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Der schottische Verfuehrer

Titel: Der schottische Verfuehrer
Autoren: Diana Cosby
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aus Angst, Symon würde sich selbst in Gefahr bringen, um ihre Ehre zu verteidigen, wenn er die Wahrheit erfuhr.
    „Du hast etwas Besseres verdient. Duncan hätte ...“
    „Lass das Mädchen zufrieden“, polterte ihr Vater und trat zu ihnen, die buschigen Augenbrauen im seltsamen Widerspruch zum kahl werdenden Haupt.
    Symon schaute ihn finster an. „Aye, es ist ja wohl kaum Isabels Schuld. Nur deiner Spielerei verdanken wir das Ganze.“ „Symon!“
    Bei Isabels scharfem Tonfall blickte ihr Bruder schuldbewusst drein. „Ich weiß, ich kann nichts mehr daran ändern, dass er unseren Familiensitz bei einer Wette an Frasyer verloren hat. Genauso wenig wie an deiner Entscheidung, Frasyers Geliebte zu werden, um die Wettschulden zu begleichen.“
    „Und das würde ich auch gar nicht wollen.“ Lügnerin. Wenn sie nur könnte, würde sie alles ändern. Sie würde die drei Jahre rückgängig machen, die sie nun schon in dieser Lüge lebte - in einer ganzen Reihe von Lügen -, und den verratenen Wünschen ihres Herzens folgen. Aber genauso gut konnte sie sich auf einen Feenhügel legen und ihre Hoffnungen dem Wind überantworten. Duncans Liebe war unwiederbringlich verloren. Und sie wollte nicht das Leben ihres Vaters oder ihres Bruders gefährden.
    Symon strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich wollte dir nicht zu nahetreten. Ich liebe dich doch, Kleine. Hinter meinen Worten steckt allein die Angst um dich. “
    „Ich weiß.“
    „Wenn Frasyer dich nicht deinem Stand gemäß behandelt, sagst du es mir, ja?“
    „Aye, mein lieber Bruder. Du würdest es als Erster erfahren.“ Mit gespielter Fröhlichkeit küsste Isabel ihn auf die Wange, dann wandte sie sich ihrem Vater zu und umarmte ihn. „Es ist schön, dich wiederzusehen, Vater.“
    Er erwiderte ihre Umarmung, Freude verdrängte den müden Ausdruck aus seinen braunen Augen. „Auch für mich, meine Tochter.“
    Isabel zog einen abgenutzten Lederbeutel unter ihrem Umhang hervor. „Hier sind der Sand-Thymian und die Kamille, die ich dir versprochen habe. Mach dir davon am Morgen einen Teeaufguss, das wird gegen deine Kopfschmerzen helfen.“ Schmerzen, die ihn nicht quälen würden, wenn er nur weniger trinken würde.
    Natürlich, das wilde Pochen in seinem Kopf kam vom Alkohol. Doch es war die Scham, dass seine Tochter Frasyers Geliebte war, weil er ihr Zuhause verspielt hatte, die ihn in nur drei Jahren um mindestens zehn Jahre hatte altern lassen.
    Tiefe Furchen durchzogen sein glatt rasiertes Gesicht. Zu viele Sorgen lasteten auf seinem einst unbeschwerten Ausdruck. Und sein früher volles und ungebändigtes bernsteinfarbenes Haar, das Isabels so ähnlich war, wich zunehmender Kahlheit; allein ein weißer Haarkranz bedeckte noch sein Haupt.
    „Danke, Liebes.“ Mit einem Kopfnicken nahm ihr Vater den Beutel entgegen und schob die Kräuter in seine Tasche.
    Sie blickte zu ihrem Bruder. Strenge Linien hatten sich in sein hübsches Gesicht eingegraben. „Du und der Rest der Rebellen, ihr habt euch vermutlich aus dem Selkirk Forest zurückgezogen.“
    Symon strich sich über den Bart. „Aye. Der verdammte Langbein will den Kopf von Wallace aufgespießt sehen, wie auch den von jedem anderen, der sich seinem Anspruch auf Schottland entgegenstellt. Wir haben uns in die Sümpfe im Westen verzogen.“ Seine Augen blitzten übermütig. „Ich weiß nicht, wer sich mehr davor fürchtet, die Gegend zu betreten: die verdammten Engländer oder die Spürhunde.“
    Isabel musste kichern, als ihr Bruder den englischen König Edward bei seinem Spitznamen nannte, den dieser seiner Körpergröße verdankte. Unschwer konnte sie sich das ohrenbetäubende Fluchen der königlichen Ritter vorstellen, während sie sich einen Weg durch das morastige Gebiet bahnten, nur um am Ende doch mit leeren Händen dazustehen.
    „Ich bin sicher, ihr führt sie ganz schön in die Irre“, sagte sie. „Wenn ich irgendetwas tun kann ... “
    Symons blaue Augen verdunkelten sich. „Kannst du nicht.“ Sie seufzte unterdrückt auf, dann zog sie das Geschenk hervor, das sie unter ihrem Umhang verborgen hatte, und überreichte es Symon.
    „Was ist das?“
    „Mach es auf, dann wirst du schon sehen.“
    Schnell breitete ihr Bruder das Tuch aus. „Wallaces Wappenzeichen“, murmelte er ehrfürchtig. Er nahm den feinen Stoffstreifen hoch und strich ihn in der Hand glatt; mit dem Finger zeichnete er die Konturen des aufgestickten silbernen Löwen nach, der auf tiefrotem Grund ruhte.
    Isabel
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