Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Einblicke

Kleine Einblicke

Titel: Kleine Einblicke
Autoren: Mathilda Grace
Vom Netzwerk:
Geister der Nacht, haltet Wacht!

    Jeder, der Horrorfilme kennt, weiß, dass man sich nicht abends und ganz allein auf einer dunklen Straße herumtreibt. Schon gar nicht, wenn man dabei auch noch zu Fuß unterwegs ist, weil der Wagen eine Panne und das Handy komischerweise keinen Empfang hat.

    'Wieso ausgerechnet heute?', fragte sich Daniel zum hundertsten Mal und schob seine Hände tiefer in die Manteltaschen, wo er neben seinem nutzlosen Handy und dem Hausschlüssel noch den Wagenschlüssel fühlen konnte, der genauso nutzlos war. Wieso hatte er auch diese verdammte Abkürzung fahren müssen, um noch rechtzeitig da zu sein? Und warum in Dreiteufelsnamen hatte ausgerechnet in diesem dunklen Waldstück der Motor verrecken müssen? Und als wäre das nicht schon genug, hatte er hier draußen keinen Handyempfang und konnte Connor noch nicht mal Bescheid geben, dass er zu seiner Geburtstagsparty später kommen würde.
    „Wieso bin ich nicht gleich mit Will mitgefahren, als der vorhin die letzten Partysachen besorgt hat?“, fluchte er vor sich hin und stapfte wütend die dunkle Straße entlang. „Aber nein, ich wollte unbedingt noch die Abrechnungen in der Bank fertigmachen, die genauso gut bis nächste Woche hätten warten können.“
    Nur wegen seiner eigenen Sturheit, musste er nun den Rest zu Fuß nach Cumberland laufen. Spätabends und auf einer Waldstraße, auf der um die Uhrzeit kein Mensch mehr unterwegs war, der ihn hätte mitnehmen können. Daniel verfluchte sich im Stillen selbst. Dabei hatte sein Chef ihm sogar angeboten, wegen der Geburtstagsparty für Connor früher Feierabend zu machen. Nächstes Mal würde er das Angebot annehmen, soviel stand fest.
    „Falls mich nicht ein Bär frisst, dann gibt es kein nächstes Mal“, murmelte Daniel vor sich hin und zog seinen Mantel enger um sich. Der eisige Wind wurde langsam unangenehm und ließ ihn immer stärker frieren.
    Er wünschte sich Connor an seine Seite, damit er sich an ihn lehnen konnte, um sich zu wärmen, und dann gemeinsam mit ihm das letzte Stück durch den Wald zu gehen. Es war unheimlich hier draußen. Die Bäume warfen merkwürdige Schatten und die blattlosen, laut knarzenden Äste trugen auch nicht gerade zu seiner Beruhigung bei. Seufzend zog Daniel sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf den Display. Immer noch nichts. Wozu hatte er sich von Connor eigentlich überreden lassen, sich so ein Teil anzuschaffen? Jetzt, wo er es gebraucht hätte, hatte er keinen Empfang.
    Murrend steckte Daniel das Handy wieder in die Tasche und ging weiter, um kurz darauf zu stutzen. Der Wind war weg. Komplett weg. Das war jetzt wirklich gruselig. Er zuckte zusammen, als es einige Meter rechts von ihm im Unterholz knackte und blieb mitten auf der Straße stehen, um zu lauschen, ob da etwas war oder nicht. Aber zu hören war nichts mehr. Daniel wollte schon weitergehen, als urplötzlich ein heftiger Windstoß in seinen hochgeschlagenen Mantelkragen fuhr und es sich für einen Moment anfühlte, als hätte ihm jemand gegen den Nacken gehaucht. Er bekam eine dicke Gänsehaut und drehte sich langsam einmal um die eigene Achse. Nichts. Daniel atmete tief ein und schüttelte dann den Kopf.
    „Komm schon, Dan, mach' dich jetzt nicht verrückt. Hier ist kein Mensch“, sprach er sich Mut zu und setzte sich wieder in Bewegung. In der Ferne konnte er schon erste Lichter sehen. Ein paar Minuten noch, dann war er hier raus.
    Allerdings konnten ein paar Minuten zu einer halben Ewigkeit werden, wenn man sich die Umgebung plötzlich genauer ansah, so wie Daniel es dann tat. Und wieso wurde es eigentlich von Sekunde zu Sekunde um gefühlte zehn Grad kälter? Der Wind hatte überall um ihn herum Laub auf die Straße geweht, das tagsüber bestimmt in den herrlichsten Rot-, Gelb-, und Brauntönen leuchtete. Aber hier und jetzt war es einfach nur eine dicke schwarze Schicht, die ihm das Laufen erschwerte, weil es heute Nachmittag geregnet hatte. Daniel sah sich immer wieder misstrauisch um und als dann auch noch Nebel quer über die Straße zu wabern begann, beschleunigte er instinktiv seine Schritte.
    Dicke Wolken zogen über den Himmel und verdeckten immer wieder den Mond. Daniel kam sich langsam vor wie an Halloween. Er hasste Halloween. Aber im Moment wären ihm sogar Halloweenlaternen lieber gewesen, als diese Dunkelheit um ihn herum, denn obwohl die Straße asphaltiert war, gab es keine Laternen. Jedenfalls keine, die noch funktioniert hätten. Connor hatte ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher