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Der schottische Verfuehrer

Titel: Der schottische Verfuehrer
Autoren: Diana Cosby
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Verzweifelt suchte sie nach einem anderen Weg, ihren Vater zu retten; da sah sie den Dolch liegen. Mit einem Ruck befreite sie sich und bückte sich nach der Waffe.
    Empört schnaubend stellte Frasyer einen Stiefel auf die Waffe und sah auf Isabel hinab. „Du bist vielleicht nicht in die Pläne der Rebellen eingeweiht, aber ich wette, du kennst ihr Versteck.“ Er beugte sich nach unten und schnappte sich den Dolch. „Ich brauche vierzehn Tage, um die Anklage mit den verdächtigen Aktivitäten deines Vaters fertigzustellen und an Lord Monceaux, König Edwards Berater für Schottland, zu übermitteln.“ Seine Stimme wurde ganz sanft. „Wenn du mir bis dahin nicht verraten hast, wo sich Wallace versteckt, wird man deinen Vater als Verschwörer gegen England verurteilen und hängen. Und anschließend werde ich mich um dich kümmern ... ich allein.“
    Isabel öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen. Vergebens: Ihr fiel nichts ein.
    „Die Bibel“, keuchte Lord Caelin schwer.
    Isabel kroch näher zu ihrem Vater, um ihn zu verstehen.
    Er hob den Kopf. „Die Bibel deiner Mutter. Dort findest du die Lösung.“
    Als sie sah, wie sich ein wissendes Lächeln auf Frasyers Gesicht ausbreitete, erstarrte sie. Er hatte mitgehört!
    Der Earl wies auf ihren Vater und befahl seinem Schwertkampfmeister: „Bringt ihn nach Burg Rothfield zu Lord Monceaux und teilt diesem mit, dass Lord Caelin wegen Verrats an der Krone angeklagt werden soll und dass ich baldmöglichst ein Schriftstück mit seinen Vergehen übersenden werde. König Edward wird nur zu gern Lord Caelins Kopf öffentlich zur Schau stellen, damit alle sehen, welche Strafe ihnen droht, sollten sie wagen, ihn zu verraten.“
    „Jawohl, mein Herr.“ Der Meister gesellte sich zu einigen Rittern, und gemeinsam drängten sie Isabels Vater aus dem Haus. „Vater!“ Isabel sprang auf, aber Frasyer hielt sie zurück. Ohne seinen Blick von ihr zu lösen, nickte der Earl einem weiteren Ritter zu. „Ihr brecht auf zu Lord Caelins Wohnsitz und holt die Familienbibel. Sollte Euch jemand aufhalten, sagt Ihr, Isabel habe danach verlangt für ihre Gebete.“ Süffisant schaute er sie an: „Sie wird jedes einzelne davon bitter nötig haben.“ Der Ritter nickte entschlossen, dann ging er.
    Isabel zitterten die Beine derart, dass sie unter ihr nachzugeben drohten. Wie hatte nur alles so furchtbar schiefgehen können? Sie war hierhergekommen, um Symon und ihren Vater zu treffen. Jetzt aber wurde ihr Vater nach England gebracht, wo ihm das Todesurteil sicher war. Und Symon, der liebe Symon ... ihr Verstand drohte sie im Stich zu lassen, der Schmerz zerriss sie, als sie Symons rasselnden Atem hörte.
    Frasyer zwang sie zu sich. „Du weißt, wie du deinen Vater frei bekommst.“
    Der Anblick ihres Bruders, der zusammengekrümmt auf dem Boden lag, war so unerträglich, dass sie Frasyers Drohung kaum wahrnahm. Symons Kräfte schwanden immer mehr.
    „Isa ... Isabel“, stöhnte er und hustete rau und dumpf.
    Es brach ihr das Herz, wie ihr Bruder um jeden Atemzug kämpfte. Sein bleiches Gesicht glänzte schweißbedeckt.
    „Bitte, Mylord, helft meinem Bruder“, flehte sie.
    Frasyers schaute sie eindringlich an. „Sag mir, wo Wallace sich versteckt!“
    Genau das, was ihn als Einziges interessierte, konnte sie ihm nicht sagen. Da Symon bereit war, sein Leben für Wallace zu opfern, durfte sie ihn einfach nicht verraten. Und auch nicht die Freiheit, für die Hunderte von Leuten - ihren Leuten - ihr Leben gegeben hatten.
    Aber sie konnte auch nicht ihren Vater dem sicheren Tod ausliefern.
    Aus den tief in ihrem Herzen klaffenden Wunden spürte sie einen unerbittlichen Willen aufsteigen, eine so unbedingte Entschiedenheit, dass es ihr fast den Atem verschlug. Diese Macht, der Wille, sich zu behaupten, überwältigte sie. Sie wusste jetzt, was sie zu tun hatte. Sobald Frasyer seine Besitztümer inspizierte, würde sie einen Weg finden, aus ihrem Zimmer zu schlüpfen und die Bibel an sich zu bringen. Sie konnte nur beten, in dem Familienstück Beweise für die Unschuld ihres Vaters zu finden.
    Anschließend würde Lord Monceaux eine weise Entscheidung fällen. Sie konnte unmöglich glauben, dass er als Berater König Edwards einen Clanangehörigen hängen lassen würde, wenn unwiderlegbare Beweise für dessen Unschuld existierten.
    Dies war ihre einzige Hoffnung, also musste sie es darauf ankommen lassen.
    Isabel richtete ihren Blick auf Frasyer. „Ich werde Euch nichts sagen.“
    Bitterer
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