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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis
Autoren: Phillip Margolin
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Mund zupresste. Sie öffnete die Augen und versuchte, sich aufzusetzen, doch eine Pistolenmündung drückte hart an ihre Stirn und zwang ihren Kopf tief ins Kissen zurück.
    »Schrei, und du bist tot. Beantworte meine Fragen, und du bleibst am Leben. Nicke langsam, wenn du mich verstanden hast.«
    Im schwachen Neonlicht, das von der Leuchtschrift der Bar nebenan herr ührte, war zu erkennen, dass der Eindringling eine Skimaske trug. Irene nickte langsam. Die Hand entfernte sich und hinterließ nur noch den sauren Geschmack von Leder auf ihren Lippen.
    »Wo ist er?«
    »Weg«, keuchte sie, heiser vor Angst.
    »Sag Lebewohl, Miststück!«, flüsterte der Eindringling. Irene hörte, wie der Abzug klickte.
    »Bitte«, flehte sie. »Ich bin nicht seine Freundin, ich bin eine Nutte. Ich hab ihn im Mirage aufgerissen. Er hat mich gebumst, hat gezahlt und ist gegangen. Er sagte, ich könne das Zimmer für die Nacht haben, weil er früh am Morgen einen Flieger erreichen müsse. Mehr weiß ich nicht, ich schwörs.«
    »Wann genau ist er gegangen?«
    Die Prostituierte lie ß die Augen zu dem Radiowecker auf dem Nachttisch wandern.
    »Vor fünfzehn Minuten. Er ist eben erst weg.«
    Zwei grausame Augen musterten Irene eine Ewigkeit lang, wie ihr schien. Dann verschwand die Pistole.
    »Bleib, wo du bist!«
    Der Eindringling verschwand. F ünf Minuten lang wagte Irene nicht, sich zu rühren. Dann rannte sie ins Bad und übergab sich.

Teil II
Der schlagende Beweis

F ÜNF
    Der Haupteingang zu Reed, Briggs, Stephens, Stottlemeyer and Compton befand sich im obersten Geschoss eines modernen, drei ßigstöckigen Bürogebäudes mitten im Zentrum von Portland, doch Reed, Briggs hatte noch weitere Etagen angemietet. Eine Woche nachdem er die Kartons mit den Geller-Unterlagen in Aaron Flynns Büro abgeliefert hatte, trat Daniel um halb acht im siebenundzwanzigsten Stock aus dem Fahrstuhl. Dieses Stockwerk, in dem Daniel sein Büro hatte, konnte man nur betreten, indem man einen Code in eine Kleintastatur eingab, die neben zwei schmalen Glasflächen links und rechts von der verschlossenen Tür an der Wand angebracht war. Daniel hob die Hand zu den Tasten, als er darüber etwas bemerkte, das wie eine Art Mikrofon aussah. Daneben hing ein Zettel mit der Aufschrift: Der Zutrittscode von Reed, Briggs ist jetzt sprachgesteuert. Nennen Sie laut und deutlich Ihren Namen und sagen Sie dann: »Tür jetzt öffnen!«
    Bei genauerem Hinsehen erkannte Daniel, dass das vermeintliche Mikrofon in Wahrheit ein Kronkorken von einer Saftflasche war. Jemand hatte den Metalldeckel auf einen kleinen Bleistiftspitzer aus Plastik geklebt und beide schwarz angemalt. Daniel sch üttelte den Kopf und tippte seine Nummer ein. Das Schloss schnappte auf, und er öffnete die Tür. Wie er vermutet hatte, lauerte Joe Molinari hinter einer Trennwand und lugte durch die Glasscheibe, die ihm einen Blick auf die Tastatur gewährte.
    »Du bist ein Arschloch«, sagte Daniel.
    Molinari zog ihn mit einem Ruck hinter die Trennwand, als sich im selben Moment Miranda Baker, eine Neunzehnj ährige aus der Poststelle, der Tür näherte.
    »Pass auf!«, sagte Molinari.
    Miranda Baker fing an, ihren Code einzugeben. Als sie das Schild sah, z ögerte sie und sagte dann: »Miranda Baker. Tür jetzt öffnen.« Sie versuchte vergeblich, die Tür aufzumachen. Sie sah verwirrt aus. Molinari krümmte sich vor Lachen.
    »Das ist nicht komisch, Joe. Sie ist ein nettes Mädchen.«
    »Warte!«, sagte Molinari und versuchte, sein Lachen zu unterdrücken, damit Miranda Baker ihn nicht hören konnte. Sie wiederholte ihren Namen und ihren Befehl. Molinari hatte Tränen in den Augen.
    »Ich werd sie rein lassen«, sagte Daniel, als im selben Augenblick Kate Ross, eine von Reed, Briggs' Hausdetektiven, aus dem Fahrstuhl stieg.
    Kate kam zu Miranda, die gerade zum dritten Mal ihren Namen nannte und am T ürknauf zerrte. Sie warf einen einzigen Blick auf das Schild und riss es zusammen mit dem Bleistiftspitzer und dem Kronkorken von der Wand.
    »Scheiße!«, fluchte Joe.
    Kate sagte etwas zu der jungen Frau. Sie schauten durch die Scheibe und sahen Joe und Daniel unfreundlich an. Miranda tippte ihren Code ein und öffnete die Tür. Sie warf den zwei Junganwälten einen wütenden Blick zu, während sie an ihnen vorbei stürmte.
    Kate Ross war achtundzwanzig, knapp einssiebzig gro ß und sah in ihren engen Jeans, der dunkelblauen Hemdbluse und dem marineblauen Blazer sportlich aus. Kate blieb
    vor den beiden
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