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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer
Autoren: Dean Koontz
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»sollten wir jeden Morgen zum Frühstück dasselbe essen.« Ihre öffentliche Rolle war die der Tochter von Erskine und Nancy, aber sie war weder deren Tochter noch jünger als die beiden; der Utopie der klassenlosen Gemeinschaft gemäß war sie den beiden gleichgestellt. »Wir sollten für jede Mahlzeit des Tages eine Speisenfolge zusammenstellen und nur diese Menüs und nichts anderes kochen. Die Wiederholung wird dafür sorgen, dass die Effizienz der Zubereitung von Mal zu Mal zunimmt.«
    »Ja«, sagte Erskine.
    »Einverstanden«, sagte Nancy. »Und es vereinfacht den Lebensmitteleinkauf.«
    Nachdem sie gefrühstückt hatten, räumten sie den Tisch ab und spülten das Porzellan vor. Das Geschirr, die Bratpfannen und die Küchenutensilien wurden in die Spülmaschine geräumt.
    Bald mussten sie die anderen Räume umorganisieren und an der Garage und dem Rest des Anwesens ähnliche Verbesserungen vornehmen, wie sie sie in der Küche bereits vorgenommen hatten. Sie sahen keine Notwendigkeit, eine Liste zu erstellen. Als Erstes mussten sie die Scheune erkunden.
    Die Auffahrt gabelte sich. Ein Weg führte zur Garage, der andere zu der roten Scheune am hinteren Ende des Grundstücks.
    Die Potters waren nie Farmer gewesen. Nancy und Ariel waren in Pferde vernarrt, und die Scheune hatte ihnen zur Unterbringung der Pferde gedient.
    Das Gebäude hatte eine Grundfläche von knapp hundertfünfzig Quadratmetern und bestand zum größten Teil aus einem einzigen Raum mit einer angrenzenden Sattelkammer dahinter. An der Südwand waren drei Boxen, denen auf der anderen Seite des Raums drei weitere Boxen gegenüberlagen.
    In den Boxen an der Nordwand standen ein Hengst namens Commander und zwei Stuten, die Queenie und Valentine hießen. Die Boxen an der Südwand waren unbelegt.
    »Die Wände sind isoliert, und es gibt einen Ölofen, der verhindert, dass die Temperatur zu weit absinkt«, sagte Erskine.
    »Die Isolierung wird auch schalldämmend sein«, sagte Nancy. »Es könnte sich durchaus als nützlich erweisen, wenn kein Laut hinausdringt.«
    Die Pferde beobachteten sie mit Interesse.
    Ariel drehte sich im Kreis und sah sich in dem Raum um. »Die Fensternischen müssen mit schalldämmendem Material gefüllt und von innen mit Brettern vernagelt werden. Von außen sollten sie unverändert wirken.«
    Erskine verkündete: »Hier wird es geschehen.«
    »Ideal«, sagte Nancy.
    Ariels finstere Miene wich einem dünnen Lächeln der Vorfreude. In ihren graublauen Augen leuchtete ein stählern schimmerndes Licht.
    »Ja«, sagte sie. »Ja. Hier werde ich sein, was ich bin.«
    Nancy sagte: »Bring Schlösser an den Türen der Scheune an. Sehr gute Schlösser.«
    Als sie sich ein zweites Mal in der Scheune umzusehen begann, sagte Ariel: »Und mach die Boxen stabiler, sowohl die Wände als auch die Türen. Sie müssen sehr robust sein.«
    Die drei standen einen Moment lang schweigend da. Erskine wusste, dass sie alle dasselbe empfanden: eine Zielstrebigkeit, die sie drängte, ihre Vorhaben schleunigst in die Tat umzusetzen; den Nervenkitzel eines Krieges, der begonnen hatte; eine Form von Ehrfurcht, weil sie die Bringer der Veränderung waren, die die Welt vollständig umgestalten würde, und ein fast fieberhaftes Verlangen, den Pöbel, das Ungeziefer, die Plage auszurotten, diesen Schmutz , der sich Menschheit nannte.
    5.
    Changs Gespür für Gefahr erwies sich als nicht weniger beeindruckend als sein Gespür für Stil in Sachen Herrenmode.
    Nachdem sie den Lieferwagen als ihren Beobachtungsposten ausgewählt hatten, hatten Carson und Michael die Deckenlampe in der Fahrerkabine außer Betrieb gesetzt und sowohl die Fahrertür als auch die Beifahrertür nur angelehnt. Wenn sie ausstiegen, würden die Türen keine Geräusche verursachen, und kein plötzlich aufleuchtendes Licht würde sie verraten.
    Dennoch sprang der Killer, der sich hingekniet hatte, um eine dritte Kugel, den Gnadenschuss, in Brockmanns Hinterkopf zu jagen, sofort auf. Er wirbelte zu dem sechsten Lieferwagen in der Reihe von vierzehn identischen Fahrzeugen herum – zu ihrem Lieferwagen – und gab zwei weitere Schüsse ab.
    Die erste Kugel entlockte dem Chassis den Klang einer Eisenglocke und prallte von ihm ab. Die zweite durchbohrte die Windschutzscheibe.
    In ihren Jahren als Bulle war Carson nie angeschossen worden, und das nicht so sehr, weil sie vorsichtig, als vielmehr, weil sie kühn war. Sie hielt sich oft an die Vorschriften – aber nur bis zu dem Punkt, an dem
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