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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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seid Ihr?« fragte sie, noch halb zur Flucht gewandt.
    »Jorian, Sohn des Evor. Ist dies das Haus von Rhithos dem Waffenschmied?«
    »Aye. Wir haben gehört, dass Ihr kommt, aber wir erwarteten Euch schon vor Tagen.«
    »Ich habe mich in dem verdammten Wald verlaufen«, sagte Jorian. »Komm, Mädchen, halt mal den Bottich, während ich den Eimer bediene.«
    Jorian schüttete Wasser in den Bottich und betrachtete dabei das Mädchen. Sie war ungewöhnlich groß, kaum eine Handbreit kleiner als er, und hatte einen schwarzen Haarschopf. Ihre Gesichtszüge waren ein wenig zu unregelmäßig, um schön genannt zu werden, aber sie war eine auffallende, kräftig wirkende Frau mit schönen grauen Augen.
    »Kein Wunder, dass Ihr Euch verirrt habt!« sagte sie mit tiefer Stimme. »Rhithos hat einen Konfusionszauber über das Land gelegt, um Jäger und Holzfäller fernzuhalten.«
    »Warum?«
    »Für die Silvaner. Als Gegenleistung holen sie uns Nahrung.«
    »Ich dachte, ich hätte einen kleinen Burschen mit langen haarigen Ohren gesehen«, sagte Jorian und trug den Bottich zum Haus. Der Affenmensch richtete sich auf und knurrte ihn an.
    »Der Zauber sollte für Euch aufgehoben werden«, fuhr das Mädchen fort. »Aber das geht nicht so einfach, als ob man eine Kerze ausbläst. Ihr habt wenigstens ein gutes Benehmen, Herr Jorian.«
    »Naja, wir früheren Könige müssen auf unseren Ruf achten«, sagte Jorian mit kortolischem Akzent.
    Das Mädchen öffnete die Tür und trat in einen großen Raum. Schriftrollen, Schmelztiegel und magische Geräte aller Art lagen auf Tischen, Stühlen und Bänken herum. Das Haus bot soliden, rustikalen Komfort, wie das Jagdhaus, das Jorian von seinen Vorgängern in Xylar geerbt hatte. Der Boden bestand aus Holzplanken. Waffen hingen an den Wänden, Felle von Bären und anderen Tieren bedeckten den Boden, Kissen waren über die Bänke verstreut.
    Das Mädchen führte ihren Besucher in die Küche. Jorian hob den Bottich mit Mühe auf den Tisch neben dem Waschbecken.
    »Was fehlt Euch?« fragte das Mädchen schnell. »Sagt nur nicht, das Gewicht dieser Wanne nimmt einen kräftigen Kerl wie Euch so mit!«
    »Meine liebe junge Dame, ich habe drei Tage lang nichts gegessen.«
    »Großer Zevatas! Dem müssen wir abhelfen!« Sie wühlte im Brotkasten und im Apfelverschlag.
    »Wie kann ich dich nennen?« fragte Jorian und legte Armbrust und Beutel ab.
    »Mein Name ist Vanora.« Als Jorian sie fragend ansah: »Vanora aus Govannian, wenn Ihr möchtet.«
    »Ah, der Akzent kam mir doch bekannt vor. Ist Rhithos dein Vater oder Onkel?«
    »Der, ein Verwandter?« Sie stieß ein kurzes, verächtliches Lachen aus. »Er ist mein Herr. Er kaufte mich als Mädchen für alles in Govannian.«
    »Wie denn das?«
    »Ich hatte meinen Liebhaber erstochen, den wertlosen Lumpen. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber ich verliebe mich immer in betrunkene Nichtsnutze, die mich schlecht behandeln. Naja, der Bursche starb, und man wollte mir schon den Kopf abhacken, um mich zu lehren, so etwas nicht noch einmal zu tun. Aber in Govannian lässt man verurteilte Verbrecher von Ausländern als Sklaven kaufen, vorausgesetzt, die Ware wird aus dem Land geschafft. Würde ich in meine Heimat zurückkommen, könnte ich immer noch den Kopf verlieren.«
    »Wie behandelt dich Rhithos?«
    Sie stellte einen Teller mit einem kleinen Laib Brot, einem Stück Räucherfleisch, einem Käsestück und einem Apfel vor ihn hin. Dicht neben ihm stehend, sagte sie: »Er behandelt mich gar nicht. Solange ich ihm gehorche, kümmert er sich um mich nicht mehr als um ein Möbelstück – nicht mal zur Nacht wird das besser, denn er behauptet, seine magische Arbeit erfordert den Zölibat. Jetzt ist er in seiner Schmiede und arbeitet an Daunas’ neuem Schwert; er kommt erst zum Abendessen herüber.«
    Sie musterte ihn aus halbgeöffneten Augen und beugte sich ein wenig vor, so dass ihre volle Brust sanft seinen Arm berührte.
    »Wenn du mich entschuldigst, liebe Jungfer Vanora«, sagte Jorian und wandte sich dem Teller zu. »Was ich im Augenblick brauche, ist Nahrung, sonst sinke ich verhungert in die Knie. Wo darf ich mich zum Essen hinsetzen?«
    »Nahrung!« rief sie heftig. »Setzt Euch an den kleinen Tisch dort. Hier ist etwas Apfelwein. Trinkt ihn nur mäßig; er ist kräftiger, als man denkt.«
    »Ich danke dir.« Jorian begann heißhungrig zu essen.
    »Ich kann nicht bleiben, Herr Jorian«, sagte sie. »Ich habe Arbeit.« Mit raschen Schritten eilte sie aus
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