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Der schottische Verfuehrer

Titel: Der schottische Verfuehrer
Autoren: Diana Cosby
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runzelte die Stirn. Verschmitzt sagte sie zu Duncan: „Das hoffe ich.“ Errötend verschwand sie hinter dem Steinwall.
    Dumpf trafen die Pferdehufe auf den grasbewachsenen Grund, und Duncan starrte in Richtung des Geräuschs, sein Körper noch erfüllt von rasendem Verlangen. Er umfasste den Griff seines Schwerts.
    Der Reiter lag mehr im Sattel, als dass er saß. Doch sobald er in Sichtweite kam, vermeinte Duncan, ihn zu erkennen.
    Symon?
    Er stürzte zu seinem Freund.
    Das Pferd galoppierte führungslos, die Zügel hingen lose über dem Sattel und flatterten im Wind.
    Auf Symons Kleidung breiteten sich große dunkelrote Flecken aus.
    Das Pferd scheute vor dem herantretenden Duncan.
    „Ruhig, mein Junge!“ Er fasste nach dem Zaumzeug; ein durchdringender Geruch nach Blut stieg ihm in die Nase. „Symon?“
    Sein Freund stöhnte, dann kippte er nach vorne.
    Duncan fing ihn auf und ließ ihn so sanft wie möglich zu Boden gleiten. An Symons Seite klaffte eine hässliche, bösartige Wunde. Man brauchte Nadel und Faden, mehr noch aber ein Wunder, sonst gab es keine Hoffnung auf Rettung.
    Warum war er nicht bei Wallace, versteckt in den Sümpfen westlich von Selkirk Forest? Warum hatte er sich derart in Gefahr gebracht? Duncan riss einen Streifen von seiner Tunika und presste ihn auf die Wunde. „Was ist geschehen?“
    Symon öffnete mühsam die Augen. „Frasyer.“
    Obwohl er den Namen nur flüsterte, führte dieser in Duncans Kopf zu einer Explosion, als habe man Öl ins Feuer geschüttet. „Dieser Hund. Ich werde ...“
    Als Symon aufkeuchte, rann ihm Blut aus dem Mund. „Rette Isabel.“
    Isabel? Bei ihrem Namen raste Duncans Herz. Isabel war in Gefahr? „Wo ist sie?“
    Der Körper seines Freundes zuckte, als würde er gefoltert. „Frasyer hat sie im Verlies eingesperrt.“ Jedes Wort kostete ihn gewaltige Anstrengung. „Befrei sie.“
    „Das werde ich“, presste Duncan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „nachdem ich ihn mit meinen bloßen Händen erwürgt habe.“
    „Nein. Wegen deiner Verbindung zu Wallace würde Frasyer jeden Vorwand nutzen, um dich zu töten. Du musst unbemerkt hineinschleichen.“ Symon zerrte an der Tunika seines Freundes, vor Erschöpfung zitterte er. Seine verzweifelten Augen ließen das Blut in Duncans Adern gefrieren. „Versprich mir, dass du sie befreien wirst.“
    Duncan hatte Isabel geliebt, aber sie hatte ihn hintergangen. Alles in ihm schrie: Halte dich fern von dieser Frau! Sie mag unschuldig scheinen, aber für dich ist sie Gift!
    „Du brauchst einen Heiler“, sagte Duncan.
    Symons Atmung setzte aus. Seine Hände fielen kraftlos hinab. „Es ist zu spät für mich.“
    So war es. Seine Stimme war wenig mehr als ein heiseres Flüstern, seine Haut schimmerte matt wie Kalk.
    „Symon ...“
    „Rette meine Schwester!“
    Es zerriss Duncan das Herz. Er liebte Symon wie einen Bruder - und zugleich hasste er dessen Schwester, als wäre sie Satan selbst.
    Symons lodernder Blick durchbohrte ihn fast. „Schwöre es!“
    Duncan schloss die Hand zur Faust. Er verfluchte die Worte, und er verfluchte sich selbst. Aber er war es seinem Freund schuldig. „Ich schwöre.“
    Ein Hauch von Frieden glättete Symons Züge. „Gib ihr dies.“ Seine Hand zitterte, als er ein Stück fein gewebten Stoffs mit Wallaces Wappen in Duncans Hand gleiten ließ. „Sag Isabel ... sag ihr ... dass ich sie liebe.“ Er atmete pfeifend aus. Ein letzter röchelnder Atemzug, dann sackte er zusammen. Tot.

2. Kapitel
    Duncan hing eingekeilt zwischen den kalten Steinwänden des Latrinenschachts von Moncreiffe Castle, ihm schmerzten alle Muskeln. Kraftvoll stieß er den Stiefel
    in einen rutschigen Spalt und schob sich nach oben. Bei jeder Bewegung verfluchte er die Frau, zu deren Befreiung er das auf sich nahm.
    „Und wehe, du weißt es nicht zu schätzen“, murmelte er. Er zurrte das Tuch vor seiner Nase ein wenig fester und suchte weiteren Halt. Als ob er von Isabel etwas zu erwarten hatte. Sie würde ihn niemals erhören, denn er war weder reich noch von hohem Stand.
    Nicht so wie Frasyer.
    Bei dem Gedanken wurde ihm noch übler als ihm vom Gestank der Latrine ohnehin schon war.
    Als er sich nach oben zog, verhakte sich der alte Wollsack, den er über der Schulter trug, an einem Stein. Leise vor sich hin fluchend löste er den Sack, in dem sich die Verkleidungen für ihn und Isabel befanden.
    Mit sicherem Griff umfasste er den nächsten Stein. „Und was hat es dir gebracht, zur
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