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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter
Autoren: John Brunner
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sagte Nick, an die Anwesenden gewandt, während er sich an seiner Schalttafel umdrehte. »Er hat das Leib-und-Seele-Programm in Gang gebracht, das er aus dem vorhandenen HilfsmittelzuteilungsProgramm der Regierung erstellen zu können hoffte. War ein hartes Stück Arbeit, sagt er.«
    »Dem Programm für die nächste Nachkriegszeit?« fragte Süßwasser.
    »Genau.« Nick reckte seine langen Arme. »Deshalb war es so angelegt, daß nur der Regierung angenehme Leute Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Energie erhalten sollten.«
    »Du meinst«, sagte Kate, »es war geschaffen worden, um zu sichern, daß diejenigen, die irrsinnig genug wären, um uns in einen neuen Krieg zu stürzen, danach noch immer an den Schalthebeln sitzen.«
    »Damit sie uns ein weiteres Mal reinreißen könnten, richtig. Aber es ist Paul gelungen, diesen Faktor herauszulösen und durch eine halbwegs ähnliche Basis für die Kredit-Errechnung zu ersetzen. Den Rest ließ er unangetastet, und das Programm hat nun eine höherrangige Priorität als zuvor, als es eine Waffe des Weychopee Centers war. Paul befand sich dort, als man das Programm schrieb. Er hatte seine Schwäche sofort erkannt.«
    »Und was ist nun seine Aufgabe?« erkundigte sich Brad Compton.
    »Nicht zuwenig Gutes. Falls die Menschen für Vorschlag Nr. 1 stimmen, wird kein besitzgieriger Fürchtenichts noch seinen Wand-zu-Wand-3dF erhalten, solange irgend jemand obdachlos ist. Er wird keine Orbital-Kreuzfahrt machen dürfen, solange Menschen an Krankheiten sterben, die wir seit langem zu heilen verstehen.«
    »Für den Anfang recht ordentlich«, sagte Süßwasser. »Aber hast du inzwischen auch Fortschritte bei der Umstrukturierung des Steuersystems gemacht, Nick? Das interessiert mich sehr. Wenn ich daran denke, wie stinksauer ich war, als ich an diese Mieslinge in Oakland blechen mußte, bloß weil sie in der Gegend so eine Abneigung gegen Medien hegten.«
    »O ja, Vorschlag Nr. 2 kommt so schön zustande wie Nr. 1«, sagte Nick und tippte einen kurzen Code. »Ich mußte ihn mir noch einmal vornehmen, um ein paar Knoten zu entwirren, aber falls sich keine weiteren Komplikationen einstellen. Ah, gut. Wird in etwa zwei Minuten geliefert.«
    »Wißt ihr, ich habe mich immer gefragt«, meinte Suzy Del-linger nachdenklich, »wie wohl Demokratie schmecken mag. Jetzt kann ich sie endlich in der Luft spüren.«
    »Nur sonderbar, daß sie in Form einer elektronischen Regierung kommen soll«, murmelte Süßwasser.
    Brad Compton blickte sie an. »Eigentlich nicht, nimmt man die Entstehungsgeschichte der Freiheit einmal näher in Augenschein. Es ist die Geschichte, wie man die Grundrechte nach und nach über den Mutwillen der Tyrannen erhob. Als man die Kraft des Gesetzes über die Macht des Königs stellte, war der erste große Durchbruch erzielt. Nun erreichen wir einen weiteren Meilenstein. Wir übergeben die Macht mehr Menschen, als sie jemals zuvor genossen haben, und.«
    »Und mir ist dabei zumute«, unterbrach Nick, »wie den Forschern zumute gewesen sein muß, als die erste nukleare Kettenreaktion gelang. Wird morgen früh die Welt noch bestehen?« Ein kurzes Schweigen ergab sich, durchdrungen nur vom elektrischen Summen der Apparaturen, während die Gesprächsteilnehmer spekulative Betrachtungen über das zur kontinentalen Verbreitung vorgesehene Befragungsprogramm anstellten, das am übernächsten Tag von 7 bis 19 Uhr Ortszeit erfolgen sollte; während dieser Zeitspanne würden sämtliche Kommunikatoren des ganzen Kontinents immer wieder zwei Vorschläge wiederholen, begleitet von einer gesprochenen Fassung für die Analphabeten. Mehrheitlich sollte die Unterbreitung in englischer Sprache geschehen, aber zum Teil auch in Spanisch, Chinesisch und Amerind-Sprachen. Die Vorschläge beruhten auf dem kleinsten gemeinsamen kontinentalen Nenner. Nach jeder Wiederholung kam eine Pause, während welcher jeder Volljährige seinen Code ins Gerät tippen und ein >ja< oder >nein< hinzufügen konnte. Und die Computer würden sich ganz nach dem Ergebnis des Entscheids richten.
    Vorschlag Nr. 1 betraf die Ausrottung aller außer der selbstgewählten Armut. Vorschlag Nr. 2…
    »Aha, da kommt er«, sagte Nick und begutachtete die Spalten von Zahlen und Code-Gruppen, die auf dem Bildschirm zu erscheinen begannen. »Die Endfassung macht einen guten Eindruck. Kategorisierung der Erwerbstätigkeit in drei Richtungen. Erstens: Notwendige Spezialausbildung oder ersatzweise außergewöhnliches Talent -
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