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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition)
Autoren: Lisa Ballantyne
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Mutter weggelaufen war. Seine Nase fühlte sich noch komisch an, und er schniefte, als er sich neben sie setzte und auf die Tasten sah. Er roch die feuchte Wolle ihrer Strickjacke und fühlte das weiche Kissen ihrer Hüfte an seiner.
    »Möchtest du, dass ich dir ein kinderleichtes Lied beibringe oder möchtest du einfach Lärm machen? Beides finde ich okay.«
    »Bring mir halt irgendwas bei«, sagte er leise und ließ seine Finger auf die Tasten sinken. Er horchte auf die einsamen, hohlen Töne, die erklangen.
    »In Ordnung, also, wenn du dir die Tasten ansiehst, dann siehst du schwarze Tasten und du siehst weiße Tasten. Was bemerkst du daran, wie die schwarzen Tasten gruppiert sind?«
    Daniel strich mit einem Finger über die schwarzen Tasten. »Manche sind in Zweiergruppen und manche in Dreiergruppen.«
    »Gott, du bist ja ein richtiger Schlaumeier, was? Warum bringst du mir nicht bei, wie man auf dem verdammten Klavier spielt?« Sie lachte, und Daniel drehte sich ihr zu, um sie anzulächeln. Aus diesem Blickwinkel konnte er ihre Zahnlücke sehen: Ihr fehlte ein Zahn oben, neben dem Backenzahn.
    »Und jetzt hör dir das an.« Sie langte nach der rechten Seite des Klaviers und reckte sich quer über ihn, sodass ihr Gesicht dicht an seinem war. Sie schlug auf die Tasten, dann ließ sie die Finger die Klaviatur hinunter laufen und schlug die Tasten ganz links auf dem Klavier an. »Was bemerkst du am Unterschied im Klang?«, sagte sie und lehnte sich dicht an ihn, sodass er die dunkelblauen Ringe um ihre blassblauen Augen sehen konnte. Sie waren wie Murmeln, hart und klar.
    »Das da ist tief, und das hoch«, sagte er und zeigte auf die beiden Seiten des Klaviers.
    »Richtig, hoch auf der rechten und tief auf der linken Seite – du bist wirklich ein Naturtalent. Jetzt versuchen wir ein Duett .«
    Sie nahm sich die Zeit, ihm die hohen Tasten des Klaviers zu erklären, die sie eins, zwei und drei nummerierte, nach der Reihenfolge, in der er sie spielen sollte, und dann begann sie am tiefen Ende des Klaviers mit einer Melodie. Sie zeigte ihm, wann er die Tasten anschlagen musste, wobei sie ihn zu einem Drei-Finger-Griff zu überreden versuchte, aber er zog es vor, mit dem Zeigefinger zuzustoßen, und erfreute sich an den kühlen Tönen, die er erzeugte.
    Das machten sie ein paar Minuten lang: Sie spielte das Lied auf der linken Seite der Klaviatur und stieß ihm jedes Mal den Ellbogen in die Rippen und rief mit ihren seltsamen komischen Vokalen nun, nun , wenn sie wollte, dass er die Töne spielte, die sie ihm auf seiner Seite beigebracht hatte. Sie sagte ihm, das Lied heiße »Heart and Soul«.
    Aber er wurde der Sache müde und schlug mit den flachen Händen auf die Tasten. Tring tring tring , rauf und runter. Er erwartete, dass sie wütend würde. Er kannte sie noch nicht gut. Er blickte hoch in ihre Augen, aber sie hatte sie vor Freude weit aufgerissen. Sie schlug mit ihren Handflächen auf die tiefen Tasten, sodass das tiefe Dröhnen mit seinem hohen Quieken und Jaulen zusammenklang. Es war trotzdem ein Duett. Der Lärm jagte Blitz aus dem Zimmer, und sie begann aus vollem Halse zu singen, irgendwelche altvertrauten Wörter, und das tat er auch, bis er heiser war und bis sie beide halb taub waren und ihnen vor Lachen Tränen über die Wangen liefen.
    Dann waren sie still, und sie drückte ihn an sich. Er war müde und ließ es zu. Als das Klingeln in seinen Ohren nachließ, kam ihm ein Gedanke, so scharf und klar wie der hohe Ton auf dem Klavier: Er mochte sie, und er wünschte sich zu bleiben. Der Gedanke hallte langsam in seinem Kopf wider und machte ihn still. Er strich über das mit Elfenbein verkleidete Holz des Klaviers, und seine Finger kribbelten von den heftigen Schlägen, die er den Tasten versetzt hatte.

DANKSAGUNG
    Meiner Lektorin Emma Beswetherwick möchte ich als Erster ein dickes Dankeschön aussprechen für ihre Kreativität und Hilfe, aber auch allen bei Piatkus für ihren unermüdlichen Enthusiasmus.
    Mehrere Menschen haben ihre Zeit dafür geopfert, um mir bei den Nachforschungen für dieses Buch behilflich zu sein, und das hat mir entscheidend geholfen, die Sphären, in denen die Personen des Buchs leben, glaubhafter zu gestalten. Vor allem möchte ich danken Kate Barrie, Tony Beswetherick, Iain Cockbain, Jason Cubbon, Elizabeth Gray, Jacinta Jones, Eileen Leyden, John Leyden, Sarah Long, Alastair & Juliette MacDonald, Sandra Morrison, Laura Stuart, Sarah Stuart und Scott A. Ware für ihre
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