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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter
Autoren: Alex Seinfried
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Marco wohnst …“
    Mara seufzt kopfschüttelnd. „Was für ein Gesülze! Lukas will wissen, ob ich dein Zimmer in der WG haben kann.“
    Jetzt bin ich baff. Also daher weht der Wind! Keine sexuellen Interessen – zumindest nicht solche, die mich betreffen. Die beiden wollen mich aus der WG vertreiben!
    „Für immer?“, frage ich vorsichtig.
    „Erst mal für die drei Monate“, sagt Mara. Sie druckst ein wenig herum. „Obwohl, ja, eigentlich schon für immer.“
    Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Im Grunde brauche ich das Zimmer momentan ja wirklich nicht. Fast meine ganzen Klamotten sind bei Marco. Faktisch unnötig, dafür das Geld aus dem Fenster zu werfen. Aber bislang hatte es auch etwas Beruhigendes, zu wissen, dass ich mich jederzeit in mein eigenes Reich zurückziehen kann. Nur Gebrauch habe ich davon bis jetzt nicht gemacht. Warum auch, mit Marco läuft alles wunderbar.
    „Für die drei Monate okay“, sage ich schließlich. „Ob ich das Zimmer ganz aufgebe, da mach ich mir noch mal Gedanken drüber. Man soll ja nichts überstürzen.“
    „Ist gut.“ Mara klingt zuversichtlich. „Danke.“
    „Fahrt ihr mich deshalb gemeinsam zum Bahnhof, weil ihr gedacht habt, wenn einer alleine fragt, beiße ich ihn?“
    Lukas schaut mir durch den Rückspiegel in die Augen. Da liegt eindeutig Sex in seinem Blick. „Mara hat sich nicht getraut zu fragen.“
    „Stimmt doch gar nicht!“, protestiert sie und schlägt ihm auf den Oberschenkel.
    Oder aber, Lukas hat das gegenüber Mara als Vorwand genommen, um mir vor meiner Abreise noch mal ein paar heiße Blicke zuzuwerfen …

4

Eine Bahnfahrt, die ist …
    Wenige Minuten später hält Lukas direkt vor dem Bahnhof und steigt aus, um meine Reisetasche aus dem Kofferraum zu holen. Ich bin ein bisschen verdutzt, als Mara ans Steuer rutscht.
    „Gute Reise“, ruft sie mir aus dem Wagen zu. „Wir schreiben, ja?“
    „Logisch!“ Ich nehme meine Tasche. „Mach’s gut, Lukas.“
    Anstatt mir zu antworten, grinst er nur und verabschiedet sich unerwartet von Mara. „Bis nachher dann, okay?“
    „Jaha“, ruft sie und fährt los.
    „Was …“
    „Ich muss noch was erledigen“, sagt Lukas. „Wenn du willst, bring ich dich zum Bahnsteig.“
    „Ach, ich will dich nicht aufhalten.“
    „Kein Problem.“
    „Ehrlich, ich schaff das schon und mein Zug kommt ja auch gleich.“
    „Dann los!“ Lukas schnappt sich wieder die Reisetasche.
    So viel zum berühmten Wink mit dem ganzen Zaun.
    Auf dem Bahnsteig empfängt mich die Anzeigetafel mit einer freundlichen Information: ca. 30 Min. später .
    „Na, da hast du ja wohl doch noch ein bisschen Zeit“, grinst Lukas. „Dann kann ich mich wenigstens vernünftig von dir verabschieden.“
    Plötzlich rückt er mir ziemlich auf die Pelle. Noch bevor ich etwas sagen kann, legt er einen Arm um mich. „Du hast gar nicht auf meine Mails geantwortet.“
    Ich löse mich von ihm. „Na, offenbar aus gutem Grund.“
    Er schaut mich irritiert an. „Magst du mich nicht mehr?“
    „Du bist mit Mara zusammen!“
    „Ja“, sagt er lässig. „Und?“
    „Nichts und !“
    „Soll ich sie vorher um Erlaubnis fragen?“
    Ich bin total baff von dieser sorglosen Dreistigkeit. Aber das kenne ich ja schon von ihm. Vor unserem ersten Mal hat er auch nur gesagt, dass er es mal mit einem Mann ausprobieren will und ich ihm geeignet erscheine. So einfach. Und dann hat er nicht mehr locker gelassen. Wenn er nur nicht so verdammt scharf aussehen würde, hätte er natürlich trotzdem keine Chance gehabt. Aber so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich nachgegeben habe. Genau das macht mir jetzt gerade Angst. Wenn Lukas es drauf anlegt, geht von ihm eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Deshalb habe ich mich ja auch nicht bei ihm gemeldet. Jetzt aber stehe ich hier und sehe die Anzeigetafel und die Uhr und Lukas’ schmachtenden Blick. Ich weiß, dass unten Fächer fürs Gepäck sind und auch irgendwo die Bahnhofsklos. Ich habe es noch nie auf einer öffentlichen Toilette getrieben. Heute soll allerdings bestimmt nicht Premierentag sein! Nein, nicht mit Lukas!
    „Ich seh doch, dass du es genauso willst“, grinst er und kommt wieder näher. Ich spüre erneut seinen Arm um mich. Wenn er mir jetzt einfach die Zunge in den Mund schiebt, vergesse ich vielleicht alles um mich herum. Dann ziehen wir uns gleich hier auf dem Bahnsteig aus und treiben es miteinander.
    „Ich hatte heute schon Sex!“ Ich stoße ihn weg.
    „Echt? Wie war’s?
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