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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition)
Autoren: Lisa Ballantyne
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aber nicht mehr, als man nach mehreren Stunden Spielen im Freien erwarten würde, wo es eine Auseinandersetzung unter Kindern und einen Unfall gab. Die eigenen Kriminaltechniker der Anklage haben Ihnen gesagt, dass sie viel mehr Blut an Sebastians Kleidung erwartet hätten, wenn er Ben wirklich auf diese gewaltsame Art getötet hätte. Diejenigen unter Ihnen, die Kinder haben, werden wissen, dass die geringe Menge an Fasern und Blut, die an Sebastians Kleidung festgestellt wurde, mit einer normalen Kabbelei unter Kindern vollkommen im Einklang steht. – Der Mord an Ben war brutal, aber er erforderte auch erhebliche Kräfte, und ich weiß, dass Sie die absurde Unterstellung der Anklage in Zweifel ziehen werden, dass der kleine Junge, der heute vor Ihnen steht, dazu fähig gewesen wäre, diese Kräfte aufzubringen. Wir wissen, dass der Zeuge Mr. Rankine kurzsichtig ist. Er hat an jenem Nachmittag nicht Sebastian mit Ben gesehen … Aber hat er jemand anderen gesehen, der versuchte, dem kleinen Jungen wehzutun? Er hat Ihnen gesagt, es sei möglich, dass er einen kleinen Erwachsenen gesehen hat, der Ben angriff.«
    Irene blätterte in ihrem Notizbuch um. Sie holte tief Luft und schluckte, während sie den Geschworenen freundlich zunickte. Daniel beobachtete die Leute, sie waren hingerissen, folgten Irene, glaubten ihr.
    »Sie haben gehört, dass Sebastian an einer sehr leichten Störung namens PDD - NOS leidet – einer Störung aus dem Asperger-Spektrum – und dadurch kann Sebastian heftiger erscheinen als andere Elfjährige, die Sie vielleicht kennen, aber … wie ungewöhnlich Sie ihn auch finden mögen, es darf Sie nicht von den Beweisen in diesem Fall ablenken. Sebastian … war so mutig, Ihnen seine Geschichte zu erzählen. Er musste das nicht, aber er wollte reden, damit Sie in seinen eigenen Worten die Wahrheit darüber erführen, was an dem Tag geschah. Sebastian mag heftig sein, aber er ist kein Mörder. Er mag in der Schule ein Rabauke sein, aber er ist kein Mörder. – Die Fakten: Wenn Sebastian Ben getötet hätte, wäre er an jenem Tag mit Blut besudelt nach Hause gegangen. Er wäre nicht um drei zu Hause angekommen und hätte mit seiner Mum ferngesehen. Sebastian ist ein kleiner Junge und hätte nie und nimmer das Mordwerkzeug mit der Kraft handhaben können, die erforderlich war, um Ben zu töten. Bedeutsamer aber ist, es gibt keine Beweise, die den Backstein mit Sebastian in Verbindung bringen, und niemand hat gesehen, dass Sebastian Ben verletzt hat. Er wurde dabei gesehen, wie er im Park mit Ben Fangen spielte und sich mit ihm prügelte, aber diese Prügelei war für den Mann, der sie sah, so bedeutungslos, dass er nicht einmal die Notwendigkeit sah, die Jungen voneinander zu trennen oder den Vorfall der Polizei zu melden. Der Zeuge der Anklage ging nach Hause und sah fern, denn was er gesehen hatte, war keine Gewalttat, die einem Mord vorausging, sondern ein ganz normaler Streit zwischen zwei kleinen Jungen, und als ihnen von einem Erwachsenen zugerufen wurde, sie sollten damit aufhören, machten sie genau das. – Wichtiger noch: Was unternahm die Polizei, dass sichergestellt wurde, dass diesem Fall Gerechtigkeit widerfuhr? Mr. Rankine räumte ein, dass er einen Erwachsenen in einem hellblauen oder weißen Hemd gesehen haben könnte, der Ben attackierte. Und was machte die Polizei? Sie überprüfte die Bänder der städtischen Videoüberwachung und fand nichts. Und was unternahm sie daraufhin …?«
    Irene streckte beide Hände zu den Geschworenen aus, als forderte sie sie zur Mitarbeit auf.
    »Gar nichts.« Sie zuckte die Achseln und lehnte sich auf das Pult, als finde sie sich mit einem derartigen Nichtstun ab.
    »Nach allem, was wir gehört haben, konnte es einen erwachsenen Angreifer geben – jemanden in einem weißen oder hellblauen Hemd, der Benjamin angriff und tötete, nachdem Sebastian von dem Spielplatz weggegangen war. Diese bedeutsame Möglichkeit, die uns von dem Zeugen der Anklage aufgezeigt wurde, wurde nicht so verfolgt, wie es hätte geschehen müssen. Sind wir sicher, dass dieser Junge hier dieses Verbrechen beging, oder besteht nicht die Möglichkeit, dass es jemand anderer war? – Und daher müssen Sie sich selbst fragen, ist es in Ordnung, diesen Jungen aufgrund dieser Beweislage zu verurteilen? Wenn Sie mal die Zeitungen beiseitelassen und die schrecklichen Fotos, die Sie gesehen, und die Dinge, die Sie gehört haben … Wenn Sie bedenken, dass es absolut keinen direkten
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