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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter
Autoren: John Brunner
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vier Milliarden Dollar an öffentlichen Geldern, die bis dahin versickert waren und niemals die Erdbebenopfer erreichten, denen sie aus dem Dreck helfen sollten.«
    »Du erzählst die Geschichte nicht ganz«, bemerkte Ted mit brüchiger Stimme. »Kate, als du das erste Mal hier warst, fragtest du, ob das Claes-College zerfallen sei, weil die Mehrheit der Mitglieder in Abgrundsdorf blieb - entsinnst du dich?« Sie nickte; ihre Miene zeugte von Spannung. »Ja«, lautet die Antwort. »Nach dem Bombenanschlag hatten sie gar keine andere Wahl. Brad und ich gehörten zu jenen, die sie begruben.«
    Für lange Zeit herrschte bedrücktes Schweigen. »Diese letzte Monografie«, erkundigte sich Kate endlich. »Hatte sie einen Titel?«
    »Ja. Prophetischerweise sollte sie heißen: Entdeckung der Machtstütze .«
    Das darauf folgende Schweigen zog sich so lange hin, daß man das Gefühl hatte, die Luft werde gedehnt und drohe zu reißen. Schließlich stieß Nick einen schweren Seufzer aus. »Teufel, so habe ich die Sache noch nie betrachtet. Ich muß blind sein.«
    »Ich spare es mir, dir zu widersprechen«, sagte der Sheriff; sein Gesichtsausdruck war todernst. »Es ist nicht dir allein so gegangen. Im Rückblick allerdings. Man verdeutliche sich das einmal folgendermaßen: Man versieht die Bevölkerung eines ganzen Kontinents mit ungeahnten Techniken: Zugang zu den vielfältigsten Informationen, hervorragendes Verkehrswesen, soviel Kredit, daß niemand jemals wieder arm sein muß - vorausgesetzt, er teilt ihn sich richtig ein. Und ungefähr zur gleichen Zeit gesteht man, daß es nicht länger irgendeinen Sinn hat, sich auf größere Kriege einzulassen, weil es zuviel zu verlieren und nichts zu gewinnen gibt. Um es in Porters berühmten Wort auszudrücken: Es ist an der Zeit fürs Wettrennen zum Denkergeschlecht. Aber man stellt die Regierung. Der Verbleib an der Macht hat immer auf der letztendlichen Drohung beruht: Gehorch oder stirb! Vielleicht ist man sich dieser grundsätzlichen Wahrheit nie so ganz bewußt gewesen. Vielleicht ist sie widerwillig erst zur Kenntnis genommen worden, als man sich ernsthaft anstrengen mußte, um festzustellen, warum die Dinge nicht länger so glatt und wie geschmiert liefen wie früher. Im Ergebnis, versteht sich, der Schwerpunktverschiebung von den Waffen als entscheidendem nationalen Instrumentarium auf die individuelle Hochleistungsfähigkeit. Aber geistig brillante Individuen sind nun mal rechthaberisch, unberechenbar, in hohem Maße eigensinnig. Es hat den Anschein, man könne sie nicht als Werkzeuge verwenden, wie Untertanen und bloße Gegenstände behandeln. Man sieht sich beinahe zur Schlußfolgerung getrieben, daß man eine überholte Einrichtung ist. Macht dieser Art kann in der modernen Welt nicht bestehen bleiben. Und dann dämmert's allmählich. Es gibt noch eine Organisation, die über immense Macht verfügt, die jedoch seit jeher stark von Individuen abhing, die noch beunruhigender sind als jene, von denen man verdrängt zu werden droht. In manchen Fällen sind sie sogar regelrecht psychopathisch.«
    »Und diese Organisation ist gleichermaßen fest dazu entschlossen«, ergänzte Brad, »sich ihren Platz an der Sonne zu erhalten. Und ebenso ist sie gleichermaßen dazu bereit, die letztmögliche Sanktion gegen jene zu verhängen, die ihr nicht gehorchen.«
    Kates Kinn sackte herab. »Ich glaube«, sagte Ted leise, »jetzt haben wir uns verständlich gemacht.«
    »Ja. ja, ich fürchte, ja.« Kate ballte ihre Hände zu Fäusten. »Aber ich vermag's noch nicht recht zu glauben. Und du, Nick.?«
    »Seit dein Zuhause in die Luft gejagt worden ist«, erklärte Nick mit eherner Ruhe, »hege ich die Bereitschaft, von denen alles zu glauben. Es war ein reines Wunder, daß die Warnung früh genug kam, so daß sich noch die Straßen räumen ließen. Oder was ist.? Ted, ich wollte dich noch danach fragen. Ist jemand verletzt worden?«
    Der Sheriff nickte mit bitterer Miene. »Leider haben einige Studenten die Warnung nicht so ernst genommen, wie's angebracht gewesen wäre. Zehn erlitten Verletzungen. Zwei davon sind verstorben.« Kate verbarg das Gesicht in den Handflächen; ihre Schultern bebten. »Nur zu, Nick«, forderte Ted ihn auf. »Sprich aus, was du geschlußfolgert hast. Gestern hast du selber gesagt: Wahrheit macht frei. Das gilt auch dann, wenn die Wahrheit besonders scheußlich ist.«
    »Es gab nur eine geeignete Stütze der Macht, um die alte Art von Regierungsgewalt zu retten«,
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