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Der Schmetterlingsthron

Der Schmetterlingsthron

Titel: Der Schmetterlingsthron
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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für mich unter falschem Namen.«
    »Ein falscher Name? Das ist aber nicht ethisch, mein Sohn«, sagte Karadur tadelnd.
    »So? Du vergisst, dass ich früher einmal bei den Soldaten des Großen Bastards gedient habe. Man erinnert sich an mich.«
    »Keine Sorge. Der Große Herzog und der Große Bastard sind beide gegen Xylar, weil ihr Land zwischen deinem früheren Königreich und der Republik Vindium liegt, die sich mit Xylar gegen Othomae verbündet hat.«
    »Das hat nichts zu besagen. Vielleicht werde ich aus Othomae entführt. Der Oberste Richter wird an seiner verdammten Zeremonie festhalten wollen. Was ist unethischer an einem falschen Namen, als mich dazu zu zwingen, dem König von Mulvan die verdammte Kiste mit vermoderten Zauberpapieren zu stehlen, wie es eure Fortschrittskräfte tun? Wenn ich zwischen hier und Trimandilam erwischt werde, bekommt ihr die Truhe nicht. Also falsche Namen! Welchen Namen wirst du annehmen, wenn du dich dazu durchringen kannst?«
    »Ich werde mich … äh … Mabahandula nennen.«
    »Bei Imbals eisernem Schwänzchen. Das ist ein ziemlicher Mundvoll.«
    Karadur zuckte zusammen. »Bitte äußere deine Blasphemien nicht so freimütig, auch nicht im Namen deiner hübschen kleinen Gottheiten. Wie wirst du heißen, falls du zuerst eintriffst?«
    »Hmm – Nikko aus Kortoli. Ich hatte mal einen Onkel, der hieß Nikko.«
    »Warum gibst du dich nicht als Zoloner aus? Die Insel Zolon ist weit entfernt.«
    »Ich bin nie dort gewesen und kenne den Dialekt nicht. Aber ich bin in Kortoli aufgewachsen und kann den kortolischen Landesdialekt sprechen.«
    »Also gut. Wenn ich nicht im Silbernen Drachen erscheine, erkundige dich nach der Zauberin Goania. Sie hat alle Instrumente, die wir brauchen, um die Truhe des Avlen dem König aller Könige abzunehmen, wie er sich nennt.«
    »Goania? Gut, wird gemacht. Und du, mein Freund, solltest in deiner Zerstreutheit nicht den Namen der Stadt vergessen und in Govannian oder Vindium landen und dich wundern, dass ich nicht erscheine.«
    »Kümmere dich nicht um meine Zerstreutheit!« grollte der Zauberer. »Befolge meine Anweisungen und überlaß den Rest mir. Und hüte deine lockere Zunge. Auf dem Gerüst dachte ich schon, dein keckes Geplapper würde uns verraten. Halt an dich mit dem Trinken: Scharfe Getränke und Gesprächigkeit sind deine Schwächen. Und jetzt neigen wir die Köpfe im Gebet zu den wahren Göttern: den Göttern Mulvans.«
    Der weise Mann sagte seine Gebete auf vor Burni dem Schöpfer, Kradha dem Erhalter und Ashaka dem Vernichter. Jorian schüttelte Karadur die Hand, der zum Abschied sagte: »Sei vorsichtig und bescheiden, hüte dich vor der Lust des Fleisches, suche die moralische Vollkommenheit und die geistige Erhellung. Die wahren Götter mögen mit dir sein, mein Sohn.«
    »Ich danke dir, Vater«, sagte Jorian. »Ich werde so bescheiden sein wie eine Auster und so rein wie eine Schneeflocke.«
    Und er schritt in die Dämmerung des Waldes. Karadur, der ihm nachblickte, begann sich das magische Seil um die Hüfte zu winden. Das Lied der Nachtinsekten summte durch die zunehmende Dunkelheit.

 
2
     
    Als Jorian das Haus Rhithos’ des Waffenschmieds erreichte, hatte der Monat des Bären begonnen. In den Vorbergen der Lograms waren die Blätter braun und rot und golden geworden, während weiter oben die Immergrün ihre dunkelgrüne Färbung behielten. Ein Regen bunter Herbstblätter segelte über die Lichtung, auf der Rhithos’ Haus stand.
    Das Gebäude war größer und solider, als man es bei einem Einsiedler erwartet hätte. Es besaß ein Erdgeschoß aus gemörtelten Steinen und darüber ein halbes Stockwerk aus Balken; den Abschluss bildete ein Spitzdach. Neben dem Haupthaus, im rechten Winkel zur Hauptachse des Gebäudes, erstreckte sich ein ebenerdiger Anbau oder Schuppen; es war die Schmiede, aus der Hammerschläge herüberschallten.
    Am anderen Ende stand ein großer Holzkäfig an der Hauswand. Hier duckte sich ein Affenmensch aus den Dschungeln von Komilakh in die Ecke. Am Rande der Lichtung erhob sich der Steinrand eines Brunnens, an dem eine junge Frau gerade Wasser schöpfte. Als sich Jorian mit geschulterter Armbrust näherte, hatte sie gerade einen Eimer hochgezogen und leerte ihn in den Bottich. Auf der anderen Seite der Lichtung fraß ein angebundener Esel an einem Heuhaufen.
    Als sie Jorian entdeckte, zuckte das Mädchen zusammen, und Wasser spritzte aus dem Eimer.
    »Guten Tag! Lass mich dir helfen, Mädchen!«
    »Wer
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