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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis
Autoren: Phillip Margolin
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klinischen Studien zu überprüfen, die mit Insufort durchgeführt worden waren. Danach war Insufort ein unbedenkliches Produkt. Daniel war davon überzeugt, dass Flynns Behauptung, das Medikament verursache Fehlbildungen, jeder sachlichen Grundlage entbehrte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Flynn versuchte, Millionen zu scheffeln, indem er aus der Luft gegriffene Behauptungen aufstellte und dar über einen Rechtsstreit vom Zaun brach.
    F ünf Jahre zuvor hatte ein Fernsehkanal eine furchtbare Geschichte über einen sechsjährigen Jungen gesendet, der in der elterlichen Garageneinfahrt getötet wurde. Seine Mutter sagte, sie könne beschwören, dass ihr Van, als sie auf die Bremse trat, plötzlich einen Satz nach vorne gemacht und dabei ihren Sohn gegen das Garagentor gequetscht habe. Nach und nach erschienen weitere Opfer von »plötzlicher Beschleunigung« auf der Bildfläche. Sie behaupteten, ihr Van würde, obwohl sie die Bremse treten, vorschnellen und sei dann nicht mehr zu stoppen.
    Aaron Flynn hatte gerade erst seine Kanzlei in Portland er öffnet, aber er hatte das Glück, den Kläger im ersten Fall dieser »plötzlichen Beschleunigung« zu vertreten. Sein Millionendollarurteil gegen den Hersteller des Vans brachte ihm seinen Ruf ein. Im Nachhinein erwies sich das Phänomen der »plötzlichen Beschleunigung« als höchst einfach: Es war nicht auf eine mechanische Fehlfunktion zurückzuführen, sondern auf menschliches Versagen: Die Fahrer traten aufs Gaspedal statt auf die Bremse. Als die Wahrheit endlich ans Licht kam, hatte der Hersteller Millionenbeträge an Schadensersatz und Vergleichen bezahlt, und Anwälte wie Flynn hatten ihren Reibach gemacht.
    Daniel war Flynn vorgestellt worden, als der Anwalt wegen einer Aussage die B üros von Reed, Briggs besucht hatte, doch es war nur für einen kurzen Moment gewesen, und Flynn hatte während der Verhandlung kaum einmal in seine Richtung geschaut. Daher war Daniel überrascht, als Flynn lächelte und ihn mit Namen anredete.
    »Daniel Arnes, nicht wahr?“
    »Ja, Mr. Flynn.«
    »So, wie Sie aussehen, würde ich vermuten, dass Sie nicht viel Schlaf abbekommen haben.«
    »Nein, tatsächlich nicht«, antwortete Daniel vorsichtig. Flynn nickte mitfühlend. »Lisa kann Sie in unser Kaffeezimmer bringen, ein Becher Java und ein Muffin würden Ihnen sicher gut tun.«
    »Danke, Mr. Flynn, aber ich muss zurück«, sagte Daniel, der auf keinen Fall vom Feind etwas geschenkt haben wollte, auch wenn Kaffee und ein Muffin äußerst verlockend klangen.
    Flynn signalisierte mit einem L ächeln, dass er verstanden hatte. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Trolley mit den gestapelten Kartons.
    »Arthur hat Ihnen offenbar Sklavendienste über den Geller-Dokumenten abverlangt. Nicht gerade das, was Sie sich erhofft haben, als Sie in Yale die Kommentare von Holmes und Cardozo gelesen haben, nehme ich an.«
    »Es war die University of Oregon.«
    Flynn grinste. »Dann müssen Sie eine von den ganz großen Leuchten sein, wenn Sie es fertig gebracht haben, sich zwischen die Jungs und Mädels der Ivy League reinzuquetschen. Ich hab mein Juraexamen an der University of Arizona gemacht. Absoluter Durchschnitt.«
    Er sah noch einmal auf die Kartons mit den Geller-Dokumenten und seufzte.
    »Wissen Sie, als ich die Klage Moffitt gegen Geller Pharmaceuticals eingereicht habe, bestand diese Firma aus zwei Partnern und sechs Junioranwälten, aber seit Ihr Klient meine Bitten um Offenlegung mit solcher Gründlichkeit beantwortet, musste ich ein weiteres Stockwerk anmieten sowie fünf neue Anw älte, zehn Assistenten und acht zusätzliche Hilfskräfte einstellen, die alle für meinen kleinen Streit mit Geller arbeiten.«
    »Ich verdiene meine Brötchen auch mit Ihnen, Mr. Flynn«, sagte Daniel, um mit einem nervösen Scherz das Gespräch in Gang zu halten. Flynn hatte etwas an sich, das bei Daniel den Wunsch weckte, die Begegnung in die Länge zu ziehen. »Wie es scheint, kreuzen Sie ziemlich oft die Klingen mit Reed, Briggs.«
    »Da haben Sie wohl Recht«, antwortete Flynn mit einem verschmitzten Lachen. »Falls Sie irgendwann einmal keine Lust mehr haben, sich für schnöde Firmeninteressen abzustrampeln, und Sie sich entschließen, eine anständige Arbeit anzunehmen, na ja, ein Anruf genügt. Wir Jungs von den staatlichen Schulen müssen zusammenhalten. War nett, Sie wiederzusehen.«
    Flynn streckte die Hand aus. W ährend Daniel sie schüttelte, öffnete sich die
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