehört?«, fragte er die anderen Anwesenden. Ein zustimmendes Gemurmel setzte ein.
     
    Es lag etwas Gehetztes im Blick des Zauberers. »Da müsst Ihr Euch verhört haben«, sagte er schnell.
     
    »Dann hoffe ich, dass sich der Nachrichter nicht auch verhören wird, wenn ich ihm sage, dass er dich auf dem Streckbrett nicht allzu heftig aufziehen soll«, meinte Pater Hilarius darauf mit einem hämischen Grinsen.
     
    Einige Handgriffe genügten, um den Zauberer auf dem leicht geneigten Streckbrett anzubinden, und schon drehte der Nachrichter mit offensichtlicher Freude an der oberen Winde. Wieder schrillten die Schreie des Gefolterten durch das Gewölbe. Martin hielt sich die Ohren zu, aber Suitbertus warf ihm einen warnenden Blick zu. Ihm schien dieses grässliche Schauspiel nichts auszumachen, dabei war er nur ausnahmsweise als weiterer Gehilfe des Paters tätig. Seine eigentliche Aufgabe bestand darin, dem alten Mönch zusammen mit Martin Geleit zu gewähren und ihn vor Überfällen von Banditen
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