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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gequält. „Ich weiß nicht, ob man das so nennen soll; er bemüht sich um mich. Aber natürlich kommt für mich so etwas gar nicht in Frage! Er hat ja nicht mal einen richtigen Beruf."
    „Er ist verreist, nicht wahr?"
    „Ja, nach Chicago."
    „Sie haben nicht zufällig seine Adresse?"
    Das Mädchen befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. „Nein. Er wird nicht in Chicago bleiben. Er hat irgend etwas auf dem Land zu besorgen — bei einer Tante, wie er mir erzählte. Es geht um eine Erbschaftsgeschichte. Terry — Mr. Price, meine ich — hat mir versprochen, zu schreiben, sobald er weiß, wo er dort wohnen wird."
    „Hat er denn nicht die Absicht, bei seiner Tante Quartier zu nehmen?"
    „Er sagte, daß er lieber im Hotel wohnen würde, falls es dort eins geben sollte.“
    „Nannte er den Ort?"
    „Nein, ich war, offen gestanden, daran auch nicht interessiert. Mr. Price ist mir ziemlich gleichgültig. Ich kann keine Männer leiden, die sich aufblasen und wichtig machen! Terry — Mr. Price — tat so, als wäre die Reise ein ganz großes Staatsgeheimnis. Er hat mich darum gebeten, keinem Menschen davon auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen!"
    „Warum denn?"
    „Wichtigmacherei, nichts weiter!"
    „Sie erwähnten, daß er zunächst nach Chicago reist. Was will er dort?"
    „Einen alten Freund besuchen." Sie verzog die Lippen. „Ich hab' ihm natürlich nicht geglaubt. Wahrscheinlich sitzt dort eine alte  Flamme von ihm." Sie blickte ihn neugierig an. „Aber was wollen Sie von ihm? Was kann Sie an Terry, an Mr. Price, interessieren?"
    „Ihr Freund, Mr. Price, hat einen Fehler begangen", sagte Lord Bramsey. „Einen sehr gravierenden Fehler. Er hat einen Menschen getötet!"
    Das Mädchen griff sich an den Hals. „Nein!" flüsterte sie. „Das ist nicht wahr!"
    „Wir müssen ihn finden, und Sie müssen uns dabei behilflich sein!"
    „Ich weiß doch nicht, wo er ist!"
    „Er wird Ihnen aber schreiben, nicht wahr? Das hat er Ihnen versprochen."
    „Ja, natürlich ..."
    „Werden Sie mich informieren, wenn Sie Nachricht von ihm bekommen?"
    „Gern. Ich will nichts mit einem Mann zu tun haben, der ein Mörder ist —, falls es stimmt, was Sie sagen!"
    „Es stimmt, verlassen Sie sich darauf."
    „Aber, aber wenn ich mich recht erinnere, haben die Zeitungen — ich möchte nur sagen, daß wenig Freundliches über Sie darin gestanden hat!"
    „Wenn Sie glauben, mir mißtrauen zu müssen, können Sie die von mir gewünschten Informationen über Mr. Prices gegenwärtigen Aufenthaltsort an Inspektor Flappan von der Mordkommission weiterleiten."
    „Wie schrecklich!" flüsterte das Mädchen. „Wie hätte ich ahnen sollen, daß Terry ein Krimineller ist? Er war auf seine Weise zu mir sehr nett. Übrigens hat er ein Paket zurückgelassen und mich darum gebeten, gut darauf acht zu geben."
    „Darf ich es sehen?"
    „Ja, aber Sie werden verstehen, daß ich kein Recht habe, mich davon zu trennen." Sie stand auf und öffnete die Schublade einer Kommode. Dem Kasten entnahm, sie ein Paket, das etwa die Größe einer Zigarrenkiste hatte und im Verhältnis zu seinen Abmessungen recht schwer war. Das Paket war verschnürt und versiegelt. Es stand nichts darauf.
    „Hat er Ihnen gesagt, was darin ist?" fragte Lord Bramsey.
    „Er behauptete, prüfen zu wollen, ob ich vertrauenswürdig sei. Er hat mir ein Geschenk versprochen, wenn er das Paket bei seiner Rückkehr unangetastet vorfindet."
    „Ein großes Geschenk?"
    Chloe errötete. „Er sprach von einem Pelzmantel."
    „Wissen Sie, was sich darin befindet? Die Mordwaffe!" sagte Lord Bramsey überzeugt.
    „Nein!" rief das Mädchen erschreckt aus und wurde leichenblaß. „Das ist nicht wahr!"
    „Es ist nur eine Vermutung von mir, aber ich möchte wetten, daß sie zutrifft."
    Chloe war bis an die Wand zurückgewichen. Sie starrte das Paket an, als enthielte es eine Zeitbombe, die in den nächsten Sekunden explodieren müßte. „Damit will ich nichts zu tun haben!" stieß sie erregt hervor.
    „Sind Sie damit einverstanden, daß wir das Paket öffnen?" fragte Lord Bramsey.
    Chloe schluckte. An ihren Ohren klebten ein paar Reste der Gesichtscreme. Sie sahen
    fast aus wie Seifenschaum. „Und was ist, wenn Sie sich täuschen, wenn gar keine Pistole drin ist?" fragte sie. „Dann muß ich es ausbaden. Dann ist . . . dann ist ..."
    „. . .der Pelzmantel futsch?" fragte Lord Bramsey lächelnd. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wenn Sie mir helfen, diesen Fall zu
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