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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Zettel", bat Lord Bramsey. „Ich werde mich gleich um diese Herren kümmern."
    „Sie wollen zu ihnen gehen?"
    „Das ist meine Absicht."
    „Dann komme ich mit!" entschied Miller.
    Lord Bramsey schüttelte den Kopf. „Vielen Dank für das freundliche Angebot, aber bei der Zusammenstellung der Liste müssen Sie sich ja schon Plattfüße geholt haben. Nein, es wird Zeit, daß Sie ein wenig ausspannen."
    Miller räusperte sich. Dann sagte er ernst: „Sie scheinen sich nicht so recht darüber im klaren zu sein, mit welchen Leuten Sie es zu tun haben. Es handelt sich durchweg um kleine, aber sehr gefährliche Gangster . . . willige Werkzeuge der Leute, die sich nicht gern die Hände schmutzig machen. Bei aller Hochachtung vor Ihrem persönlichen Mut muß ich Sie warnen, sich mit diesen Leuten anzulegen. Sie reagieren sehr sauer, wenn sie merken, daß man sich für sie interessiert. Jeder von ihnen hat eine Menge auf dem Kerbholz!"
    „Vielen Dank für den gutgemeinten Hinweis", meinte Lord Bramsey. „Ich werde mich mit der erforderlichen Vorsicht bewegen."
    „Wann wollen Sie mit Ihren Nachforschungen beginnen?" fragte Miller.
    „Morgen früh."
    „Beginnen Sie nicht zu zeitig. Bei den Herren handelt es sich um Nachtarbeiter. Vor zehn oder elf Uhr steht von denen keiner auf."
    „Gut, daß ich das weiß. Ich fange also um elf Uhr an."
    „Ich werde versuchen, Sie nachmittags im Hotel zu erreichen. Wenn Sie noch nicht zurückgekehrt sein sollten, kümmere ich mich um Sie. Schließlich ist mir bekannt, welche Adressen auf Ihrem Programm stehen."
    „Einverstanden", antwortete Lord Bramsey.
    Pünktlich um elf Uhr klingelte Lord Bramsey in der dritten Etage eines ziemlich heruntergekommenen Mietshauses der West Side an einer Wohnungstür, deren Schild den Namen Terry Price trug. Niemand öffnete. Auch ein wiederholtes Klingeln führte zu keinem Erfolg. Er versuchte es an einer anderen Tür. Sie wurde von einer älteren Frau geöffnet, die scharfe Züge, strähniges Haar und einen mit Alkoholdüften durchsetzten Atem hatte.
    „Pardon, Madame, ich suche Mr. Price. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?"
    Die Alte starrte ihn an, als sei er ein Wesen aus einer anderen Welt. „Hä?" stieß sie hervor. Lord Bramsey wiederholte in wohlgesetzten Worten seine Frage.
    „Ich kümmere mich nicht um ihn", knurrte die Alte. „Er ist kein guter Nachbar; niemals hilfsbereit. Ich bin eine arme, kranke Frau, Sir. Witwe. Das einzige, was mir hilft, ist Dr. Samsons Hustensaft. Aber das Zeug ist furchtbar teuer. Woher soll ich das Geld nehmen, um es zu kaufen?"
    Lord Bramsey griff in die Tasche und holte einen Schein hervor. „Ich hoffe Sie mißverstehen mich nicht, wenn ich mir die Freiheit nehme, Ihnen in Ihrer betrüblichen Situation ein wenig unter die Arme zu greifen."
    Die Alte riß ihm den Schein aus der Hand und sagte: „Kommen Sie rein!"
    In dem kleinen Wohnzimmer herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander. „Bin noch nicht dazu gekommen, aufzuräumen", entschuldigte sich die Frau. Sie putzte mit dem Schürzenzipfel einen Stuhl ab und sagte: „Bitte, der Herr, wenn Sie einen Augenblick Platz nehmen wollen."
    Lord Bramsey setzte sich, während die Frau die Dollarnote betrachtete und dann in ihrer Schürzentasche verschwinden ließ. „Es wäre gar nicht auszudenken, wenn dieser Schein ein Brüderchen bekommen würde", murmelte sie.
    Bramsey holte eine zweite Note aus der Tasche und sah zu, wie sie in der Schürze der Alten verschwand.
    „Was wollen Sie wissen?" fragte die Alte, plötzlich ganz nüchtern und geschäftlich.
    „Wo ist er?“
    „Verreist."
    „Wann?"
    „Gestern Abend. Ich hab' gesehen, wie er mit zwei Koffern abgehauen ist."
    „Allein?"
    „Ja. Er ist in ein Taxi gestiegen und losgefahren."
    „Wohin?"
    „Zum Bahnhof, vermute ich."
    „Verreist er häufiger?"
    „Es ist das erste Mal."
    „Beschreiben Sie mir Mr. Price, bitte."
    „Hm, er ist nicht sehr groß, ziemlich eingebildet, hat immer Geld, obwohl er sich nie von einem Dollar trennt, wenn man mal in Verlegenheit ist und ihn tim eine Gefälligkeit bittet, eitel wie ein Pfau, stets tipptopp in Schale ... tja, und was noch? Er besitzt eine Pistole."
    „Woher wissen Sie das?"
    „Na, erlauben Sie mal, wenn sich bei so einem Kerlchen unter der Achsel der Anzug beult, kann man doch wohl sicher sein, daß er dort keine Ostereier versteckt hält!"
    „Sie sagen, er sei eitel. Wie äußert sich das?"
    „Im ganzen Auftreten. Na ja, natürlich auch in
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