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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo
Autoren: A.E. Hotchner
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Einsamkeit. Eine schreckliche
Verzweiflung. Ich fühlte mich geschlagen. Gelähmt. Ich verharrte eine
Weile und lauschte, hoffte etwas zu hören, dann zwang ich mich, weiter
hinaufzusteigen, und das Gefühl der Einsamkeit und Niederlage nahm
weiter zu.
    Die Tür zu unserem Zimmer war geschlossen. Langsam, die Brust
beengt, drehte ich am Knauf und schob die Tür behutsam auf. Die Läden
waren zu, es war zu finster im Zimmer, um etwas erkennen zu können. Ich
schlug die Eisenläden zurück, nun fiel glührotes Licht auf das
unberührte Bett.
    Ich trat an das Bett und strich mit der Hand über die Decke.
    Die glatte, leblose Seide überzeugte mich endlich, daß sie
nicht da war.
    O du mein Gott! Ich zerrte die Decke vom Bett und riß sie
kreuz und quer entzwei. Das Geräusch der reißenden Seide war wie ein
sanfter, doch schriller Protestschrei.
    Ich ging an die Balkontür, um die Morgenlaute auszuschließen,
die aus dem Garten hereindrangen, Laute, die sie beim Aufwachen immer
so gern gehört hatte. Doch als ich die Hand auf den Türknauf legte,
zogen mich diese Laute auf den Balkon hinaus. Der heraufsteigende Tag
war herrlich. Die Sonne beschien schon das Wasser tief unten, und die
ersten Boote glitten über den See.
    Und dann sah ich sie. Sie saß ganz am Ende des Gartens, am Fuß
eines Abhangs, am Rand einer Klippe, die über das Wasser hinausragte.
Dort, wo der Gartenweg endete und der Liguster hoch wucherte, saß sie
auf einer Steinbank und schaute in den heller werdenden Himmel hinauf.
    Einen Augenblick stockte mir der Atem, aber ich war wie
berauscht. Müdigkeit und Nervenspannung verschwanden mit einem Schlag,
und ein überwältigendes Gefühl der Liebe zu ihr überschwemmte mich. Ich
stand da, hingerissen von ihrer Schönheit, von meiner Liebe, und machte
keinen Versuch, meine Tränen zurückzuhalten.
    Sie sah mich. Sie stand auf, doch keiner von uns rührte sich.
Ja, ich lebe. Und: Ja, du bist hier.
    Sie kam, so schnell sie konnte, den Pfad entlang auf mich
zugelaufen. Ich trat vom Balkon zurück, schoß aus dem Zimmer, nahm die
Treppe je zwei Stufen auf einmal und jagte durch das weiße Marmorfoyer.
Ich hörte sie rufen: »Paul! Paul!« Und während ich über den Rasen lief,
wußte ich genau: wenn ich um die Ecke bog, war sie da.
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