Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter
Autoren: Alex Seinfried
Vom Netzwerk:
Marco jetzt und ich bin irritiert, weil die Stimme nicht zu ihm passt. Außerdem weiß er doch, wohin ich unterwegs bin. Plötzlich sieht er auch nicht mehr geil aus, sondern irgendwie – anders.

5

Nichts wird so heiß …
    Ich zucke zusammen und öffne die Augen. Lukas und Marco sind verschwunden. Ich sitze in einem rumpelnden Abteil voller fremder Menschen. Ich hasse es, in der Öffentlichkeit einzuschlafen! Noch mehr hasse ich allerdings, wenn ich mitten in einem heißen Traum aufwache und die Realität weit weniger geil ist …
    Vor mir sitzt wieder der südländische Kerl und schaut mich mit breitem Grinsen an. Offenbar ist er in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt. Dann bemerke ich, dass ich mir im Schlaf wohl den Schwanz gerieben habe, glücklicherweise nur durch die Hose. Aber an der Stelle, wo die Beule endet, hat sich ein feuchter Fleck vom Vorsaft gebildet.
    Entsetzt beuge ich mich vor und verdecke meine Ausbuchtung. Verdammt, ist das peinlich! Jetzt droht mein Gesicht zu explodieren, weil mein Verstand langsam begreift, dass nicht Marco es war, der ins Abteil gekommen ist, sondern der Fremde. Wenn ich doch nur ausgeschlafen hätte, dann wäre ich sicher nicht einfach so ins Reich der Träume versackt. Trotzdem scheint er der Einzige zu sein, der sich gerade für mich interessiert.
    „Ich-ich …“, beginne ich völlig blöde.
    „Schon gut, ich wollte dich nur wecken, bevor du dir im Schlaf das Shirt vollsabberst.“
    Irritiert schaue ich auf meine Brust und erwarte, auch hier einen Fleck zu sehen. Dann verstehe ich, was der Typ meint. Ich hatte ja vorhin schon entschieden, dass er schwul ist. Da hat er natürlich ganz genau darauf geachtet, was bei mir vorgeht und den Fleck auf meiner Hose gesehen. Mein Gesicht legt noch ein bisschen an Hitze zu. Die Frau schräg gegenüber schaut nun von ihrem Rätselheft auf und lächelt milde. Glücklicherweise hat sie nicht vorher aufgeschaut, sonst wäre ihr Gesichtsausdruck zweifellos ein anderer gewesen.
    „Nicht schlimm, hat keiner gemerkt“, sagt der Typ, als ob er meine Gedanken lesen kann. „Schlechte Nacht gehabt?“
    „Nee, nur zu kurz“, antworte ich verlegen. Obwohl die anderen Fahrgäste so tun, als ob wir gar nicht da wären, fühlt sich das Abteil plötzlich viel zu klein an. Natürlich haben sie das Gespräch mitbekommen, oder? Sicherlich fragen die sich gerade, warum mich der Kerl im Schlaf anspricht. Ob ich wirklich gestöhnt habe? Immerhin hat sich mein Gegenüber zweimal geräuspert. Was denken die sich wohl, wenn ich sage, dass meine Nacht nur zu kurz war? Zumindest der Typ vor mir denkt bei dieser Antwort an Sex, das sehe ich an seinem Grinsen.
    Bevor der Fremde irgendwas sagen kann, was mich noch mehr in Verlegenheit bringt, ergreife ich die Flucht und stürme raus auf den Gang. Überall scheint es plötzlich viel zu heiß zu sein und meine Stange leistet meiner Kleidung noch immer erbitterten Widerstand. Eilig laufe ich an den Abteilen vorbei auf das Ende des Wagens zu. Eigentlich hasse ich diese ekelhaften Toiletten, die sie in die Züge einbauen, aber jetzt gerade bin ich nur froh, als ich das entsprechende Leuchtzeichen sehe. Ich schließe die Tür hinter mir ab und bin endlich allein. Mein Spiegelbild wackelt in dem schmutzigen Rechteck vor mir und ich stelle fest, dass man mir die Peinlichkeit ungefiltert vom Gesicht ablesen kann. So kann ich auf keinen Fall wieder zurück. Wie konnte mir das nur passieren? Ich bin nicht mal eine Stunde unterwegs! Das heißt, dass ich noch zwei weitere Stunden vor mir habe. Entweder hole ich meine Klamotten aus dem Abteil – was ja nun nicht gerade unauffällig ist – und stelle mich ein paar Wagen weiter auf den Gang. Oder aber ich setze mich auf meinen Platz und muss bis zum Ende der Fahrt mit dem Grinsen des Typen leben. Dazu natürlich meine Sorge, ob vielleicht doch einer der anderen Reisenden etwas mitbekommen hat. Allein der Gedanke, mich da wieder reinsetzen zu müssen … Und was ist, wenn ich erneut einpenne?
    Ich öffne meine Hose, um mir den Fleck anzuschauen. Oh Mann, ich könnte sterben vor Scham. Das ist ja wie bei dem einen Typ, der sich vor seinem Auftritt bei DSDS ein wenig in die Buchse gepinkelt hat. Der Fremdschämhöhepunkt! Und wer weiß, vielleicht hat er ja nicht mal gepinkelt, vielleicht war er auch nur geil und hat sein Höschen feucht gemacht, so wie ich. Obwohl, bei Dieter Bohlen kann ich mir das nun nicht gerade vorstellen. Da passt eher der Angstpinkler.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher