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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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meine Muskeln ein wenig größer sind als bei den meisten Menschen«, sagte Jorian. »Dennoch sprichst du wohl die Wahrheit. Wie dem auch sei, alter Mann, der Tag dauert nicht ewig. Wir sollten also dein Versteck suchen, sobald du wieder gehen kannst.«
    »Aye, ich kann, obwohl mir die Aussicht keine Freude macht.« Stöhnend richtete sich der alte Zauberer auf. »Nun wollen wir mal sehen, wo habe ich das verfluchte Ding versteckt? T-t-t – es war unter einem Felsbrocken inmitten von Laub.«
    »Hier sind keine Felsen«, sagte Jorian mit einem Anflug von Ungeduld.
    »Wahr, wahr, vielleicht ist die Stelle ein Stück weiter im Norden. Schauen wir mal nach.«
    »Hast du nicht einen Baum in der Nähe gekennzeichnet oder ein sonstiges Zeichen hinterlassen?«
    »Lass mich nachdenken. Ah, ja, ich habe drei Bäume gezeichnet, auf drei Seiten des Verstecks. Aber es gibt hier so verflixt viele Bäume …«
    »Warum suchst du sie nicht mittels Magie?«
    »Weil meine geistigen Kräfte im Moment erschöpft sind.«
    Sie wanderten durch den Sumpf. Insekten tanzten im Licht der Sonnenstrahlen, die durch die Blätter fielen.
    Plötzlich blieb Jorian stehen und fragte: »Ist das eines deiner Zeichen?«
    »Aber ja!« sagte Karadur. »Wollen mal sehen, wo die anderen sind …«
    »Aber es gibt hier keine Felsbrocken, sowenig wie es in der Wüste von Fedirun Fische gibt.«
    »Felsbrocken? Felsbrocken? Aber ja, jetzt fällt es mir wieder ein! Ich habe das Bündel gar nicht unter einen Stein gelegt, sondern unter einen Baumstamm. Dort!«
    Karadur deutete auf einen großen Stamm, der auf dem Waldboden lag. Gleich darauf hatten sie die schützenden Blätter fortgeräumt und einen Leinenbeutel freigelegt. Jorian unterdrückte seinen Ärger; einem Manne, der ihm das Leben gerettet hatte, musste er ein wenig Zerstreutheit schon zubilligen.
     
    Jorian stand auf. Er war nun wie jeder andere Waldbewohner gekleidet, in eine große braune Tunika und Hosen, hohe Schnürstiefel und einen schweißfleckigen grünen Hut mit abgeknickter Fasanenfeder. In der Linken balancierte er eine Armbrust und trug am Gürtel ein breites Jagdmesser.
    »Was machen wir damit?« fragte er und hielt die xylarische Krone hoch. »Dafür könnte man viel Geld bekommen.«
    »Unmöglich, mein Junge!« sagte Karadur. »Das würde dich sofort verraten. Am besten verstecken wir das Ding hier. Wenn es das Schicksal will, kannst du die Sachen eines Tages hier abholen. Oder du könntest dich mit den Xylariern einigen – ein Kopf gegen Hinweise, wo sie ihre Krone finden. Ich dachte du hättest Geld bei dir?«
    »Habe ich auch; hundert goldene Löwen, frisch aus der königlichen Münzanstalt, in diesem Gürtel. Ein größerer Betrag hätte mich im Sumpf glatt untergehen lassen. Aber man kann immer ein wenig mehr gebrauchen.«
    »Aber das ist schon ein beträchtliches Vermögen, mein Sohn. Geben die Götter, dass kein Räuber davon erfährt!«
    »Naja, wie die Dinge stehen, habe ich keinen sicheren Ort, mein Geld unterzubringen.«
    »Das ist wahr. Jedenfalls wäre es zu riskant, aus der Krone zusätzliches Kapital zu schlagen. Und jetzt muss ich dir das Haar schneiden, ehe es dunkel wird. Setz dich.«
    Jorian setzte sich auf den Baumstamm, während sich Karadur mit Schere und Kamm an seinem Kopf zu schaffen machte. Er bat Jorian wiederholt, mit dem Reden aufzuhören, doch der ehemalige König ließ sich nicht lange zum Schweigen bringen.
    »Es bedrückt mich«, sagte Jorian, »dass ich mein Volk, mein ehemaliges Volk seiner Freude beraubt habe; die Köpfung und Krönung und all die Wettbewerbe und der Pomp und dergleichen, das Tanzen und das Feiern – alles ist diesmal ausgefallen.«
    »Was zweifellos zu einer sündigen Orgie des Alkohols und des geschlechtlichen Umtriebs geworden wäre«, sagte Karadur. »Du hast vielleicht trotz allem etwas Gutes getan. Du kannst es dir ja immer noch überlegen und zurückgehen.«
    »Nein, nein. Ich bin ja zufrieden. Und die Götter müssten mit meinem Tun auch einverstanden sein, sonst hätten sie mich nicht schon so lange unterstützt.«
    »Dein Argument wäre zutreffend, wenn man annimmt, dass sich die Götter mit einzelnen Sterblichen befassen – ein Streitpunkt der Philosophen seit Jahrtausenden. Mir will scheinen, der ausschlaggebende Umstand deiner Flucht war meine Zauberei, verstärkt durch meine moralische Reinheit; dazu die günstige Stellung der Planeten und deine eigenen Körperkräfte und Reflexe. Und jetzt der riesige Schnurrbart
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