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Der schottische Verfuehrer

Titel: Der schottische Verfuehrer
Autoren: Diana Cosby
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Abscheu lag in seiner Miene. „Dann verrotte da, wo du hingehörst.“ Er schubste sie in die Arme eines Wächters. „Sperrt sie ins Verlies!“
    „Ins Verlies?“ Entsetzt versuchte sie, sich loszureißen. Sie hatte erwartet, dass man sie, wie bei adligen Gefangenen üblich, in ihrem Gemach unter Aufsicht stellte, nicht dass man sie in das abscheuliche unterirdische Gefängnis sperrte, das Frasyer hatte errichten lassen. Soweit sie wusste, war noch nie jemand von dort entkommen.
    Zumindest nicht lebendig.
    „Frasyer!“, flehte Isabel.
    Weder hielt er auf seinem Weg nach draußen inne noch drehte er sich zu ihr um. Hufgetrappel erklang auf Erdboden und Steinen, als Frasyer an der Spitze seiner Männer vorbeiritt.
    „Kommen Sie, Mylady.“ Der Wächter zerrte sie zur Tür.
    Verzweifelt schaute sie zu ihrem Bruder. „Symon!“ Sie versuchte, dem Griff des Ritters zu entkommen, doch er packte noch fester zu und schleppte sie nach draußen.
    Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne erfassten sie; rotgolden funkelten die Lichtstreifen am Himmel - in diesem Moment fiel Isabels Blick ein letztes Mal auf ihren leblosen Bruder.
    Ihrer Seele entströmte eine finstere Totenklage. Symons Blut färbte in einer dunkelroten Lache den Boden. In der linken Hand hielt er die feine Stickerei von Wallaces Wappen, die sie ihm erst so kurz zuvor geschenkt hatte.
    Duncan MacGruder lehnte an einem steinernen Wall. Sein Blick ruhte auf Alys, die in den rotgoldenen Schein des Sonnenuntergangs getaucht war. Ihr voller Mund wirkte wie eine Einladung, sie zu küssen, doch aus ihren Augen sprach Zurückhaltung.
    Dennoch richtete er sich jetzt auf. Ihnen beiden war klar, warum er hier war. Oft genug schon hatten sie gemeinsam die höchsten Freuden erlebt. Sie beide genossen das Spiel, wenn sie sich wie ein unschuldiges Mädchen gab.
    Eine Wolke schob sich vor die untergehende Sonne und ließ Alys’ Körper im Schatten versinken. Aus zusammengekniffenen Augen begegnete Duncan ihrem intensiven Blick. Ihre Haare nahmen die Farbe von Bernstein an.
    Isabel.
    Beim Gedanken an sie durchströmte ihn eine Mischung aus Verlangen und dem Gefühl von Verrat, die ihm den Atem zu nehmen drohte.
    Die Wolke gab die letzten Sonnenstrahlen frei, und der Gedanke an Isabel verblasste.
    Warum um alles in der Welt hatte er gerade an sie gedacht? Schon die Erinnerung reichte, um seine Stimmung zu trüben. Ob er sie je vergessen würde? Geschmeidig trat er vor Alys. Zum Teufel, er würde jede Erinnerung an Isabel aus seinem Körper, seinem Gedächtnis, seiner Seele tilgen.
    „Bitte, nur einen Kuss!“ Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und brachte die Grübchen zur Geltung.
    „Meine Mutter erwartet mich.“ Dennoch blieb Alys unverwandt stehen.
    „Ich halte dich nicht zurück. Nur wird mein Herz brechen ohne einen Kuss von dir.“ Er legte eine Hand aufs Herz. „Und du wirst doch nicht einen Mann abweisen, der nicht mehr verlangt als einen kleinen Kuss?“
    Für einen spielerischen Moment zögerte sie. „Gut, einen.“
    Sein Körper bebte erwartungsvoll, als er begehrlich ihre seidige Haut unterm Kinn streichelte. Alys erschauerte. Mit der Hand folgte er der Rundung ihres Halses, liebkoste sie sanft im Nacken.
    „Duncan?“
    Zärtlich biss er ihr ins Kinn. „Aye?“
    „Wolltest du mich nicht küssen?“
    „Das werde ich auch.“ Als sie ihm die Arme um den Hals legte und sich noch enger an ihn schmiegte, zog er sie mit sich in den kühlen Schatten. Alys spürte im Rücken den Steinwall; warm drängte sich Duncan mit seinem ganzen Körper gegen sie.
    Er hörte sie aufstöhnen, als er ihre zarten Brüste umfasste. Wie herrlich einfach! Ein weicher warmer Körper voller Hingabe, ohne dass die Liebe alles komplizierte.
    Oder ein Verrat.
    Aus der Ferne vernahm er das Donnern von Pferdehufen.
    Er riss sich los und drehte sich in Richtung des Geräuschs. Ein Reiter näherte sich ihnen auf direktem Wege. Freund oder Feind? Unmöglich zu sagen, seit die Engländer das Land nach Wallace und Unterstützern der Aufständischen durchkämmten.
    „Duncan?“
    Er schaute zu Alys. Das Verlangen in ihrem Blick ließ ihn die Störung nur noch mehr verfluchen. Doch hatte er keine Wahl: „Verschwinde schnell!“
    Sie zog einen Schmollmund. „Aber ich dachte ...“
    „Ich komme später zu dir nach Hause. Dann fangen wir noch einmal an. Ungestört.“
    Der Lärm der Hufschläge wurde immer lauter.
    Alys sah in Richtung des sich nähernden Reiters und
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