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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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schrecklichen Geldverlegenheit befunden haben muß, anders läßt sich sein rabiates und unkluges Vorgehen nicht erklären. Offensichtlich war er bemüht, einen Termin einzuhalten."
    „Einen Termin?"
    „Sein Gläubiger muß von ihm wohl verlangt haben, das Geld bis um neun Uhr abzuliefern."
    „In der Tat? Erstaunlich!"
    „Ist es nicht so, daß Sie mir etwas verschweigen?"
    „Mylord! Was bringt Sie auf diesen Gedanken?"
    „Um ehrlich zu sein: Ihr Benehmen."
    „Ist damit etwas nicht in Ordnung?''
    „Oh, es ist perfekt, zu perfekt, um nicht einen gewissen Argwohn zu wecken."
    „Ich würde es sehr bedauern, wenn Mylord diesem Gefühl einen breiteren Raum einräumen."
    „Wie verstanden Sie sich mit Hoogan?"
    „Gut."
    „Wie gut?"
    Kingsley zuckte die Schultern. „Er war jünger, er hatte eine andere Aufgabe. Es gab einfach nicht die Möglichkeit, mit Charles Differenzen zu haben."
    „Sie wußten, wie es zu Janet stand?"
    „Mir war klar, daß er die Absicht hatte, sie zu heiraten."
    „Er informierte Sie darüber?"
    „Es genügte in diesem Haus, Augen und Ohren offenzuhalten, Mylord. Das soll nicht bedeuten, daß ich mir jemals die Freiheit genommen hätte, zu lauschen. Es ergab sich einfach von selbst, daß man dies und jenes auf schnappte."
    „Natürlich. Übrigens war ich vorhin bei der Polizei. Ich hörte zufällig, daß Sie gestern dort angerufen haben, wenige Minuten nach neun Uhr."
    „Ich sollte dort angerufen haben?" fragte Kingsley und legte die Stirn in Falten.
    „Erinnern Sie sich nicht mehr daran?"
    „Das muß ein Irrtum sein, Mylord."
    „Sie wünschten, den Inspektor zu sprechen."
    „Da muß sich jemand einen schlechten Witz erlaubt haben."
    „Als Sie hörten, daß Hoogan ermordet wurde, legten Sie auf."
    „Ich? Sie meinen den Mann, der dreist genug war, sich für den Anruf meinen Namen auszuborgen."
    „Könnte es nicht so gewesen sein, daß Sie ganz einfach einen festen Vorsatz einlösen wollten — den Vorsatz, Hoogan anzuzeigen, wenn er bis um neun Uhr nicht die Summe abliefert, die Sie von ihm gefordert hatten?"
    Kingsleys rechter Mundwinkel zuckte nervös. „Wenn ich recht verstehe, deuten Mylord an, daß ich der Erpresser sein könnte, durch dessen Aktionen Hoogan veranlaßt wurde, Mylord zu bedrohen."
    „Das deute ich nicht an, das meine ich. Und sicherlich mit vollem Recht, vorausgesetzt, daß Sie mit dem Mann identisch sind, der gestern abend kurz nach neun Uhr Inspektor Flappan anzurufen versuchte."
    „Eben. Das ist der Punkt. Ich kann die feierliche Versicherung abgeben, weder zu diesem noch zu einem anderen Zeitpunkt den Inspektor angerufen zu haben."
    „Sie waren doch der Mann, der die Leiche von Mr. Rodrigez entdeckte und daraufhin sofort die Polizei alarmierte?"
    „Ganz recht, aber da ich nicht wußte, wer die Mordkommission leitet, verlangte ich am Telefon ohne Namensnennung den dafür zuständigen Beamten. Mit anderen Worten: ich habe Inspektor Flappan niemals angerufen."
    „Nun, ich bin davon überzeugt, daß die Polizei sich mit Ihnen noch über diese Angelegenheit unterhalten wird."
    „Ich werde den Herren nichts anderes als Ihnen mitteilen können." Er räusperte sich. „Eine Frage, Mylord. Was bringt Sie auf den — äh — für mich beleidigenden Gedanken, ich könnte Hoogan erpreßt haben?"
    „Oh, dafür gäbe es eine Reihe von Motiven."
    „Zum Beispiel?"
    „Sie wußten, daß er der Mörder ist."
    „Woher hätte ich das erfahren haben sollen?" erkundigte sich Kingsley, mit leiser Entrüstung in der Stimme. „Glauben Sie, er hätte es mir im Vertrauen mitgeteilt? Mörder pflegen nicht diese Art von Vertrauensseligkeit an den Tag zu legen, falls Sie mir diese Bemerkung gestatten wollen."
    „Sie sagten ja vorhin selbst, daß es in diesem Hause genügt, offene Augen und Ohren zu haben."
    „Das bezieht sich auf ganz allgemeine Fragen und Vorgänge, Mylord."
    Bramsey erhob sich. „Vielen Dank, mein Lieber. Das war eigentlich alles, was ich zu wissen begehrte."
    Kingsley begleitete den Lord ins Erdgeschoß. „Ich hoffe Mylord davon überzeugt zu haben, daß die gegen mich gerichteten Verdächtigungen jeder Grundlage entbehren. Ich bin kein Erpresser!"
     
    *
     
    „Sie wollten mich sprechen, Chef?"
    Haggart nickte und betrachtete den Mann, der an seinen Schreibtisch getreten war, aus halbgeschlossenen Augen. „Stimmt. Ich bin dafür, daß du ein paar Tage Urlaub machst, Terry. Zunächst mal eine Woche."
    „Urlaub? Jetzt? Sie wissen doch, daß ich im
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